Die Entdeckung der Erde
wie die Hennen von Quiloa«. Von der ungeheuren Beute, welche hier in seine Hände fiel, nahm er für sich nichts als einen Pfeil, gewiß ein Zeichen seltener Uneigennützigkeit.
Nachdem er kurze Zeit in Melinde verweilt, begab er sich nach Cochin, wo er dem Rajah die diesem vom König Emanuel gesandte goldene Krone überlieferte und die Gelegenheit ergriff, sich mit der ihm eigenen anmaßenden Voreiligkeit den Titel eines Vicekönigs zuzulegen.
Nachdem er in Sofala eine Befestigung in der Absicht angelegt, durch dieselbe alle Muselmanen der Küste im Zaum zu halten, kreuzten Almeida und sein Sohn auf dem Indischen Meere, vernichteten die Malabarischen Flotten, singen Handelsschiffe ab und fügten dem Feinde überhaupt einen unberechenbaren Schaden zu, indem sie ihm alle früheren Seewege verlegten.
Um diese Raubzüge aber erfolgreich weiter zu führen, bedurfte es einer beträchtlichen und doch schnellsegelnden Flotte, denn es stand, wenigstens an der Küste Asiens, kein anderer Nothhafen offen als Cochin. Wie empfehlenswerther dagegen erschien das Verfahren d’Albuquerque’s, der sich in jedem Lande gleich dauernd festzusetzen bemühte, indem er überall Befestigungen anlegte, sich der bedeutendsten Städte bemächtigte, von denen aus es ihm leicht wurde, Streifzüge in das Hinterland derselben zu unternehmen, und der sich endlich dadurch, daß er die Schlüssel der beschränkteren Fahrstraßen in seine Hände zu bekommen suchte, das Handelsmonopol mit Indien auf weit gefahrlosere und mehr Andauer verheißende Weise sicherte.
Inzwischen hatten die Siege Almeida’s und die fortschreitenden Eroberungen d’Albuquerque’s dem Saladin von Egypten lebhafte Besorgniß eingeflößt. Verwaiste der Handelsweg über Alexandria, so zog das eine bedeutende Verminderung der Zolleinkünfte, Ankerabgaben und Transitgebühren nach sich, welche sonst auf den asiatischen Waaren, wenn sie durch sein Gebiet befördert wurden, lasteten. Mit der Unterstützung der Venetianer, die ihm sowohl das nöthige Bauholz, als auch geschickte Seeleute lieferten, rüstete er ein Geschwader von zwölf hochbordigen Schiffen aus, welche die Flotte Lorenzo d’Almeida’s bei Cochin aufsuchte und sie nach einem blutigen Kampfe vernichtete, bei dem auch deren Anführer selbst den Tod fand.
Traf diese betrübende Nachricht den Vicekönig auch sehr schmerzlich, so ließ er davon doch nichts merken und setzte Alles daran, um an den »Roumis« – ein Name, aus dem noch der jahrhundertlange Schrecken, den die Römer verbreiteten, herausklingt und der noch damals auf der Küste von Malabar bei allen von Byzanz kommenden muselmanischen Soldaten üblich war – eine furchtbare Rache zu nehmen. Mit neunzehn Seglern begab sich Almeida zunächst vor den Hafen, in dem sein Sohn umgekommen war, und erfocht einen durchschlagenden Sieg, der freilich durch wahrhaft entsetzliche Grausamkeiten befleckt wurde, so daß man zu sagen pflegte: »Möge der Zorn der Franken über Dich kommen, wie er Dabul getroffen hat!«
D’Albuquerque vor Ormuz. (S. 261.)
Nicht zufrieden mit diesem ersten Erfolge, vernichtete Almeida einige Wochen später vor Diu die vereinigten Streitkräfte des Saladin von Egypten und des Rajah von Calicut.
Die Nachricht von diesem Siege ging wie ein Lauffeuer durch ganz Indien und machte der Oberherrschaft der Mohammedaner aus Egypten für immer ein Ende.
Insel Ormuz. (Facsimile. Alter Kupferstich.)
Joao da Nova nebst den anderen Kapitänen, welche d’Albuquerque vor Ormuz verlassen hatten, beschlossen nun, sich Almeida anzuschließen; ihren Ungehorsam suchten sie dabei durch Verleumdungen zu beschönigen, in Folge deren schon eine gerichtliche Untersuchung gegen Albuquerque eingeleitet werden sollte, als der Vicekönig die Mittheilung seiner Ersetzung durch den Erstgenannten erhielt. Anfangs hatte Almeida zwar erklärt, dieser königlichen Bestimmung Folge leisten zu müssen. Bestochen aber von den Einflüsterungen jener Verräther, welche eine strenge Bestrafung fürchteten, wenn die Macht in Albuquerque’s Hände überging, begab er sich im März 1509 nach Cochin mit dem Entschlusse, den Oberbefehl an seinen Nachfolger nicht abzutreten. Dadurch entstanden zwischen den beiden großen Männern langdauernde und häßliche Streitigkeiten, bei denen das Unrecht offenbar auf Almeida’s Seite lag, und schon sollte Albuquerque geschlossen in Eisen nach Lissabon zurückgeführt werden, als zum Glück eine Flotte von fünfzehn
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