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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zurückließ.
    Die letzten Ereignisse spielten sich schon einige Zeit vorher ab, bevor die Nachricht von der Einnahme Goa’s bis Malacca drang. Der »Benderra« oder Justizminister, der Reichsverweser für seinen noch kindlichen Neffen, beeilte sich, aus Furcht, daß die Portugiesen für diese Verrätherei eine gräßliche Rache nehmen würden, diese zu besänftigen. Er suchte deshalb die Gefangenen auf, entschuldigte sich bei ihnen, indem er eidlich versicherte, daß Alles ohne sein Wissen und ohne seinen Willen geschehen sei, und daß er nichts mehr wünschte, als die Portugiesen in Malacca einen friedlichen Handel treiben zu sehen; dazu ertheilte er Befehl, die Rädelsführer dieser Verrätherei ausfindig zu machen und exemplarisch zu züchtigen.
    Die Gefangenen schenkten solchen lügnerischen Versicherungen allerdings keinen Glauben, benützten aber die ihnen aufgedrungene relative Freiheit und wußten Albuquerque auf geschickte Weise sehr werthvolle Notizen über die Lage und Stärke der Stadt zugehen zu lassen.
    Albuquerque vermochte nur mit Anstrengung eine Flotte von neunzehn Kriegsfahrzeugen zusammenzubringen, welche 1400 Mann trug, von denen nur 800 Portugiesen waren. Sollte er nun, wie der König Emanuel verlangte, nach Aden, dem Schlüssel des Rothen Meeres, gehen, dessen Besitz von Wichtigkeit war, wenn es sich darum handelte, einer neuen Flotte, welche der Saladin von Egypten nach Indien zu schicken beabsichtigte, das Auslaufen aus dem beschränkten Meere zu verwehren? Noch zögerte er mit seinem Entschlusse, als das Umschlagen des Moussons (Jahreszeitenwind) ihn zu einem solchen nöthigte.
    Bei dem jetzt herrschenden Winde erschien es nämlich überhaupt unmöglich, nach Aden zu gelangen, während jener zur Fahrt nach Malacca besonders günstig war.
    Diese damals in höherer Blüthe stehende Stadt zählte nicht weniger als 100.000 Einwohner. Enthielt sie auch viel hölzerne, nur mit Palmenblättern bedeckte Häuser, so fanden sich daneben doch auch eine Menge sehr umfänglicher Bauwerke, Moscheen und steinerne Thürme, deren Panorama sich in der Ausdehnung von einer Stunde vor den Blicken entrollte. Indien, China, die malayischen Königreiche der Sunda-Inseln trafen in der Stadt zusammen, wo zahlreiche von der Küste von Malabar, dem Persischen Golfe, dem Rothen Meere und der Küste Afrikas gekommene Schiffe Waaren aus allen Ländern und von aller Art austauschten.
    Beim Anblick der in seine Gewässer einlaufenden portugiesischen Flotte sah der Rajah von Malacca ein, daß er den Fremdlingen eine eclatante Genugthuung geben müsse, indem er den Minister, der ihren Grimm erregt und ihr Erscheinen veranlaßt hatte, opferte. Sein Abgesandter brachte also dem Vicekönig die Mittheilung, daß der Benderra hingerichtet worden sei, und erkundigte sich gleichzeitig nach den Absichten der Portugiesen.
    Albuquerque antwortete mit Reclamation der in der Gewalt des Rajah verbliebenen Gefangenen; dieser aber versteckte sich, – da er Zeit zu gewinnen wünschte, bis der Mousson wieder wechselte, wodurch die Portugiesen entweder gezwungen wurden, unverrichteter Dinge nach Malabar zurückzukehren oder wiederum noch sehr lange Zeit in Malacca zu verweilen, wo er sie dann zu vertilgen hoffte – hinter tausenderlei leere Ausflüchte, und errichtete, wie die alten Berichte melden, inzwischen eine Batterie mit 8000 Kanonen, neben der er noch ein Kriegsheer von 20.000 Mann ansammelte.
    Albuquerque, dem die Geduld ausging, ließ jetzt einige Häuser und mehrere guzaretische Schiffe anzünden, als Anfang seiner Selbsthilfe, was die sofortige Herausgabe der Gefangenen zur Folge hatte; ferner forderte er 30.000 Cruzaden Ersatz für den der Flotte Lopez Sequeira’s zugefügten Schaden, endlich verlangte er, daß man ihn in der Stadt selbst eine Befestigung errichten lasse, welche gleichzeitig als Comptoir dienen sollte. Albuquerque wußte im voraus, daß diese Anforderungen nicht erfüllt werden würden, was denn auch der Fall war.
    Er beschloß also, sich der Stadt zu bemächtigen. Der Tag des heiligen Jakob ward zum Angriff bestimmt. Trotz sehr energischer, neun volle Tage fortgesetzter Vertheidigung, trotz der Verwendung ganz außerordentlicher Mittel, wie z.B. dressirter Elephanten, vergifteter Pfeile, geschickt verborgener Fallen und Barrikaden, wurde die Stadt, Quartier für Quartier, nach wahrhaft heldenmüthigem Kampfe eingenommen. Den Soldaten fiel eine ungeheure Beute zu. Albuquerque behielt für sich nur zehn

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