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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Soldaten, die treuen Gefährten seiner wunderbaren Abenteuer und die Zeugen seiner schmerzlichen Enttäuschung, stritten sich dabei weinend um die Ehre, seine sterblichen Ueberreste bis nach der letzten, von ihm selbst erwählten Ruhestätte zu tragen. In ihrem Schmerze wollten die Hindu’s gar nicht glauben, daß er gestorben sei, sondern behaupteten, er sei nur von ihnen gegangen, um im Himmel die Heerschaaren anzuführen.
    Ein erst in jener Zeit aufgefundenes Schreiben Emanuel’s beweist übrigens, daß der König, wenn er sich auch zeitweise durch die gefälschten Berichte der Feinde Albuquerques täuschen ließ, nachher doch nicht zögerte, ihm volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Leider ist dieser, ihn in alle seine Ehren wiedereinsetzende Brief ihm niemals zugekommen, gewiß hätte er die Bitterkeit seiner letzten Augenblicke gemildert, während er mit dem Schmerze die Augen schloß, von einem Fürsten undankbar behandelt zu werden, dessen Ruhm und dessen Macht er sein ganzes Lebensglück hingeopfert hatte.
    Mit ihm erlosch, sagt Michelet, bei den Siegern alle Gerechtigkeit, alle Menschlichkeit. Noch lange Zeit wallfahrteten die Indianer zu dem Grabe des großen Albuquerque, ihn um Gerechtigkeit gegen die Quälereien seiner Nachfolger anzuflehen.
    Unter den Ursachen, welche so schnell den Verfall und die Zerbröckelung des ungeheuren Königreichs herbeiführten, mit dem Albuquerque sein Vaterland beschenkt, und das noch nach seinem Zusammenbruche unverwischbare Spuren in Indien hinterlassen hat, verdienen, nach Michelet, besonderer Erwähnung: Die Entfernung und Zerstreuung der Comptoirs, die geringe, für die Ausdehnung seiner Niederlassungen gänzlich unzureichende Bevölkerung Portugals, die Raublust und die Quälereien einer liederlichen Regierung, vor Allem aber der unbezähmbare Nationalstolz, der eine Vermischung der Sieger und der Besiegten zur Unmöglichkeit machte.
    Nur durch zwei Helden wurde dieser Verfall etwas aufgehalten, nämlich durch Juan de Castro, der nach Erwerbung ungeheurer Reichthümer zuletzt noch so arm war, daß er sich in seiner letzten Krankheit nicht einmal eine Henne zu erkaufen vermochte, und durch Ataïde, welche Beide der entsittlichten Bevölkerung noch einmal ein Beispiel männlicher Tugenden und untadelhafter Verwaltung vor Augen führten. Nach ihnen kam jedoch der Einsturz, der Zerfall; das gewaltige Reich zerbröckelte und fiel den Spaniern und Holländern in die Hände, die es auch ihrerseits nicht unversehrt zu erhalten verstanden. Alles vergeht – Alles wechselt. Kann man nicht hierbei unter Anwendung auf die Königreiche der Menschen den Spruch aus dem spanischen Gedicht citiren: Das Leben ist nur ein Traum?

Zweiter Theil.
Erstes Capitel.
Die Conquistadoren von Mittel-Amerika.
I.
    Hojeda. – Amerigo Vespucci. – Die Neue Welt erhält seinen Namen. – Juan de la Cosa. – v. Yanez. Pinzon. – Bastidas. – Diego de Lepe. – Diaz de Solis. – Ponce de Leon und Florida. – Balboa entdeckt den Pacifischen Ocean. – Grijalva an den Küsten von Mexico.
     
    Die Briefe und Berichte Columbus’ und seiner Gefährten, die sich wiederholt und mit offenbarer Vorliebe über den Gold-und Perlenreichthum der jüngst entdeckten Länder verbreiteten, hatten eine gewisse Anzahl begieriger Kaufleute und eine große Menge abenteuerlustiger Edelleute nicht wenig in Aufregung versetzt.
    Am 10. April 1495 hatte die spanische Regierung eine allgemeine Erlaubniß zur Entdeckung neuer Gebiete ertheilt; der unglaubliche Mißbrauch derselben aber und die Beschwerden von Columbus’ Seite, dessen Privilegien hierdurch empfindlich geschädigt wurden, führten am 2. Juni 1497 die ausdrückliche Zurücknahme jenes Zugeständnisses herbei, ein Verbot, das man sich später noch durch Androhung schwerer Strafen zu verschärfen gezwungen sah.
    Damals herrschte in der That ein wirkliches Entdeckungsfieber, das Fonseca, der Bischof von Bajadoz, über den Columbus wiederholt Klage zu führen hatte und in dessen Hand alle Angelegenheiten Indiens ruhten, noch außerdem begünstigte.
    Kaum war der Admiral zur dritten Reise von San-Lucar ausgelaufen, als schon vier Entdeckungs-Expeditionen fast gleichzeitig von reichen Rhedern, darunter in erster Linie Pinzon und Amerigo Vespucci, ausgerüstet wurden.
    Von diesen Expeditionen verließ die aus vier Schiffen bestehende erste derselben den Hafen von Santa-Maria am 20. Mai 1499 unter dem Commando Alfonso’s de Hojeda; als Lootse fungirte dabei

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