Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
der Azoren. Sofort sorgte der Kapitän für Erfüllung der während des Ungewitters gethanen Gelübde und schickte deshalb die Hälfte seiner Leute an’s Land; diese wurden aber von den Portugiesen als Gefangene zurückgehalten und erst fünf Tage später, und nur auf die energische Reclamation Christoph Columbus’, wieder freigegeben.
    Am 93. Februar stach der Admiral wieder in See. Von widrigen Winden aufgehalten und von einem nochmaligen Sturm bedroht, legte er mit allen seinen Leuten auf’s Neue verschiedene Gelübde ab und verpflichtete sich, am ersten Samstag nach der Ankunft in Spanien zu fasten. Am 4. März endlich bekamen die Seefahrer die Mündung des Tajo zu Gesicht, in welche sich die »Nina« flüchten konnte, während die »Pinta« vom Wind bis in die Bai von Biscaya verschlagen wurde.
    Die Portugiesen nahmen den Admiral sehr herzlich auf; der König bewilligte ihm sogar eine Audienz. Columbus lag es nun aber am Herzen, schnell nach Spanien zu kommen. Sobald es die Witterung irgend erlaubte, ging die »Nina« wieder in See und warf am 15. März, gegen Mittag, vor dem Hafen von Palos Anker, nach einer Reise von sieben Monaten, während welcher Columbus die Inseln San Salvador, Conception, Groß-Exuma, Longue, die Mukares, Cuba und San Domingo entdeckt hatte.
    Ferdinands und Isabellens Hofhaltung befand sich zur Zeit eben in Barcelona. Der Admiral ward dahin befohlen. Er reiste sogleich mit den aus der neuen Welt mitgebrachten Indianern ab. Der Enthusiasmus, den er überall hervorrief, kannte fast keine Grenzen. Von allen Seiten lief das Volk zusammen, wo es den großen Seehelden nur treffen zu können glaubte, und erwies ihm wahrhaft königliche Ehren. Der Einzug Christoph Columbus in Barcelona gestaltete sich wahrhaft prächtig. Der König, die Königin und die Granden von Spanien empfingen ihn feierlich im Palaste der Deputation. Hier erstattete er einen Bericht über seine merkwürdige Reise, wies die Muster von Gold vor, die er mitgebracht hatte, und die ganze Versammlung fiel dann auf die Kniee und stimmte das
Te Deum
an.
    Christoph Columbus ward hierauf durch ein besonderes Patent geadelt und der König verlieh ihm ein eigenes Wappen mit der Devise: »Castilien und Leone schenkte Columbus eine neue Welt«. Der Name des genuesischen Seefahrers hallte durch ganz Europa wider; die von ihm mitgeführten Indianer erhielten in Gegenwart des Hofes die christliche Taufe und der so lange Zeit arme und verkannte, geistvolle Mann stand jetzt auf der höchsten Staffel seines Ruhmes.
III.
    Zweite Reise: Flottille von 17. Schiffen. – Insel Ferro. – Dominica. – Marie-Galante. – Guadeloupe. – Die Kannibalen. – Montserrat. – Sainte Marie Rotonde. – St. Martin und St. Croix. – Der Archipel der 11.000 Jungfrauen. – Gründung der Stadt Isabella. – Absendung zweier mit Schätzen beladener Fahrzeuge nach Spanien. – Fort St. Thomas in der Provinz Cibao. – Don Diego, Columbus’ Bruder, zum Gouverneur der Insel ernannt. – Insel St. Jean Baptiste oder Porto-Rico. – Espagnola. – Die ersten Kolonisten ermordet. – Jamaica. – Die Küste von Cuba. – Der Sauger (Hemmfisch). – Rückkehr nach Isabella. – Der Cazike wird gefangen gesetzt. – Aufstand der Eingebornen. – Hungersnoth. – Columbus in Spanien verleumdet. – Sendung Johann Aguada’s, Commissär Isabellens. – Die Goldminen. – Columbus’ Abreise. – Ankunft in Cadix.
     
    Der Bericht von den Abenteuern des genuesischen Seefahrers hatte die Geister wahrhaft überreizt. Schon sah man in der Einbildung jenseits der Meere ganze Continente aus purem Golde. Alle Leidenschaften, welche die Habgier zu wecken im Stande ist, erwachten. Der Admiral mußte dem Drange der öffentlichen Meinung nachgeben und in kürzester Zeit wieder in See gehen. Ihn trieb es übrigens auch selbst, nach dem Schauplatz seiner Eroberungen zurückzukehren und die Karten jener Zeit mit neuen Ländern zu bereichern. Er erklärte sich also bereit, abzureisen.
    Der König und die Königin stellten eine Flotte von drei großen Schiffen und vierzehn Caravellen zu seiner Verfügung. Zwölfhundert Menschen sollte dieselbe aufnehmen. Eine Anzahl vornehmer Castilianer zögerte nicht, Columbus’ Stern zu folgen und ihr Glück jenseits der Meere zu versuchen. Pferde und Nutzthiere, Instrumente und Werkzeuge aller Art, bestimmt zur Einsammlung und Reinigung des Goldes, verschiedene Sämereien, mit einem Worte Alles, was zur Gründung einer großangelegten

Weitere Kostenlose Bücher