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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kurs ein, mitten durch diese Meere, welche noch kein europäisches Schiff durchpflügt hatte. Mit der ganzen Leidenschaft des Seefahrers betrat er wieder den Weg der Entdeckungen. Sein Glücksstern führte ihn nach einem gegen Norden gerichteten Küstenstriche Mittelamerikas, er fand am 30. Juli die Insel Guanaja und berührte am 14. August Cap Honduras, die Landspitze, welche in ihrer Verlängerung als Isthmus von Panama die beiden Continente Amerikas verbindet.
     

    Columbus gefesselt wie ein Verbrecher. (S. 204.)
     
    Zum zweiten Male lief also Columbus hier, ohne es selbst zu ahnen, das wirkliche Festland Amerikas an. Er folgte den Umrissen des Ufers neun Monate lang, immer unter Gefahren und Kämpfen aller Art, und entwarf eine Karte dieser Küsten von jenem Punkte aus bis zum Golfe von Darien. Jede Nacht warf er Anker, um sich nicht vom Lande zu entfernen, und gelangte bis zu der mit dem Cap Gracias a Dios scharf auslaufenden Ostspitze des Landes.
     

    Goldminen von Cuba. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 206.)
     
    Am 14. September wurde dieses Cap umschifft; dann aber ward der Admiral von einem so heftigen Sturme heimgesucht, wie weder er selbst noch der älteste seiner Seeleute le einen ähnlichen erlebt hatte. In einem an den König von Spanien gerichteten Schreiben äußert er sich über diese schreckliche Episode folgendermaßen: »Vierundzwanzig Tage lang dauerte das Wüthen der Elemente, während der ich weder Sonne noch Sterne oder einen Planeten sah; meine Schiffe waren geborsten, die Segel zersetzt; Taue, Boote und Takelage – Alles verloren. Die erschöpften und bestürzten Matrosen beteten und legten strenge Gelübde ab; jeder verpflichtete sich zu einer frommen Pilgerfahrt, während Alle von Minute zu Minute das Ende ihres Lebens gekommen glaubten. Ich habe wohl so manchen Sturm gesehen, doch keinen, der so andauernd und heftig gewesen wäre. Viele der Meinigen, die man sonst für die unerschrockensten Seeleute hielt, verloren den Muth; am meisten freilich nagten mir am Herzen die Leiden meines Sohnes, dessen Jugend meine Verzweiflung vermehrte, und den wohl härtere Qualen als einen von uns Anderen heimsuchten. Gewiß verlieh ihm nur Gott allein die Kraft zum Widerstande. Mein Sohn allein belebte den Muth und erhielt die Geduld der Seeleute bei ihrer schweren Arbeit; Alles in Allem hätte man ihn für einen in Stürmen ergrauten Seemann halten können, der, so unglaublich das klingt, in die schwere, über uns verhängte Prüfung doch einen Schimmer von Freude zu mischen verstand. Ich selbst erkrankte und mehrmals glaubte ich mein letztes Stündlein gekommen.. Um meine unglückliche Stimmung voll zu machen, sagte ich mir auch, daß ich nach zwanzig Jahre langem Dienste, nach Ueberstehung so vieler Mühen und Gefahren, nichts, auch gar nichts erübrigt hatte und heute in Spanien auch nicht einen Ziegelstein mein nenne, daß nur das Gasthaus mir eine Stätte bietet, wenn ich ein wenig Ruhe oder die einfachste Mahlzeit brauche; und dann begegnet es mir noch häufig, daß ich meine Zeche kaum zu bezahlen im Stande bin…«
    Liefern diese wenigen Zeilen nicht den Beweis, wie bitter Columbus im Innern manchmal leiden mochte? Wie konnte er inmitten solcher drückenden Verhältnisse noch die für den Chef einer Expedition so nöthige Energie bewahren?
    Während der ganzen Dauer des Sturmes fuhren die Schiffe längs jener Küste hin, welche successive die Namen der Küste von Honduras, Moskito, Nicaragua, Costa-Rica, Veragua und Panama führt. Die zwölf Limonares-Inseln wurden während dieser Fahrt entdeckt. Am 25. September endlich sucht Columbus zwischen der kleinen Insel la Huerta und dem Festlande Zuflucht, reist dann am 5. October von Neuem ab und wirst, nach Aufnahme der Bai von Almirante, vor dem Dorfe Cariay Anker. Hier wurden die Schiffe ausgebessert und verweilten dieselben bis zum 15. October.
    Christoph Columbus glaubte nun unsern der Mündungen des Ganges angelangt zu sein, und die Eingebornen, die von einer gewissen Provinz Ciguare sprachen, schienen diese Annahme zu bekräftigen. Sie sagten auch, daß diese Gegend reiche Goldminen besitze, deren hervorragendste etwa fünfundzwanzig Meilen südlicher zu suchen sei. Der Admiral stach also wieder in See und segelte an dem bewaldeten Ufer Veraguas weiter. Die Indianer dieses Theiles des Continents schienen sehr wilder Natur zu sein. Am 26. November lief die Flottille in den Hafen El Retrete, den heutigen Hafen des Escribanos, ein. Die von

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