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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Biodiversität wurde, desto mehr Standorte konnten besiedelt werden. Der Umkehrschluss dazu ist mindestens ebenso wichtig: Je mehr Standorte besiedelt werden konnten, desto besser waren die Voraussetzungen dafür, dass sich eine immer noch größere Biodiversität entwickelte.
Biotope
    An jedem Wuchsort von Pflanzen, dem Biotop, bestehen charakteristische Abhängigkeiten zwischen Klima, Boden und Vegetation, wenn auch vielleicht nur auf Zeit, etwa im Verlauf der Verlandung eines Sees. Je nach den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, und je nachdem, ob viel oder wenig Säure im Boden vorhanden ist, stellen sich in einem Biotop unterschiedliche Pflanzen ein. In Landschaften kann man Biotoptypen mit charakteristischen Pflanzengemeinschaften erkennen. Dies soll hier am Beispiel der mitteleuropäischen Buchenwälder gezeigt werden.
    Rotbuchen prägen das Biotop, an dem sie wachsen, in charakteristischer Weise: Unter ihrem dichten Blätterdach ist es im Sommer derart schattig, dass dann dort nur wenige Kräuter und Sträucher Fotosynthese betreiben können. Nur wenige andere Baumarten schaffen es, unter Buchen in die Höhe zu kommen. Aber die Buche treibt erst relativ spät im Frühjahr ihre Blätter aus; bis zu diesem Zeitpunkt dringt viel Licht an den Boden vor. Dann können sich dort Pflanzen entwickeln, die sehr rasch hintereinander Blätter, Blüten und Früchte ausbilden und im Sommer kaum noch zu sehen sind, beispielsweise Anemone, Lungenkraut und Lerchensporn.
    Rotbuchen wachsen auf unterschiedlichen Böden; je nach den Bodenverhältnissen stellt sich unterschiedlicher Unterwuchs ein, an dem man verschiedene Typen von Buchenwäldern erkennen kann. Die Pflanzen, die man in diesen Wäldern findet, erlauben daher auch einen Rückschluss auf den Boden und das darunter liegende Gestein, ferner auf die Temperaturverhältnisse, die einen Wald prägen. Typisch für kalkreiche, mineralstoffreiche Böden sind Waldmeister-Buchenwälder
(Abb. 5–3),
in denen man neben dem charakteristischen Waldmeister auch Perlgras, Lungenkraut und Sanikel finden kann. An Südhängen und auf weniger tiefgründigen Böden kommt der Waldgerste-Buchenwald mit Waldgerste, Leberblümchen und Frühlingsplatterbse vor. Noch flachgründigerund steiler sowie dadurch noch stärker von der wärmenden Sonne beschienen sind Standorte des Seggen- oder Orchideen-Buchenwaldes, in denen man mancherorts das Rote und das Weiße Waldvögelein sowie weitere Orchideenarten antreffen kann.
    Abb. 5-3 Waldmeister-Buchenwald auf Kalksteinuntergrund am Dinkelberg (bei Basel).
    Weniger kalkreich als Standorte des Waldmeister-Buchenwaldes sind diejenigen des Flattergras-Buchenwaldes, in denen neben dem Flattergras das Schattenblümchen vorkommt. Noch ärmer an Kalk und noch saurer sind die Böden von Standorten des Hainsimsen-Buchenwaldes. Weithin findet man in diesen Wäldern kaum Unterwuchs; nur selten trifft man auf Hainsimse, Drahtschmiele oder Heidelbeere. [52]
    Auch diese einzelnen Biotope können als Ökosysteme voneinander unterschieden werden. Notwendig ist ihre Abgrenzung aber ausschließlich zu ihrer Beschreibung. In diesen Ökosystemen steht Sauerstoff auch für die Atmung von Organismen zur Verfügung, die keine Fotosynthese betreiben. Es gibt spezielle Pilze, die nur auf einigen Pflanzenarten gedeihen, und viele Tiere ernähren sich ebenfalls nur von ganz bestimmten Pflanzenarten. Viele Moose können sich nur dann entwickeln, wenn ihre Polster beschattet werden und zwischen ihren Blättchen Feuchtigkeit festgehalten wird.
    Auf kalkhaltigem Untergrund werden abgestorbene Überreste von Tieren und Pflanzen, vor allem das im Herbst fallende Laub, im Allgemeinen rascher zersetzt als auf einem stark versauerten Boden. Doch auf jeden Fall bleibt ein Teil der in jedem Jahr aufgebauten organischen Substanz über kürzere oder längere Zeit erhalten: in Form von Holz, das erst nach mehreren Jahren vollständig zersetzt ist, als Kalk von Schneckenhäusern oder Knochen oder im Humus des Bodens. Nicht die gesamte Substanz, die in einem Ökosystem aufgebaut wird, wird also in kurzer Zeit wieder abgebaut. Die in Diagrammdarstellungen von Ökosystemen angezeigten Kreisläufe sind nie vollständig geschlossen. Vielmehr führt die Tatsache, dass Leben an einem Standort oder in einem Ökosystem abläuft, zu Veränderungen von Standort und Ökosystem, indem dort Substanzen gespeichert werden, die zuvor nicht vorhanden waren. Alle diese Veränderungen von Standort

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