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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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und Ökosystem sind in einer Landschaft sichtbar. Daher werden nicht nur die Bilder von Landschaften, sondern auch deren physische Eigenschaften durch das Leben geprägt, das sich im Lauf der Zeit in ihnen «ereignet» hat.
Zonale, extrazonale und azonale Ökosysteme
    Wenn sich über lange Zeiträume hinweg die Bodenbedingungen an Pflanzenstandorten verändern, können sich auch Pflanzenbestände so weit entwickeln, dass sie anderen Biotoptypen zugeordnet werden müssen. Weitgehend Bestand hat dann aber eine andere Differenzierung von Ökosystemen, und zwar die Einteilung in zonale, extrazonale und azonale Ökosysteme. Am weitesten verbreitet in jeder Region, aber sicher keineswegs am ursprünglichsten sind solche Ökosysteme, die sich dem derzeit vorherrschenden Klima entsprechend entwickelt haben. Dort gibt es zonale oder klimazonale Standorte. Zu ihnen gehören die tropischen Ökosysteme der Regenwälder und Savannen, der außertropischen Trockengebiete mit ihren Wüsten und Steppen, der mediterranen Hartlaubwälder, der Laubwälder des gemäßigt-feuchten Klimas, der borealen Nadelwälder, der Tundra und der arktischen Kältewüsten. Zonale Buchenwälder in Mitteleuropa sind der Waldmeister-Buchenwald, der Flattergras-Buchenwald und der Hainsimsen-Buchenwald, die sich in ebenen Lagen, aber auf unterschiedlichen Böden ausprägen.
    Innerhalb von Gebieten mit vorherrschenden zonalen Lebensgemeinschaften bestehen an einzelnen Orten extrazonale Ökosysteme. Dies ist besonders im Gebirge und an Berghängen der Fall, an denen Standortbedingungen entwickelt sind, die denjenigen in höheren oder geringeren geographischen Breiten ähneln. Sie sind also ähnlich ausgeprägt wie zonale Ökosysteme weiter im Norden oder im Süden. In einem hohen Gebirge im Mittelmeergebiet kommen Wälder vor, die denen des gemäßigt-feuchten Klimas weiter im Norden entsprechen. Im Apennin oder in den Pyrenäen gibt es extrazonale Buchenwälder, die zonalen Wäldern in Mitteleuropa ähneln. An besonders warmen Südhängen kann innerhalb des zonalen Ökosystems gemäßigter Breiten aber auch ein Ökosystem bestehen, das einem submediterranen ähnelt. Beispielsweisegibt es am südlichen Oberrhein submediterrane Flaumeichenwälder
(Abb. 5–4)
inmitten von Gebieten, in denen zonal die Buche dominiert. Doch auch die Buchenwälder an stark von der Sonne beschienenen Hängen, Waldgerste-Buchenwald und Orchideen-Buchenwald, kann man als extrazonale Ökosysteme auffassen.
    Abb. 5-4 Extrazonaler submediterraner Flaumeichenwald bei Achkarren am Kaiserstuhl mit blühendem Diptam.
    Extrazonale Standorte sind in der Regel kleinflächig ausgebildet; sie werden von zonalen Standorten umgeben. Extrazonal sindmitteleuropäisch wirkende Laubwälder an manchen Küsten Skandinaviens, Finnlands und des Baltikums zu finden, weil dort dank der temperaturausgleichenden Wirkungen des Meerwassers seltener starke Kälte im Winter und große Trockenheit im Sommer auftreten – mit dem Resultat von Standortsbedingungen, die denen in Mitteleuropa ähneln.
    Abb. 5-5 Azonaler Auenwald an der Elbe bei Dessau. Der Bereich der Hartholzaue (mit vorherrschender Stieleiche) wird nur selten überflutet.
    Es gibt außerdem azonale Standorte. Ihre Ausbildung wird zwar auch vom Klima bestimmt, doch ihre Entwicklung wird vor allem durch einen markant hervortretenden weiteren Standortsparameter maßgeblich beeinfl usst. An azonalen Standorten gibt es lokal zu viel oder zu wenig Wasser für die Entwicklung von Lebewesen zonaler Standorte, die Böden sind extrem sauer oder alkalisch, oder es liegen dort hohe Konzentrationen an Kochsalz oder Schwermetallen vor, die für die meisten Lebewesen zonaler Standorte toxisch sind. Manche Böden sind besonders fl achgründig, oder sie sind instabil und rutschen langsam ab, oder es mangelt anLicht, so dass in jedem Fall Lebewesen zonaler Standorte dort nicht vorkommen können. An solchen Standorten, in Flussauen, Mooren, an Seeufern, an Salzquellen oder an steilen Berghängen, lassen sich viele Arten von Lebewesen feststellen, die in einem Gebiet als Besonderheiten gelten. Einander ähnliche azonale Ökosysteme können sich unter verschiedenen Klimabedingungen an vielen Orten der Erde ausbilden: Salzwiesen an der Nordsee ähneln denjenigen an den Flussmündungen der Mittelmeerländer. Entlang großer Flüsse bilden sich unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ähnliche Ökosysteme von Auenwäldern
(Abb. 5–5)
aus.
Deskription,

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