Die Entdeckung der Langsamkeit
gesessen,
blaà und rotäugig von der Gefangenschaft und all dem Kummer. Die Franzosen
hatten kurzerhand die Karte Australiens geändert, den Spencer-Golf und den Golf
St. Vincent hatten sie nach Bonaparte und Josephine Beauharnais benannt, und
der einzige, der dies nie zugelassen hätte, Kapitän Nicolas Baudin, war in
einem Sturm umgekommen. Dazu die Behandlung als Spion, der jahrelange Arrest im
feuchten Quartier, die Krankheit â armer Matthew!
Der Kater Trim, sein einziger Freund auf Mauritius, war im Kochtopf
hungriger Eingeborener gelandet. Das Fell hatten sie Matthew wieder zugestellt.
Inzwischen waren die Karten berichtigt, sogar der Franklin-Hafen war wieder zu
finden. Nur die Trim-Bay, eine Bucht am äuÃersten Nordende der Port Philip Bay,
war nirgends mehr eingezeichnet. Wenn dort jemals eine Siedlung entstehen
sollte, dann muÃte sie Trim City heiÃen, dafür wollte John sich einsetzen, wenn
er irgendeinen Einfluà bekam.
Wäre Matthew noch am Leben, dachte John, dann würde er auch zum
Nordpol fahren wollen. Einfach um zu sehen, was da war.
Dr. Brown â Robert Brown von der Investigator â war jetzt ein bekannter Naturforscher. John brauchte seine Hilfe für das
Nordpol-Vorhaben und suchte nach ihm.
Es war gegen Mittag. In der Royal Society schien niemand zu sein,
den er fragen konnte. Alle saÃen im Saal und hörten die Vorlesung eines
gewissen Babbage über Astronomie. John fand einen Stuhl und konzentrierte sich.
Ãber die Sterne wuÃte er so viel, daà er selbst bei schnellen Reden mitkam.
Nach ihm betraten noch zwei Frauen den Raum und setzten sich in die
Reihe hinter ihm. Johns Nachbar drehte sich um und sagte halblaut: »Seit wann
haben Frauen etwas in der Wissenschaft zu suchen? Die sollen zu Hause bleiben
und Pudding kochen!« Die Frauen hatten es gehört. Die jüngere beugte sich vor
und sagte: »Aber der Pudding ist doch fertig! Sonst wären wir ja nicht hier.«
Dann muÃten sie beide sehr lachen und steckten damit andere an, die zugehört
hatten. Dr. Babbage fragte das Auditorium erzürnt, was an Galileis Entdeckungen
so lustig sei, er wolle auch einmal lachen. Aber jeder sah sofort, daà er nicht
wirklich lachen wollte, weil es ihm mit den Sternen zu ernst war.
Nach dem Vortrag ging John zu der jüngeren der beiden Frauen hin und
fragte sie, was sie an der Astronomie besonders interessant finde. Sie sah ihn
schräg an und antwortete, sie schwärme für Charles Babbage. Sie meinte es nicht
ernst. Das fand John mit einigen gezielten Fragen heraus, sie gab es
schlieÃlich zu.
Sie hatte ein Schwirren in der Stimme und freute sich über Fragen,
auf die sie unernst antworten konnte. Ab und zu lachte sie und hüpfte auf einem
Bein. Eine verrückte junge Frau war das.
»Unser Mann aus dem Sandbankrat!« rief Dr. Brown. »Wissen
Sie noch, das GroÃe Riff? Was sind Sie für ein Riese geworden! Ein Mann, den
keiner aufhalten kann, habe ich recht?« John überlegte sehr lange, was darauf
zu antworten sei. Er mochte solche Reden nicht, aber er brauchte Dr. Brown.
»Man kann mich aufhalten«, sagte er, »mein Kopf ist Argumenten
zugänglich.« Dr. Brown lachte und rief: »Gut geantwortet!« Fremd waren sie sich
geworden in all den Jahren.
Aber dann sprachen sie von Matthew Flinders und kamen sich näher.
Dr. Brown hatte den tapferen Kapitän nicht vergessen und hatte für ihn Sätze
voller Liebe und Respekt.
»Aber eines ist schade: er hat eine Methode erfunden, die MiÃweisung
des Kompasses durch einen Metallstab auszugleichen, und das hat er nie
aufgeschrieben.«
»Ich weià alles darüber«, sagte John.
»Was? Schreiben Sie einen Bericht, Mr. Franklin, mit allen
Berechnungen und Zeichnungen! Ich lege ihn der Royal Society und der
Admiralität vor. Die Erfindung soll Flindersâ Namen tragen.«
»Ich tue es«, antwortete John. Dann begann er vom Nordpol zu
sprechen. Dr. Brown zog die Augenbrauen hoch, aber er hörte genau zu. Am Ende
versprach er, sich für John einzusetzen. Eine Fahrt zum Nordpol, oder eine
andere Entdeckungsreise, gut! Er werde mit Sir Joseph und mit Barrow sprechen.
Geld sei im Augenblick nicht da, aber vielleicht â¦
»Ich werde Ihnen in jedem Fall schreiben, was ich erreicht habe, Mr.
Franklin, so oder so!«
Ein schriftlicher Bericht war noch schwieriger als ein
mündlicher.
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