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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Computer sitzen. Er klickte hastig weg, was immer er sich gerade angesehen hatte, aber Jonas hatte das Emblem des FBI bereits erkannt. Danke, Dad, glaubst du im Ernst, dass du das vor mir verstecken musst? Dann befand er, dass er keine Zeit hatte, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    »Und wer ist dann in meinem Zimmer?«, hakte er nach.
    »Niemand«, erwiderte seine Mutter verwundert.
    Jonas wirbelte herum und rannte die Treppe hoch. Er stieß seine Zimmertür auf und machte Licht.
    Es war niemand da.
    Jonas riss die Schranktür auf, ließ sich auf alle viere nieder und sah unters Bett. Er schaute neben dem Schreibtisch nach, hinter der Tür und an jeder anderen Stelle, die er früher, als er noch klein war, zum Versteckspielen benutzt hatte.
    »Jonas, mein Schatz, was machst du da?«, fragte seine Mutter, die im Türrahmen erschien.
    »Ich dachte, ich hätte von draußen jemanden in meinem Zimmer gesehen«, sagte Jonas.
    Seine Mutter sah in den Schrank und unter das Bett.
    »Es ist niemand da«, stellte sie fest. Dann holte sie beklommen Luft. »Hör mal, Jonas, wenn es ein Einbrecher wäre, hätten wir ihn gehört. Du weißt doch, wie sehr die Treppenstufen knarren.«
    Vielleicht hat dieser Jemand die Treppe gar nicht benutzt, überlegte Jonas. Vielleicht hat er hinter dem Haus eine Leiter angestellt.
    Oder es war jemand, der nach Belieben auftauchen und wieder verschwinden konnte, wie Katherines Geist.
    Darüber wollte Jonas lieber nicht nachdenken. Aber er ging auch nicht hinters Haus, um nach einer Leiter zu suchen.
    Sein Vater kam ins Zimmer und legte Mom fürsorglich die Hände auf die Schultern.
    »Wenn du wirklich gedacht hast, dass hier ein Einbrecherist, hättest du nicht heraufstürmen und dich selbst in Gefahr bringen dürfen, sondern die Polizei rufen sollen«, sagte er.
    Jonas setzte sich aufs Bett.
    »Wahrscheinlich hab ich es mir nur eingebildet«, sagte er verdrossen. »Wenn ich die Polizei gerufen hätte, wären sie bloß sauer geworden.«
    »Aber dann hätte dir nichts passieren können«, sagte sein Vater.
    Mom setzte sich neben Jonas und tätschelte ihm die Schulter.
    »Du hattest einfach einen harten Tag«, sagte sie. »Es war für uns alle ein bisschen viel.«
    »Hm, hm«, erwiderte er geistesabwesend.
    Er sah zu seinem Schreibtisch hinüber, auf dem er nach der Schule seinen Rucksack ausgeleert hatte, ehe sie zu Mr Reardon gefahren waren. Er hatte sich nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren können, nicht genug, um sie zu erledigen, und schon gar nicht, um alles ordentlich übereinanderzustapeln, daher lag ein halb ausgefülltes Blatt mit Matheaufgaben quer über einem mit Anweisungen für seinen nächsten Literaturaufsatz und halb verrutscht darunter ein Blatt, das die Halloweenfeier in der Schule ankündigte. Aber das war es nicht, was ihm ins Auge fiel. Ganz oben auf dem Stapel sah Jonas ein weiteres Blatt liegen, halb zusammengefaltet, als habe man es gerade aus einem Umschlag gezogen.
    Von seinem Platz aus konnte er nicht alles erkennen, was darauf geschrieben stand, nur ein paar Buchstaben:
    »VORSI-«
    Es war einer der mysteriösen Briefe, die er bekommen hatte und die er, wie er genau wusste, ganz hinten im obersten Fach seines Schreibtisches aufbewahrt hatte, unter seiner Münzsammlung.
    Jonas dachte an das winzige Licht, das er von draußen über seinen Schreibtisch hatte huschen sehen.
    »Seid ihr
sicher
, dass ihr nicht in meinem Zimmer wart, kurz bevor ich nach Hause kam?«, fragte er seine Eltern noch einmal. Plötzlich
wollte
er glauben, dass sie in seinem Zimmer herumgeschnüffelt und seine Sachen durchsucht hatten. Es war besser als alle anderen Alternativen.
    »Nein, waren wir nicht, Jonas«, sagte sein Vater. »Keiner von uns ist seit dem Abendessen hier oben gewesen.«
    Jonas konnte sich kaum noch an das Abendessen erinnern. Er und Katherine hatten die Reste des Chilis förmlich hinabgeschlungen, um endlich zu Chip gehen zu können.
    Dad musterte Jonas mit schrägem Blick, kleine Sorgenfalten um die Augen.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte die Mutter. »Ich meine, irgendwas, von dem wir noch nichts wissen?«
    War das die Aufforderung, die Jonas brauchte? Erwollte seinen Eltern von den Briefen erzählen. Sollten sie sich doch Gedanken machen, dann musste er es nicht tun. Doch die Geschichte der Briefe beinhaltete jetzt auch Gespenster, die sich in Luft auflösten; Katherine, die mit dem Handy geheime Dokumente fotografierte, auf denen Jonas’ Name stand; und

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