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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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grau waren.«
    »Na klar«, sagte Sophia durch zusammengebissene Zähne. »Du willst also behaupten, dass es gleich zwei Paare grauer und schwarzer Mäuse gibt, die durch Schetlock ziehen und nach Alistair suchen?«
    Alex zuckte mit den Schultern. »Ist doch möglich, oder?«
    Alice schlug verärgert mit der Faust auf ihr Kopfkissen. Sie war sicher, dass mit Sophia etwas nicht stimmte. Warum konnte ihr Bruder das nicht auch sehen? Na gut, sollte er doch machen, was er wollte! Sie würde die silbergraue Sophia im Auge behalten ...
    »Könntest du die Läden zumachen, Alex?«, jammerte sie. »Ich kann bei Licht nicht schlafen.«
    »Schon gut, schon gut, fahr nicht gleich aus dem Fell.« Alex kniete sich auf sein Bett und beugte sich aus dem Fenster, um die Läden zu erreichen. Er fing an zu lachen.»He, Schwesterherz, komm mal – Horatius hat einen kahlen Fleck.«
    Alice vergaß, dass sie sauer auf ihn war, sprang aus dem Bett und kniete sich neben ihn.
    »Ha! Tatsächlich. Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Vielleicht bürstet er sein Fell darüber, damit man es nicht sieht?«
    Fast als hätte Horatius gemerkt, dass sie über ihn redeten, fuhr er sich mit der Hand über den Kopf. Dann hörten sie ihn sagen: »Erst werden wir nach Smiggins geschickt und dann sagt man uns: ›Nein, nein, ihr müsst jetzt nach Stubbins.‹« Seine Stimme klang anklagend. »Man hat uns gesagt, das Einzige, was wir tun müssten, wäre, seinem Bruder und seiner Schwester zu folgen, dann würden wir den Rotbraunen schon finden. Jetzt sind wir seit Tagen unterwegs, und es stellt sich raus, dass sie keine Ahnung haben, wo er ist.«
    »Horatius, Horatius«, sagte Sophia geduldig. »Du musst wirklich lernen, nicht alles so eng zu sehen. Lass dich etwas treiben. Alice und Alex sind anscheinend ganz erpicht darauf, nach Schambel zu gehen. Also gehen wir mit ihnen nach Schambel. Wenn dort keine Spur von ihrem Bruder zu finden ist ... pfft. « Sie schnipste mit den Fingern, als würde sie ein störendes Insekt vertreiben. »Dann entledigen wir uns ihrer. Endgültig.«

12 DER WASSERFALL

    A listair erwachte aus einem Traum, in dem zwei Kolonnen rot berockter Mäuse auf ihn zukamen, während er in einem blau gestreiften Zelt lag, ohne die Arme rühren zu können, die unter zwei riesigen Steinblöcken feststeckten. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung erkannte er die grünen Zweige der Trauerweide.
    Er drehte den Kopf und sah Tibby Rose, die ein paar Meter weiter auf dem Rücken lag und fest schlief.
    Als er einen Arm hob, um sich hochzustemmen, wusste er, warum er geträumt hatte, dass auf seinen Armen schwere Gewichte lasteten: Sie waren so steif, dass er sie kaum bewegen konnte.
    Still blieb er liegen und stellte sich vor, leben zu müssen, ohne die Arme benutzen zu können, bis er erst ein röchelndes Schnaufen hörte und dann Tibbys Stimme: »Ich würde ja aufstehen«, sagte sie, »aber ich kann meine Arme nicht heben.«
    »Ich weiß«, sagte Alistair kläglich. »Das kommt davon, wenn man rudert wie ein Olympionike.«
    »Sag bitte, dass wir heute nicht wieder auf das Floß müssen.«
    »Schön wär’s«, erwiderte Alistair, »aber ...«
    »Könnten wir nicht zu Fuß weiter?«
    »Zu langsam.«
    Tibby seufzte. »Sag wenigstens, dass wir keine Brombeeren zum Frühstück essen müssen. So brombeerig wie wir aussehen, würde ich mir glatt wie ein Kannibale vorkommen.«
    »Ha, in dieser Hinsicht habe ich gute Neuigkeiten.« Mit einem Stöhnen stützte Alistair eine Hand auf den Boden und stemmte sich hoch. Dann griff er nach dem Stoffbeutel, den ihm Mags am Abend zuvor mitgegeben hatte. »Wir haben Brot, Käse, Erdbeeren und – was ist das? Mmm ... zwei Stück Apfelkuchen.«
    »Das klingt lecker ... Aber könntest du mich vielleicht füttern? Ich glaube nicht, dass ich die Hand zum Mund heben kann.«
    Alistair streckte ihr eine Hand entgegen. Mit einem Stöhnen ließ sich Tibby hochziehen. »Sobald du dich bewegst, geht’s besser«, versprach er. »Unsere Muskeln müssen nur warm werden. Also, was möchtest du zum Frühstück?«
    »Apfelkuchen«, kam es wie aus der Pistole geschossen. Als Alistair die Augenbrauen hochzog, zuckte sie mit den Schultern. »Ich kann nicht behaupten, dass Großtante Harriet damit einverstanden wäre, aber was soll’s? Großtante Harriet ist nicht hier. Sie sitzt zu Hause und ist überund über mit lila Flecken bedeckt.« Tibby biss in ein Stück Apfelkuchen, das Alistair ihr gereicht hatte. »Wie wird sie

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