Die Entführung der Musik
oder zwei Scheffel voll Gold würden mich völlig zufriedenstellen.« Pauko nickte zustimmend.
»'ey, 'ört mal!« Mudge saß, den Unterkörper und die Beine im Gold begraben, aufrecht da. »Was is mit mir, meine Damen? Ich 'ab die verdammte Kiste gefunden, während ihr alle über mein kleines Bad gelästert 'abt. Als Finder beanspruche ich den 'auptanteil.« Die Prin- zessinnen waren jedoch so begeistert, daß sie nichts mehr hörten, und beachteten ihn einfach nicht. »Laßt mir wenigstens 'n verdammtes Armband!«
Jon-Tom schaute zögernd mit verschränkten Armen zu, als Naike sich zu ihm gesellte.
»Euer Freund hat ein Auge für Schätze. Ich hätte in diesem dahin- treibenden Objekt niemals eine Truhe erkannt. Ich war zu erschöpft und müde, zusehr mit der Flucht beschäftigt.«
»Ihr und ich, wir sind nicht Mudge. Wenn man ihm Arme und Bei- ne abschlüge, ihn blendete und taub machte, könnte er noch immer ein in die Ritze eines Kneipenbodens gefallenes Silberstück erschnüffeln. Ich denke, das ist eine Art natürliche Begabung.«
Naike blickte zufrieden drein. »Wenn dieses Fahrzeug uns den Dienst aufkündigt, haben wir wenigstens die Mittel, ein anderes Ge- fährt zu kaufen. Auch Vorräte werden kein Problem mehr darstellen.«
»Es ist komisch, wißt Ihr...« In Jon-Toms Augen trat ein abwesen- der Blick.
Der Mungo blickte erstaunt zu dem viel größeren Menschen auf.
»Findet ihr solche Fülle lustig?«
»Nein, das nicht. Es ist nur so, daß Mudge und ich bei den ganzen Abenteuern, die wir im Laufe der Jahre bestanden haben, bei den Rei- sen, die wir gemacht und allen Gefahren, die wir überwunden haben, heute zum ersten Mal auf irgendeine Art von Schatz gestoßen sind. Ich denke, es liegt daran, daß wir nie danach gesucht haben. Wir wa- ren immer mit anderen Dingen beschäftigt. Und jetzt sind wir hier draußen, auf einem fremden Meer, praktisch über ein Vermögen ge- stolpert, das alles übertrifft, was ich mir je vorgestellt habe.«
Der Leutnant schwieg eine Weile, bevor er zur Antwort ansetzte.
»Dann muß es so sein, daß Euer Werk auf einer höheren Ebene be- lohnt wurde. Ihr müßt einer edlen Laufbahn gefolgt sein.«
»Oh, ich weiß nicht. Es ist ja schön und gut mit den guten Werken und den noblen Anliegen, aber es ist auch nett, hin und wieder einmal einen kleinen Schatz zu haben. Talea wird sich freuen. Und Weegee auch. Sie mögen schöne Dinge.«
»Das verstehe ich nicht«, meinte Naike. Vor ihnen zankte Mudge sich weiter mit den Prinzessinnen. »Könnt Ihr nicht einfach Gold und Juwelen durch Banngesang herbeizaubern, wann immer Ihr wollt?«
»Nein, es muß eine Art Geistergesetz dagegen geben, daß Hexer ih- re Fähigkeiten einfach dazu benutzen, sich selbst unermeßlich reich zu machen. Denn in diesem Fall stünde keiner von uns am Morgen mehr auf und ginge zur Arbeit. Wir hätten uns alle zurück gezogen und würden leben wie die Könige. Ich behaupte nicht, diese Regeln zu be- greifen, aber Clodsahamp behauptet, es habe etwas mit der Physik der Ethik zu tun. Diese Art von Mathematik verstehe ich nicht. Wenn man es versucht und die Grenzen überschreitet, endet man in irgendeiner Höhle über seinem nutzlosen Schatz brütend als mürrischer alter Dra- che, der nur darauf wartet, daß ein blonder, muskulöser, tapferer Held mit einem seinen Muskeln entsprechenden IQ ihm schließlich das Herz herausschneidet. Es ist nicht so, daß man sich die Taschen voll- stopfen und damit nach Las Vegas abhauen könnte. Nein danke. Lie- ber habe ich meine Familie und meinen Beruf.«
Er nickte zu der Truhe und ihren Reichtümern hinüber. »Es ist je- doch nicht verboten, ehrlich einen Schatz zu finden.«
»Ich glaube, jetzt verstehe ich Euch.« Auf dem Gesicht des Bann- sängers breitete sich ein Lächeln aus. »Es war also Mudge, der alte Tunichtgut, der uns schließlich einen Schatz auf getrieben hat.« Er betrachtete das große Diadem, das Umagi sich auf den Kopf gesetzt hatte. Es verlieh dem Sproß von Tuuro eine königliche Aura, die ihr bisher im wesentlichen gefehlt hatte. »Ich erkenne weder den Stil, noch verstehe ich, was da eingraviert ist. Wollt Ihr Euch nicht auch dazubegeben?«
»Es gibt genug für alle. Sollen die Damen ihren Spaß haben. Reich- tum bedeutet ihnen nichts, Schönheit jedoch alles. Meine Soldaten und ich werden unseren gewöhnlicheren Appetit später befriedigen.«
»Nimm das ab, Spitzohr!« Mudge reckte sich nach der Kette um Seshenshes Hals, verlor das
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