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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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beibringen, egal wen, und zwar schnell, sonst war der Vertrag im Eimer. Dieser Produzent, der ist so ein hypernervöser Typ, okay, und er wollte entweder alles auf der Stelle machen oder gar nicht.«
    »Also setzt du eine Anzeige in die Voice, hängst Zettel an den übli- chen Stellen aus.« Gathers sah unglücklich aus. »Mann, jeder will doch ins Geschäft kommen. Aber irgendwie, irgendwie, muß es einen Mangel an Sängern geben, okay. Oder unser Timing hat es vermas- selt.«
    »Einfach vermasselt«, murmelte Zimmerman.
    »Auf jeden Fall«, fuhr Gathers fort, »taucht nur dieser eine Typ auf. Er sieht nicht gerade umwerfend aus, aber wie ein Fleischklops wirkt er auch wieder nicht. Bißchen klein, eher ein Softy, aber das verliert sich bei der Arbeit, haben wir gedacht.«
    »In einer Heavy Metal-Band kann man keinen Leadsänger mit Schmalzwelle gebrauchen«, fügte Hill hinzu. »Mit offener Weste sieht er nicht gut aus.«
    »Also legt er uns so eine lange Liste von Credits vor, richtig ernst- haft. Ich meine, echt beeindruckend, okay? Es klingt einfach zu gut, aber sonst taucht keiner auf, und bei uns ist irgendwie die Zeit knapp, okay. Montag früh müssen wir sofort zwei Spuren aufnehmen. Und da sagt er, okay, kein Problem, er braucht nur die Texte, dann ist er da- bei.«
    »Also geben wir ihm die Blätter und das Demo-Band, und nach dem Wochenende treffen wir uns in Mikes Heimstudio wieder.«
    »Oh, Mann.« Zimmerman, der einköpfige griechische Tragödien- chor, rollte die Augen.
    Gathers fuhr fort: »Die beiden Techniker sind fertig, Mike ist schon ganz zappelig, wir haben gestimmt, der Sound dreht auf, und dieser Typ, Hinckel, der schmeißt sein dämliches, scheiße- fressendes Lächeln an und sagt zu Kenny: ›Dann rock mal los.‹ Ich meine, das hat er echt gesagt. Ich meine, das hättest du hören sollen.«
    »Ein Glück, daß nicht.« Zimmerman hatte nun den Blick eines ge- steinigten Bassets.
    »Was 'ören?« Mudge hatte sich nun schließlich doch in die Ge- schichte der Männer hineinziehen lassen. »Seine Stimme, Mann.«
    Gathers nickte nachdrücklich. »Meine Großmutter hatte immer so einen Ausdruck für jemanden, der nicht singen kann. ›Er kann keinen Ton in einem Eimer tragen sagte sie dann. Nun, dieser Hinckel-Typ, der kriegt den Eimer nicht mal hoch.«
    »Er war schlimmer als grauenhaft, Mann.« Die Erinnerung löste Zimmermans Zunge. »Er war der King aller Kacke. Eine absolute Null, okay?«
    Bei der Erinnerung zuckte Gathers zusammen. »Er konnte nicht führen, er konnte nicht folgen, er konnte nicht phrasieren, er konnte nicht einmal so tun, als ob. Ich weiß nicht, ob er überhaupt Noten le- sen konnte. Er war so schlecht, daß Mikes Techniker es nicht mehr aushielten. Ziemlich bald packt alle im Studio derart das Lachen, daß sie nicht mehr arbeiten können. Und das schönste dabei ist, dieser Kerl, der merkt gar nicht, daß etwas nicht stimmt! Er versteht nicht, worüber alle lachen oder warum Kenny so aussieht, als würde er gleich losbrüllen. Hinckel, der möchte wissen, warum wir nicht mehr spielen, jetzt komme er gerade in Fahrt.« »Das hat er gesagt.« Noch immer konnte Hill es nicht glauben. »›In Fahrt.‹«
    »Keiner konnte ihn anschauen, ohne vor Lachen loszubrüllen«, fuhr Gathers fort. »Vielleicht hätte ich nicht so grob zu ihm sein sollen, aber Shit, Mann, er hatte unsere Zeit verschwendet, Mikes Zeit und die Zeit der Techniker, okay, und diese Jungs, die werden bezahlt.
    Wir hatten weder Zeit noch Geld zum Rumspielen. Also habe ich ihn rausgeschmissen. Ich meine wie im Film, an Hose und Kragen ge- packt und raus.«
    »Und was 'abt ihr dann gemacht?« fragte Mudge.
    Hill seufzte. »Improvisiert, so gut es eben ging. Jimmy und ich ha- ben uns bei den Vocals abgewechselt. Wir sind keine Sänger, aber im Vergleich mit Hinckel klangen wir wie Coverdale and Page.«
    »Und wie ging es mit ihm weiter?« erkundigte sich Jon-Tom.
    Hill und Gathers wechselten einen Blick. »Danach haben wir ihn ein paar Monate nicht mehr gesehen«, erwiderte der Gitarrist. »Dann hatten wir in der City einen Auftritt bei einer Party. Ich meine, wir ha- ben genommen, was wir kriegen konnten, das Geld war nicht schlecht, und wegen der Publicity war es die Sache sowieso wert. Da sollten 'n Haufen Unternehmer rumschwirren. Es lief ziemlich gut. Danach fuh- ren wir mit Felix' Kleintransporter nach Hause, freuten uns, daß wir vielleicht ein oder zwei gute Kontakte gemacht hatten, okay, und ge- rade

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