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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gegen einen durchlöcherten grauen Stein. »Diese ganze Insel ist eigentlich ein alter Vulkan, okay. Genug Lavagänge und Hohlräume, um Zeugs drin unterzubringen.«
    »Das Zeugs liegt einfach da, schwappt im Hauptkrater hin und her und singt in einem so wilden und lauten Durcheinander vor sich hin, wie man sich nur vorstellen kann«, erklärte Gathers. »Ein ganzer See aus dem Zusammenhang gerissener Musik.« Er zeigte auf seine Schu- he aus orangefarbenem und schwarzem Leder. »Das Hochklettern ist nicht einfach, Mann. Jetzt könnt ich meine Bergstiefel gebrauchen.«
    »Das war ein Anblick.« Hill klang beinahe wehmütig. »Vom Hören gar nicht zu reden. Ich meine, wenn man von Kontrapunkt spricht, ey, Mann...«
    »Hinckel, der lagert alles da oben«, fuhr Gathers fort. »Walgesänge, Vogellieder, Rock, Folk, ethnische Musik, elektronische Musik, klas- sische Musik, Zeugs, das ich irgendwie nie zuvor gehört habe, und alles aufs Geratewohl zusammengeworfen.«
    »Und das Schlechteste davon klingt noch immer besser als alles, was er zustande bringt«, setzte Zimmerman heftig hinzu.
    »Aber warum?« wollte Jon-Tom wissen. »Was hat er vor? Welches Ziel verfolgt er dabei?«
    Gathers schüttelte die langen Locken und antwortete hilflos: »Wie soll ich das wissen? Da müßtest du ihn fragen.«
    »Zuerst dachten wir, es wäre eine Art... ja Rache... sozusagen, o- kay«, spekulierte Hill. »Jetzt glauben wir aber, daß da noch mehr dran sein muß.«
    »Ja«, stimmte Gathers zu. »Vielleicht denkt er, wenn er alle Musik weit und breit stiehlt, dann bleibt den Leuten nichts anderes übrig, als ihm zuzuhören. Und glaubt mir, Leute, wenn man erst mal Hierony- mus Digbee Hinckel singen gehört hat, dann kann man sich kein schlimmeres Schicksal vorstellen.«
    »Kann man sich nicht vorstellen«, echote Zimmerman.
    »Nur zu!« bellte Mudge kurz. »Wir werden mit diesem Unsinn bald aufräumen.« Er schlug Jon-Tom auf den Rücken. »Mein Kumpel 'ier, der is nich nur 'n großer Bannsänger, er is auch ein großer... na ja, ein verdammt guter Musiker.«
    »Du quillst ja über von Komplimenten, seit wir unterwegs sind, wie?« gab Jon-Tom zur Antwort.
    Mudge klapperte unschuldig mit den Augendeckeln. »Was denn, Kumpel, das is meine natürliche Natur, weißte das nich?«
    »Wird auch nichts helfen.« Bedauern schwang in Gathers Stimme.
    »Egal, wie gut du bist, Mann. Hinckel hat von Tag zu Tag mehr Po- wer. Geh nur hoch, deine Musik wird er auch stehlen. Die saugt er dir direkt aus dieser komischen Gitarre raus, die dir da auf dem Rücken hängt. Da stehst du dann, guckst dumm aus der Wäsche und knurrst etwas in dich rein.«
    »War es so bei euch?« fragte Jon-Tom.
    Zimmerman nickte niedergeschlagen. »Genauso. Wir können nicht einmal a capella singen. Alles was rauskommt, ist eine Art Krächzen, okay, Mann?«
    Gathers schlug sich mit dem selbstgemachten Tomahawk in die of- fene Hand. »Wir haben es richtig cool angestellt, versucht, den rech- ten Augenblick abzuwarten, um nah an ihn heran zukommen. Aber Hinckel singt zwar schlechter als Scheiße, dumm ist er dagegen nicht. Der paßt auf wie der Teufel.«
    »Wir haben's nicht mit Gewalttätigkeiten«, fügte Hill hinzu. »Offs- tage sind wir ziemlich coole Typen. Aber das hier ist anders. Hinckel ist gefährlich, und man muß ihn stoppen.« Er ließ den Blick zu den wolkenverhüllten Gipfeln wandern. »Das einzige Problem, okay, ist, er ist nicht allein. Ey, Mann, wenn er allein wäre, würden wir drei ein- fach da hochklettern und ihn zusammenschlagen.«
    »Ihn zusammenschlagen«, echote Zimmerman. »Aber er hat Hilfe.«
    »'ilfe?« Plötzlich wurde Mudge mißtrauisch. »Was für 'ilfe?«
    »Versucht ihn zu stoppen, dann werdet ihr es sehen«, erwiderte Gathers bedeutungsvoll. »Es ist schlimmer als alles, was man sich vorstellen kann.«
    »Schlimmer als alles, was ihr je gesehen habt«, stimmte Hill zu.
    »Oder gehört habt.«
    »Ich habe schon eine ganze Menge gesehen und gehört.« Jon-Tom blieb ruhig. »Und ich habe eine ziemlich lebhafte Vorstellungskraft.« Er nickte in Richtung der schwebenden, leise läutenden Akkordwolke.
    »Diese Musikwolke zum Beispiel. Ich frage mich, ob Hinckel sie ge- stohlen, aber nicht richtig eingeschlossen hat. Diese Musik ist unge- wöhnlich stark. Ich frage mich, ob sie entflohen ist, um für ihre akus- tischen Gefährten Hilfe zu holen. Akkorde unterstützen sich immer gegenseitig.«
    »Er ist nicht perfekt.« Zimmerman wählte seine Worte

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