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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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bemerkte Mudge.
    »Ey, Mann, das sind doch nicht unsere Taufnamen.« Nukeo fuhr sich mit der Hand über die schwarzbehaarte Brust. »Sarkastische Ot- ter, Mann. Was kommt als nächstes?«
    Man konnte eigentlich nicht sagen, daß die Erkenntnis Mudge durchfuhr, eher schon platschte sie als feuchter, schwammiger Klum- pen mitten in sein Bewußtsein. »Diese Kreaturen sind Treibgut aus deiner Welt, Jon-Tom.«
    »Ey, wen nennst du da Treibgut?« Stimrunzelnd drehte Splitz sich zu dem Wolf genannten Mann um. »Mann, was soll eigentlich Treib- gut heißen?«
    Wolf überhörte die Frage. »Mein eigentlicher Name ist Jimmy Gathers. Felix Zimmerman ist der Bassist, der mit dem Hintern im Dreck ist Kenny Hill. Kenny ist unser Schlagzeuger.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Jon-Tom grinste. Gleichgültig, wo man war, einen Schlagzeuger erkannte man immer. Schlagzeuger bil- deten eine deutlich abgegrenzte Unterart mit ganz eigenen Charakte- ristika. Jon-Tom wäre nicht überrascht gewesen, hätte er erfahren, daß in der DNA winzige Unterschiede zu verzeichnen waren.
    Wenn die DNA eines Schimpansen zu neunundneunzig Prozent der des Menschen entsprach, dann wäre die eines Schlagzeugers...
    »Pancreatic Sludge*«, äußerte Gathers hilfsbereit.
    * wörtlich: Bauchspeicheldrüsenschleim - Anm. d. Übers.
    Jon-Tom blinzelte. »Wie bitte?«
    »Der Name unserer Gruppe. So heißen wir.«
    Mudge nickte zustimmend. »Der Schuh paßt.« Damit steckte er sein Schwert in die Scheide.
    »Wie seid ihr denn hierhergeraten?« Es war zwar nett, Besuchern von zu Hause zu begegnen, doch Jon-Tom hielt Distanz. Er wußte nur, was sie ihm erzählt hatten, und hatte keine Möglichkeit, die Sache zu überprüfen. Musikerkollegen oder nicht, er blieb vorsichtig.
    »Wir machen gerade einen dreiwöchigen Urlaub, Mann«, knurrte Hill. »Sieht man das nicht?« Er öffnete weit sein Hemd. »Siehst du? Pierre Cardin-Lumpen.«
    Gathers Erklärung war kurz. »Uns hat's gegen unseren Willen hier- her verschlagen. Und was ist deine Geschichte?«
    »Wie mein Freund schon sagte, bin ich ein Bannsänger. Das ist eine Art Hexer, der bei der Arbeit Musik benutzt. Viele Leute hier verlie- ren ihre Musik. Selbst den Walen werden die Lieder weggenommen. Ich nehme an, daß als nächstes die Vögel dran sind.« Er zuckte die Schultern. »Ich versuche zu helfen. Es gibt Grund zu der Annahme, daß die Wurzel des Übels hier auf dieser Insel liegt.« Er schaute sich um und zeigte auf ein dunkelgrünes Gestrüpp. »Tatsächlich war es ein Fragment verlorengegangener Musik, das uns sozusagen hierher- geführt hat.«
    Die Akkordwolke trieb nun aus ihrem Versteck hervor. Die Mit- glieder der Band betrachteten sie ungerührt.
    »Sieht aus wie F-Dur«, kommentierte Zimmerman, ohne sich einen Takt entgehen zu lassen.
    »Nee. Moll.« Hill schloß die Augen.
    Gathers grinste. »Die Kerle reden nicht viel, aber mit Musik kennen sie sich aus.« Dann erstarb sein Lächeln, und mit Daumen und Zeige- finger zeigte er, wie wenig gefehlt hatte. »So nahe waren wir der Un- terzeichnung eines Plattenvertrages, Mann. Kleine Sache, lokal, aber wir hätten eine CD gemacht.«
    »Klein, zum Teufel«, nörgelte Hill. »Das Studio war in seiner Ga- rage.«
    »Ja«, gab Gathers zu, »aber es war sozusagen eine große Garage. Das Wesentliche ist, daß er sein Zeug in den Läden unterbringen konnte. Und er hatte Sendezeit. Vielleicht nur im engeren Umkreis, aber wenn der engere Umkreis New York ist, ist das keine schlechte Sache.«
    »Und was ist dann passiert?« Jon-Tom versuchte, etwas Mitgefühl für diese offensichtlich hilflos gestrandeten Fremden zusammenzu- kratzen. Hätte der Kosmos für ihn nicht ein völlig anderes Schicksal bereitgehalten, so wäre sein Leben wohl ähnlich verlaufen.
    »Unser Leadsänger läßt uns im Stich. Einfach so, Mann! Wir hatten unser erstes TV-Interview, sie wollten das Video spielen, das wir ge- rade gemacht hatten, und Goldblum scheint überhaupt nicht darauf zu achten. Er schaut immer diese hübsche kleine Techniktussi an. Sobald das Interview vorbei ist, ist er weg. künstlerische Differenzen, mehr hat er nicht gesagt. Diese Mieze hat ihm einen Floh ins Ohr gesetzt, und der ist ihm direkt ins Hirn gehüpft, Mann. Was Goldblum eben so an Hirn hatte.«
    Hill pellte geistesabwesend die Rinde von einem Zweig. »Ich mei- ne, wo findet man so schnell einen anderen jüdisch-vietnamesischen Leadsänger? Unser Produzent verlor schon das Interesse, und wir mußten jemanden

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