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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sorgfältig.
    »Mächtig, ja, aber irgendwie noch nicht allmächtig, okay. Noch nicht. Aber wenn jemand ihn stoppen will, dann besser bald.«
    »Ihr Leute seht aus wie ziemlich rohe Grunge-Typen«, bemerkte Jon-Tom, »aber ihr redet nicht so.«
    »Ehrlich gesagt, ihr seht aus wie ausgekotzt«, fügte Mudge hinzu, aber so, daß niemand es hören konnte.
    »Ey, Mann, nur, weil wir unsere Musik heavy mögen, heißt das nicht, daß wir im Kopf bematscht sind«, entgegnete Gathers.
    »Sprich nur für dich.« Hill schlug mit ein paar zusammen gelesenen Zweigen einen Rhythmus auf einem flachen Stein. Selbst bei diesem gedämpften Versuch faßte er den Gipfel des Berges nervös ins Auge.
    »Ich lauf gern ohne was im Hirn rum.«
    »Okay, dann gilt das nur für einen Teil von uns«, korrigierte Gathers sich gereizt. »Und wie geht deine Geschichte, Mann?«
    Jon-Tom erinnerte sich: »Es ist schon lange her. Ich war am College und versuchte, mich zu entscheiden, ob ich bei der Musik bleiben oder mein Jurastudium zu Ende bringen sollte.«
    »Schwierige Entscheidung, Mann.« Zimmerman kicherte. »Irgend- wie immer ein Nein.«
    »Meinst du? Du kennst meine Familie nicht.«
    »Ey, Mann, heul mir nichts von deinen Vorfahren vor!« rief Gathers scharf aus. »Meine Familie kommt aus dem beschissenen Scarsdale. Okay, sie haben mich nicht gerade enterbt, aber wenn ich nach Hause komme, und jemand ist zu Besuch, dann muß ich den Dienstbotenein- gang benutzen, Mann. Die Freunde von meinen Eltern denken, ich bin jemand, der den Müll abholt.«
    »Für meine Familie bin ich der Müll«, murmelte Zimmerman.
    »Ich hatte gehofft, die Band würde groß rauskommen...«, fuhr Gathers fort, »aber jetzt...« Seine Stimme erstarb, und Jon-Tom wurde bewußt, daß sie unter ihrer aufgelegten Coolness wirklich verschreckt waren. Verschreckt und einsam wie Kinder, und der Rest war nur Mu- sik und Pose. Es war ein Zustand, mit dem er mitfühlen konnte. Und jetzt konnten sie sich nicht einmal mehr mit einer Melodie trösten.
    »Ich bringe euch eure Musik zurück«, hörte er sich selbst nach- drücklich versichern. »Ich bin sicher, sie ist auch da oben.«
    »Ey, wenn du da hochgehst, paß auf dich auf, Mann«, warnte ihn Hill. »Hinckel sieht vielleicht aus wie ein Trottel und klingt wie ein Klo, aber er ist stark geworden. Echt stark.«
    »Wir sind schon mit Schlimmerem fertig geworden, wie, Kumpel?« Mudge fingerte am Griff seines Schwertes herum. »Du lenkst ihn mit deiner Singerei ab, und ich find dann vielleicht 'ne Gelegen'eit, ihm 'n bißchen seine verdammte Kehle aufzuschlitzen. Verdammt schwierig, Magie zu machen, wenn einem 'n 'alber Fuß Stahl aus 'm 'als guckt.«
    »Das Ding oder Wesen, das ihm hilft«, wandte sich Jon-Tom wie- der Gathers zu, »kannst du das nicht ein bißchen besser beschreiben?« Der Gitarrist verzog das Gesicht. »Das führt zu nichts. Es verändert sich irgendwie nach seinem Willen. Sagen wir einfach, er ist da oben nicht einsam, okay? Die Kräfte, die er um sich gesammelt hat, sind auf einer Wellenlänge mit ihm, irgendwie, verstehst du?«
    »Und das schlimmste ist«, fügte Hill hinzu, »daß er ständig vor sich hinsingt. Ohne Unterlaß. Wenn das Wetter wirklich klar ist und der Wind falsch steht, läßt es sich einfach nicht überhören.« Er betrachtete die wütend dahinwirbelnden Wolken. »Sei froh, daß es donnert.«
    »Verteufelt komischer Donner«, bemerkte Mudge. »'ne Menge Krach, aber keine Blitze.«
    Zimmerman spekulierte wild drauflos. »Meine eigene, persönliche Ansicht zu diesem Unwetter ist, daß er mit seiner schrecklichen Sin- gerei bei den Elementen eine Migräne hervorruft, und das hier ist ir- gendwie der Protest der Natur.«
    »Ihn hören heißt, ihn hassen«, fügte Hill hinzu. »Das ist sowieso unser Motto. Wir arbeiten an ein paar Songs darüber. Vielleicht kön- nen wir keine Musik spielen, aber am Texten kann er uns nicht hin- dern.«
    Gathers nickte begeistert. »Wir hatten hier eine Menge Zeit. Eine ganzes Doppelalbum haben wir schon zusammen.« Er blickte verson- nen drein. »Es klänge großartig... wenn wir nur heimkämen.«
    Plötzlich setzte Hill sich aufrecht. »Ey, Leute, eure Streichelmelo- die flippt aus!«
    Funkelnd und blitzend, klingelnd und läutend raste die Akkordwol- ke den Abhang hinauf, hielt inne, wirbelte leuchtend um die eigene Achse und kehrte zurück. Diese Bewegungsfolge wiederholte sie wie- der und immer wieder.
    »Sie wird ungeduldig.« Jon-Tom sah auf Mudge

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