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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hinunter. »Genug geredet. Ich schätze, wenn wir uns um die Sache kümmern wollen, dann erledigen wir es besser gleich.«
    »Ja, los, diesmal bin ich ganz deiner Meinung.« Das Gesicht des Ot- ters war entschlossen. »Stell dir 'ne Welt ohne Musik vor. Auf was würd 'n Kerl dann tanzen? Auf was würd er sich betrinken? Auf was würd er vö...«
    »Los, gehn wir. Und kein Gesumme.« Jon-Tom folgte dem erregten Musiknebel. Nach ein paar Schritten schaute er sich um. »Kommt ihr mit? Euer Interesse steht ja mindestens genauso auf dem Spiel.«
    Die Mitglieder der Band wechselten einen Blick. Dann sprach Hill für alle. »Ey, zum Teufel. Was viel Schlimmeres als jetzt schon kann er uns wohl nicht antun.«
    »Verdammt noch mal, ja«, stimmte Splitz Zimmerman zu.
    Gathers kletterte dem Bannsänger nach. »Wir kommen so weit mit wie möglich. Wenn wir helfen können, dann helfen wir, aber zählt nicht auf uns. Hinckel kennt uns zu gut.« Er nahm den Abhang weiter in Angriff. »Ich hoffe, wir erwischen ihn in ruhiger Stimmung.«
    »Das ist nicht das erste Mal, daß ich schlechten Gesang höre«, ver- sicherte ihm Jon-Tom und überstieg vorsichtig einen umgestürzten verrottenden Palmenstamm.
    Der Gitarrist sah zu ihm zurück. »O doch, Bannsängertyp, o doch.«

XXII
    Das Gelände wurde immer steiler und zerklüfteter. Sie waren je- doch nie in Gefahr abzustürzen, auch wenn es Stellen gab, an denen sie dem kurzbeinigen Otter helfen mußten. Das Ersteigen selbst der schwierigeren Felswände erforderte nur Entschlossenheit, Gleichge- wichtssinn und eine sichere Hand.
    Jon-Tom war froh, daß der Aufstieg nicht ungewöhnlich schwierig war. Zwar hatte er noch die alte Kraft, war aber in den vielen Jahren kurzatmiger geworden. Selbst der sonst unermüdliche Mudge schnauf- te Schnellfeuer-Schnaufer, die seiner grundsätzlich schnelleren At- mung entsprachen.
    Je höher sie kletterten, desto mehr dünnte die Vegetation aus. Alle Pflanzen waren bis zu einem gewissen Grad beschädigt. Die Akkord- wolke führte sie.
    »Hört ihr das?« Jon-Tom blieb stehen, sowohl zum Lauschen als auch zum Verschnaufen. Mudge nickte.
    Ein durchsichtig schimmerndes Säuseln erfüllte die Luft und wurde, während sie zuhörten, immer lauter. Es klang verschwommen, aber dennoch schön.
    »Gar nicht so schlecht«, gab Mudge seine Meinung zum besten.
    »Das ist nicht Hieronymus.« Plötzlich zeigte Gathers nach links.
    »Schaut, da kommt es!« Über einen Bergsattel ergoß sich ein Strom Musik auf sie zu. Die Musik klang angespannt, ein zurückhaltender, aber wütender Protest, bei dessen Näherkommen sich die Akkord- wolke ängstlich hinter Jon-Tom versteckte und erregt losklingelte wie ein Weckerläuten.
    Ganze aus ihrer ursprünglichen Melodie herausgerissene Takte hin- gen wie akustisches Treibholz an der Musikmasse. Echos von Klän- gen, einzelne Töne, Knallen und Pfeifen, hallende Klagelieder, Schlaf- lieder, Kriegsgesänge, all das schwirrte und vermischte sich unkon- trollierbar in dem großen Strom. Gleich einem aus Tönen bestehenden Sandsturm brauste der Fluß aus Klängen an ihnen vorbei und erfüllte ihre Ohren mit einer irren Kakophonie, wie auch ein Dutzend gleich- zeitig arbeitender Komponisten sie nicht hätten erdenken können.
    Der Strom zerrte mächtig an der Akkordwolke, doch diese isolierte Insel der Harmonie preßte sich eng an Jon-Toms Rücken und benutzte die Duar als Schild. Erst als das Tosen vorüber war und nur noch ver- einzelte Arpeggios hinterherschwirrten, kam die Wolke wieder hervor.
    »Wünschte, ich könnte so spielen.« Zimmermans Ohren klangen.
    »Keiner spielt so.« Gathers schüttelte den Kopf, als versuche er, ein paar in seiner Ohrschnecke verfangene Töne heraus zu schütteln.
    »Es hat gewendet und ist den Berg hochgeschossen.« Die Arme in die Hüften gestemmt, schaute Hill grimmig nach oben. »Immer geht neue Musik hinein, aber niemals kommt welche heraus. Er saugt im- mer mehr auf.« Der Schlagzeuger merkte plötzlich, daß Jon-Tom ihn anschaute. »Hinckel.«
    Ein paar zurückgebliebene Klangrinnsale folgten dem Hauptstrom. Jon-Tom streckte die Hand aus und versperrte so kurze Zeit einem Musikstück den Weg, das wie ein von John Coltrane interpretiertes Mozartquartett klang. Natürlich konnte es das nicht sein. Außer den Klängen von Pancreatic Sludge mußte die ganze Musik aus der hiesi- gen Welt stammen. Er senkte die Hand und ließ die Akkorde den Berg hinanrasen. Es klang für ihn, als verließen sie ihn

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