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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sagst«, fügte Jon-Tom hinzu und zog sich den Umhang fester um den Hals.

XI
    Im laufe des nächsten vormittags lichtete sich der Wald allmählich. Die Reisenden konnten nun eine ganze Strecke über das Sumpfland hinwegsehen. Das gewölbte Dach aus Zypressen und Mahagonibäu- men verschwand, und Ried, Schilf und Sumpfgras beherrschten bis zum Horizont die Landschaft im Süden.
    »Das Karrakas-Delta.« Auf Leutnant Naikes Gesicht lag ein Aus- druck der Zufriedenheit. »Dies ist der Weg, auf dem wir gekommen sind.« Er blickte auf die Silhouette des Waldes zurück. »Hier, im of- fenen Gelände, wird es viel schwerer sein, uns zu überrumpeln.«
    »Ich denke, dort drüben ist es, Sir.« Karaukul zeigte nach rechts.
    »Was ist dort drüben?« fragte Pivver, als die Prinzessinnen hinter den Mungos herplanschten. Mit den Bäumen hatten sie auch das tro- ckene Land verlassen. Mudge und Jon-Tom bildeten die Nachhut, da sie noch immer eine mögliche Verfolgung fürchteten. Der Otter traute dem Glück niemals so recht.
    Unter Naikes Anleitung deckten die Soldaten energisch einen wie ein Grashügel wirkenden Haufen auf. Kurz darauf wurde der flache Rumpf eines Bootes mit geringem Tiefgang sichtbar. Nun hatte Jon- Tom die Antwort auf die Frage, wie die Erwählten Harakuns das sumpfige Deltagebiet durchquert hatten.
    Während Jon-Tom zuschaute, steckten die Soldaten schnell den einzigen Mast in eine Vertiefung im Deck und machten ihn fest. Bug und Heck des Bootes waren mit Sitzbänken und Dollen für vier Rie- men ausgestattet.
    Am Heck des Bootes war ein einfaches Steuerruder angebracht.
    »Diese verdammte 'olzschindel habt ihr doch sicher nich von 'ara- kun bis 'ier'er gesteuert«, war Mudges Kommentar, als schließlich das Fahrzeug gänzlich vor ihnen lag.
    Naike winkte höflich ab. »Wir haben es in Mashupro gekauft, da seetüchtige Boote im Delta nutzlos sind. Es war durchaus für uns ge- eignet.«
    »Für euch vier schon.« Zweifelnd schaute der Otter das einfache Boot an. »Aber jetzt sind wir zwölf.«
    Ansibette kam auf dem unsicheren schwammigen Boden ins Schwanken und klammerte sich hastig am Bug des Fahrzeugs fest.
    »Es wird schrecklich voll werden.«
    »Es wird schon gutgehen.« Nun, da der Leutnant wieder auf zumin- dest teilweise vertrautem Gebiet war, verströmte er Zuversicht. »Es ist ein solides kleines Fahrzeug, eigentlich als Lastboot gedacht. Platz für uns alle zu finden, wird ein wenig Nachdenken erfordern, aber sinken wird es nicht unter uns.«
    »Ihr müßt nur Raum für zehn schaffen, nicht für zwölf«, sagte Jon- Tom.
    Überrascht drehten der Leutnant und mehrere der Prinzessinnen sich zu ihm um.
    »Ihr kommt nicht mit unss?« fragte Seshenshe leise.
    Jon-Tom zeigte auf die Akkordwolke. Sie ließ sich nach Südwesten treiben, nicht nach Süden, kehrte dann eilig zurück, umschwirrte Jon- Tom und läutete eindringlich, bevor sie die Bewegung wiederholte. Es war ein Muster, das er und Mudge inzwischen gut kannten.
    »Wir folgen der Musik«, erklärte er.
    »Aber das könnt ihr nicht tun!« Naike ließ nicht locker.
    »Meinste, das können wir nich, Chef?« Mudge untersuchte den Bo- den auf seine Festigkeit.
    »Wie wollt ihr das Sumpfland ohne ein Boot durchqueren?« Mehre- re kleine Amphibien hatten sich im Bug des Bootes eingerichtet, und Naike setzte sie sanft in das trübe Wasser zurück.
    Mudge legte den Arm um die Hüfte des Bannsängers. »Mein Kum- pel 'ier und ich 'aben Länder durchquert, feuchte un trockene, Länder, die ihr euch noch nich mal vorstellen könnt. Länder... Im Vergleich dazu wirkt dieses bißchen Schlamm 'ier wie die Paradestraße von Po- lastrindu an 'nem Festtag. Wir werden uns 'n Floß basteln oder 'ne an- dere Möglichkeit finden, 'ier weiterzukommen. Das tun wir immer.«
    Der Leutnant kam zu ihnen herüber und senkte die Stimme, so daß er jetzt mit der Heimlichkeit sprach, die seiner Art so natürlich war.
    »Das meine ich nicht, Ihr könnt nicht meine Soldaten und mich mit einem halben Dutzend Prinzessinnen allein lassen. Es wäre schon schwierig genug, mit der Anwesenheit und den Ansprüchen Ihrer Ho- heit, der Prinzessin Aleaukauna, zurechtzukommen. Fügt zu ihren Be- dürfnissen die fünf ebenso anspruchsvoller Schwestern hinzu, und die Situation wird... wie soll ich sagen... unhaltbar.«
    »Oh, das is schon 'ne verdammt schwierige Lage«, erwiderte Mud- ge fröhlich. »Und sie geht uns nichts an. Wir folgen 'ner Akkordwol- ke, nich 'ner verdammten Parfümwolke.«

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