Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
Vom Netzwerk:
duckte sich, sodass der Faustschlag ins Leere glitt. Dafür holte der Schwarzhaarige zum Gegenschlag aus und rammte ihm die Fingerknöchel in den Magen. Der Sklave sackte getroffen zusammen, wurde aber von Samirs Umklammerung gezwungenermaßen auf den Beinen gehalten. Der Druck auf seine Kehle wurde unerträglich und schwarze Punkte flirrten vor seinen Pupillen.
    »Soll ich dich wirklich wie einen gewöhnlichen Sklaven behandeln oder widmest du mir jetzt deine Aufmerksamkeit?«
    In Tristans Augen lag verletzter Stolz und in seiner Stimme schwang Verbitterung mit. »Werde ich denn je etwas anderes für euch sein als ein Sklave?«
    Samir löste seinen Würgegriff, der den Jungen an die Wand fixierte und ihm die Besinnung raubte. Er trat zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er gewährte dem Jungen eine kleine Erholungspause, in der er genug Luft schöpfen konnte, bevor er leise sagte: »Du musst dir deine Anerkennung als vollwertiges Mitglied erst verdienen. Es gibt Menschen hier, die sind der Meinung, dass du auf diesem Anwesen einen höheren Rang einnimmst, als dir zusteht. Ich hingegen denke, dass du deinen besonderen Stellenwert nicht einmal zu schätzen weißt. Du erahnst nicht, wie viele Privilegien Tom dir zugesteht. Schon damals hat er viel zu viel für dich bezahlt … «
    Besonders der letzte Satz schmerzte Tristan ungemein. Tief getroffen, was sein bester Freund geäußert hatte, drehte er seinen Kopf weg.
    »Sag mir, was du loswerden wolltest und dann verschwinde«, raunte und vermied es, seinen Freund anzusehen.
    Der Arzt beugte sich mit den verschlungen Armen vor und erwiderte. »Deine Blutwerte sind die eines Junkies.«
    Tristan zuckte desinteressiert mit seinen Schultern. »War‘s das? Kann ich jetzt gehen?«
    Samir ließ seine Arme nach vorne schnellen und seine Handflächen klatschten links und rechts von Tristans Kopf auf die Mauer. »Willst du mich verarschen?! Du kennst die Regeln ganz genau und du wagst es, mich mit dieser Antwort abzuspeisen? Entweder bist du bescheuert oder ziemlich dreist! Beides gehört auf jeden Fall bestraft!«
    »So?«, sagte der Jüngere gelassen und rutschte unter Samirs ausgestreckten Armen hindurch. »Soweit ich weiß, bin ich Toms Eigentum und solange er nichts dergleichen anordnet, kannst du mich mal.«
    »Oh, Tris. Das war jetzt ein böser Fehler«, säuselte der Schwarzhaarige. »Ich wollte eigentlich nur mit dir reden, aber das ist aufgrund deiner Unverschämtheit hiermit hinfällig geworden! Wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen, und das wird schneller geschehen, als es dir lieb ist, wirst du mich mit Meister ansprechen.« Er stieß sich von der Mauer ab und drehte sich energisch um. »Du willst austesten, wie weit du gehen darfst? Ich werde dir deine Grenzen verdeutlichen, Sklave .«
    Tristan sah dem Mann mit einem mulmigen Gefühl nach. Er hatte den Bogen überspannt und das war, wie er sich eingestehen musste, ein großer Fehler gewesen. Samir hatte ihm schon einmal für Tom Manieren beigebracht, er würde es mit Herzenslust und Strenge wieder tun.
    Der junge Sklave erschauderte innerlich. Irgendwie bemerkte er gerade Parallelen von seinem zu Sofias Verhalten. Er war genauso zickig und dabei äußerst unbedacht der Folgen. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Dummes Weibsstück, sie hatte ihn doch erst in diese missliche Lage gebracht und jetzt führte sie ihm auch noch sein eigenes Verhalten vor Augen.
    Er stürmte hinaus, er musste seine Aggressionen abreagieren und ein kaltes Bad konnte vielleicht sein hitziges Gemüt kühlen.

Macht & Ohnmacht
    Sofia stand immer noch neben Tom am Strand. Inzwischen hatte sich die kühle Morgenluft in brütende Hitze verwandelt und der Herrscher nahm sie bei der Hand. »Komm, wir gehen wieder rein.«
    Sie warf dem kühlen, verlockend glitzernden Meer einen sehnsüchtigen Blick zu. »Darf ich eine Runde Schwimmen gehen, bevor wir zurückkehren?«
    Er lächelte, schüttelte aber gleichzeitig seinen Kopf. »Nein, Sonntag, soweit bin ich in deiner Erziehung noch nicht, dass ich dir diese Belohnung erlauben könnte. Du wirst irgendwann im Meer planschen dürfen, aber jetzt noch nicht.«
    Die Sympathie, die sie kurzzeitig für ihn empfunden hatte, als sie gemeinsam den Wellen bei ihrem immerwährenden Spiel zugeschaut hatten, war verschwunden. Sie hatte vergessen, welche Rolle ihr zugedacht worden war, und der Herrscher hatte sie auf seine Art und Weise wieder daran erinnert.
    Sie kaute auf ihren vollen Lippen

Weitere Kostenlose Bücher