Die Entfuehrung der Wochentage
und ein liebevoller Glanz erfüllte seine Miene: »Ja.«
Sofia überlegte, denn wenn er fähig war, Menschen zu mögen, war das vielleicht auch ihre Chance, ihn soweit zu manipulieren, dass er sie irgendwann freiließ.
»Seit wann ist Tristan bei dir?«
Er blieb stehen und hob eine kleine Muschel auf, die wunderschön schillerte, aber schon einige Risse aufwies. »Seit drei Jahren, zuvor hat er einem Bordellbesitzer gehört, der seinen wahren Wert nicht erkannt und ihn ziemlich brutal rangenommen hat.« Tom ließ die Muschelschale in seine Hemdtasche gleiten. »Eine wirkliche Verschwendung.«
»Die ganzen Narben«, fragte Sofia zögerlich, denn sie wusste nicht, ob sie damit nicht an einer Wahrheit rührte, die sie gar nicht wissen wollte. »Sind die von dir?«
»Nein.« Tom schüttelte heftig seinen Kopf. »Der Mann, bei dem er war, bediente ein besonderes Klientel, Hauptsächlich Sadisten.«
»Das ist ja furchtbar«, rief Sofia aus und ihr Giftanschlag auf den Sklaven kam ihr noch abscheulicher vor. Der arme Tristan hatte in seinem Leben schon so viel mitmachen müssen.
»Wirst du ihn freilassen?«, lotete sie gleichzeitig ihre eigenen Chancen aus.
»Nein. Ich trenne mich nicht von meinen Besitztümern.«
Aufgewacht
Tristan wachte orientierungslos auf. Er brauchte einige Sekunden, um herauszufinden, wer und wo er war. Als die Erinnerungen wiederkamen, wollte er wütend aufspringen, aber ein heftiger Schwindel ließ ihn stöhnend zurücksinken. Zum ersten Mal konnte er die Übelkeit nachempfinden, die die meisten Sklaven auf eine Narkose hin entwickelten. Ihm war es bis dahin erspart geblieben. Er wollte aufstehen, aber seine Arme und sein Oberkörper waren ans Bett fixiert.
Behutsam drehte er seinen Kopf und fuhr erschrocken zusammen, als er Samir nur wenige Meter entfernt in einem Sessel sitzend entdeckte. Er fragte sich, wie lange der Mann schon dort gesessen und ihn beobachtet hatte. Sofort wurde ihm die erniedrigende Lage, in der er sich nackt und gefesselt befand, bewusst.
»Was soll das?«, zischte er den Arzt an und riss demonstrativ an den Riemen, die ihn festhielten.
Samir erhob sich und machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Du warst in der Nacht sehr unruhig und wolltest immer wieder aufstehen. Ich musste dich leider festbinden, um Stürze zu vermeiden. Du warst durch das Valium nicht zurechnungsfähig.«
»Jetzt bin ich es aber wieder!«, begehrte er zornig auf. Samir reagierte auf Tristans Ausbruch besonnen und löste die Fesseln, ohne ihn ebenfalls anzufahren. Auch als der junge Sklave sich nicht bedankte, sondern ihn nur weiter anknurrte, verzog er keine Miene, doch als Tristan aufsprang und sich an dem Bettgestell festkrallen musste, um nicht umzukippen, bröckelte seine Contenance. »Tristan«, sprach er den Jungen an. »Deine Bluttests waren nicht sehr erfreulich.«
Der Sklave ignorierte den drohenden Unterton des Schwarzhaarigen, keine gute Idee, wenn man Samir kannte, aber er wollte zu Sonntag und mit ihr ein Hühnchen rupfen. So sammelte er seine Kleidung ein, die jemand achtlos neben sein Bett geworfen hatte und schenkte dem lauterwerdenden Brummen des Arztes keine Beachtung.
»Hast du mir zugehört?«, blaffte ihn der Arzt an, aber Tristan schüttelte nur seinen Kopf und schlüpfte in seine Jeans. Er hatte jetzt keine Zeit, sich den gesundheitlichen Quatsch anzuhören, den Samir verzapfen wollte. Als die Hose richtig saß, stülpte er das Hemd über seinen Oberkörper und wollte sich zum Gehen abwenden, aber Samir versperrte ihm den Weg. Ärgerlich. Äußerst ärgerlich – es war kein Vorbeikommen.
»Lass mich durch, Samir«, murrte er ungehalten und wollte den Mann zur Seite schieben, aber dieser bewegte sich nicht fort, sondern packte Tristan am Hals. Seine Finger schlangen sich hart um seine Kehle und er wurde mit voller Wucht gegen die Wand gepresst. Überrumpelt starrte er Samir an, dessen Kraft er vollkommen unterschätzt hatte. In seinen Augen glitzerte es unheilvoll auf, als er Tristan die Luft zum Atmen nahm.
»Hör mir gut zu«, er drängte Tristan noch dichter gegen die kühle Mauer. »Du wirst mir jetzt jedes einzelne Wort von meinen Lippen ablesen, hast du mich verstanden, Sklave?«
Der Diener keuchte und Samir lockerte seinen Griff gerade soweit, dass der Junge nicht sofort bewusstlos wurde.
»Verstanden?«, zischte er.
Tristan nickte, krauste dabei jedoch wütend seine Stirn. Der Arzt, der die verräterische Handbewegung rechtzeitig registrierte,
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