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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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Nase war nicht so gerade wie die von Tristan, sondern leicht nach oben gebogen, was ihm jedoch eine gewisse Maskulinität verlieh. Die grauen Augen stachen wachsam und taxierend aus den Höhlen hervor. Seine Züge wirkten wie die eines Raubtiers, das kurz vor dem Angriff stand.
    Sie musste ihren ganzen Mut sammeln, um das Schweigen zu beenden. »Warum nimmst du mir Tristan weg?«
    Seine Miene blieb unbewegt und auch seine Pupillen starrten weiterhin regungslos zur Decke. Nichts deutete auf den Satz hin, den er jetzt mit einer Ehrlichkeit aussprach, die sie überwältigte: »Weil ich es kann.«
    » Um mich zu quälen?«
    Seine Augen lösten sich von dem imaginären Punkt an der Decke und rollten herum. Seine Pupillen zogen sich zusammen. »Nein, ich will dich nur nicht teilen.«
    »Teilen?«, schnaufte sie erzürnt. »Mit ihm musst du mich schon nicht teilen, er hasst mich.«
    Tom van Darksons Augen glitten zu ihrem ursprünglichen Punkt an der Zimmerdecke zurück. »Nein, das tut er nicht, ganz im Gegenteil. Aber es ist auch nicht wichtig, was er wirklich für dich empfindet, denn du gehörst mir. Du bist mein Eigentum und solange ich dich haben will, kriegt er dich nicht.«
    Sie schloss erschöpft ihre Augen und murmelte: »Wieso sagst du so etwas?«
    Er richtete sich auf und ihr Kopf rutschte von seinem Arm, was sie dazu veranlasste, ihre Lider wieder zu öffnen.
    »Weil ich ein egoistischer Mann bin.«
    Ja, dachte Sofia bitter, das war er tatsächlich. Er nahm sich, was er wollte, wenn nötig auch mit Gewalt. Für ihn zählten nur das eigene Amüsement und die Befriedigung seiner Gelüste.
    »Schau nicht so entsetzt«, schmunzelte er. »Du hast doch die Berichte über mich größtenteils mitverfasst. Ich erinnere dich an den Abschnitt, den du mir damals ganz Stolz im Polizeirevier vorgelesen hast. Stand daran nicht, was für ein dominantes, unberechenbares Schwein ich bin?«
    »Ja, aber bis dahin waren es nur Vermutungen, jetzt ist es bestätigt.«
    »Schön«, lachte er, aber seine Augen blieben ernst. »Dann hast du ja damals richtig recherchiert. Freut mich, dass ich deine Annahmen alle verifizieren konnte.«
    Sie wälzte sich auf die andere Seite und drehte ihm ihren Rücken zu. »Was habe ich dir nur getan, dass du so gemein zu mir bist?«
    Seine Fingerspitzen glitten über ihr Rückgrat und hinterließen ein eigenartiges Kribbeln.
    »Du fragst mich, was du mir getan hast?« Seine Stimme nahm einen rauen Klang an. »Du bist in mein Leben getreten und hast es durcheinander gebracht. Noch dazu bist du eine große Plage, ein Dickkopf und eine ungehorsame Sklavin und dennoch kann ich nicht so hart zu dir sein, wie ich es gerne möchte. Du verwirrst mich, machst mich angreifbar und manchmal sogar traurig. Das hast du getan !«
    Sie riss erstaunt ihre Augen auf. Gestand er ihr gerade seine Liebe? Atemlos wartete sie auf seinen nächsten Satz, aber er blieb aus. Stattdessen hörte sie ein Rascheln, die Matratze wackelte und Tom stand auf. Irritiert drehte sie sich herum und sah ihn an.
    Müde erwiderte er ihren Blick.
    »Schlaf, Sonntag«, sagte er leise. »Ich werde dir morgen das Armband wieder anlegen lassen und du wirst eine Weile im Mädchenhaus bleiben, damit die anderen Wochentage nicht eifersüchtig werden.«
    »Aber …«, widersprach sie ihm, doch er legte mahnend seinen Zeige finger auf seine Lippen und bedeutete ihr, zu schweigen. Aus Furcht vor einer Bestrafung schloss sie ihren Mund unvollendeter Dinge wieder.
    Er strich mit der Hand durch sein Haar und ordnete es. »Wenn ich für dich Verwendung habe, lass e ich dich holen«, meinte er emotionslos und verschwand kurz darauf aus ihrem Zimmer.
    »Bastard«, brüllte sie ihm hinterher und ehe sie reagieren konnte, schwang die Tür wieder auf und Tom stand atemlos vor ihr. »Was hast du gesagt? Mir war so, als hättest du mich beschimpft?!«
    Seine Tonlage versprach drohendes Unheil, falls es ihr nicht gelang, es abzuwenden.
    »Nicht Bastard«, rief sie hektisch und zeigte auf den geflochtenen Obstkorb, der in ihrem Zimmer stand. »Sondern Bastkörbchen.« Sie machte ein unschuldiges Gesicht. »Es wäre beinahe heruntergefallen und in meinem Schreck hab ich laut danach geschrien.«
    Obwohl sein Mund weiterhin verkniffen blieb, glitzerte es belustigt in seinen Augen auf und sie konnte sehen, wie er nur mit Mühe ein Auflachen unterdrücken konnte. Doch bevor er loslachte, lief er wieder aus dem Raum und zischte: »Noch mal Glück gehabt.«
    Kaum war die

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