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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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»Denk nicht einmal daran, Tom van Darksons Entscheidung anzuzweifeln oder gar zu kritisieren. Es ist, wie es ist. Sie wird sich ihrem Schicksal fügen, wahrscheinlich wird sie anfangs leiden, aber wenn ihr neuer Besitzer ihr die Flausen ausgetrieben hat, wird es ihr an nichts fehlen.«
    »Aber … «, setzte der Diener an, wurde aber energisch unterbrochen. »Ja, sie hat kein leichtes Los gezogen, aber ein strenger Lehrmeister ist vielleicht genau das richtige für das Gör und allemal besser, als erschossen auf der Straße zu liegen, oder? Dieses Schicksal hätte ihr nämlich auch blühen können!«
    Sofia hörte noch, wie Tristan etwas erwiderte, aber sie konnte die Worte nicht mehr erfassen, denn eine erneute, dunkle Welle rollte über sie hinweg und schwemmte sie davon. Ihr Körper erschlaffte.
    Sie kam mit ekligen Kopfschmerzen zu sich. Alles tat ihr weh, besonders der Arm, in den die Drogen gespritzt worden waren. Ihre Zunge lag pelzig und trocken in ihrer Mundhöhle.
    Mit einem Ächzen drehte sie sich herum und eine ungeahnte Übelkeit überkam sie. Ohne, dass sie sich rechtzeitig über den Bettrand beugen konnte, übergab sie sich.
    Sie würgte bittere Galle hoch.
    Während sie einen weiteren, flüssigen Schwall erbrach, kamen Schritte näher. Ihre Gefängnistüre wurde aufgestoßen.
    Aus irgendeinem Grund hoffte sie, dass es Tristan war, aber sie wurde enttäuscht. Ein völlig fremder Mann fragte zögerlich: »Alles in Ordnung?«
    Als Antwort auf seine lächerliche Frage - angesichts der Schweinerei, die sie angestellt hatte - würgte sie.
    Die Tür schlug wieder zur und die Schritte entfernten sich, aber nur um wenige Augenblicke später wieder zu kommen. Dieses Mal war es Tristan, der hereintrat, und sie hätte beinahe vor Freude, ihn zu sehen, losgeheult.
    »Du verträgst das Narkosemittel nicht«, beruhigte er sie.
    »Darauf wäre ich gar nicht gekommen«, gab sie ihm gereizt zurück und versuchte, den Schwindel in ihrem Kopf niederzuringen.
    Er dämpfte das Licht, was ihren Augen gut tat. Dann kam er zu ihr und lehnte sich über ihren Körper. Sie sah in mitfühlende Augen – oder jedenfalls bildete sie sich das ein, denn ob Tristan wirklich so etwas wie Mitleid für seine Opfer empfinden konnte, blieb im Ungewissen. Er war ein undurchsichtiger Mensch, den sie nicht einordnen konnte.
    Er tastete nach ihrer Hand. »Eigentlich solltest du deine Reise im Dämmerschlaf antreten, aber ich sehe schon, du machst uns weiterhin Schwierigkeiten!«, seufzte er und löste die Infusionsnadel samt Kanüle aus ihrem Handrücken, die sie bis jetzt gar nicht wahrgenommen hatte.
    »Reise?!«, fragte sie krächzend und plötzlich wurde ihr die seltsame Umgebung bewusst. Das Bullauge, das sanfte Schaukeln und das Dröhnen von Maschinen. »Wir sind auf einem Schiff!«, rief sie verblüfft aus.
    Er nickte zustimmend und half ihr hoch. »Folge mir.«
    »Wohin?!«, wollte sie alarmiert wissen und verkrampfte sich augenblicklich.
    Er machte eine ausschweifende Geste und lächelte auffordernd: »Ich nehme an, dass du nicht hier bleiben möchtest? So wie es hier aussieht.« Er rümpfte die Nase. »Und riecht.«
    Sie senkte beschämt den Kopf. »Nein.«
    »Gut, dann komm. Ein wenig Bewegung wird dir sehr gut tun.«
    Er musste sie fester stützen, als sie gedacht hatte, denn ihre Beine versagten ihr anfänglich den Dienst. Es dauerte eine Weile, bis sie ihrem Gang mehr Sicherheit verleihen konnte.
    Sie gingen hintereinander durch den schmalen Schiffsflur. Er führte sie, wie ein Liebespaar, an der Hand und zu einer Kabine, die er aufschloss und sie herein bat. »Hier«, sagte er und deutete auf einen Sessel. »Kannst du dich hinsetzen.«
    Er verschloss die Tür sorgfältig, dann ging er ins Bad und kam mit einem Wasserbecher, Zahnbürste und Zahnpasta zurück. Wortlos reichte er ihr die Bürste und drückte etwas der Zahnpasta darauf. Sie verstand und putzte sowie spülte sich ihren Mundraum dankbar.
    »Ausspucken«, wies er sie an und hielt ihr das Glas hin. Sie kam seiner Anweisung nach und als sie fertig war, stellte er den benutzten Becher weg und ließ sich ebenfalls auf einen Sessel fallen, der nah bei Sofias Stuhl stand.
    Er schraubte eine Whiskey Flasche auf, die samt Whiskeyglas auf einem Beistelltisch gestanden hatte. Gekonnt goss er sich einen großen Schluck ein und schwenkte die goldgelbe Flüssigkeit verträumt hin und her.
    »Kriege ich auch einen Drink?«, wollte Sofia erschöpft wissen. Irgendwie war ihr jetzt

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