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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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danach, denn auf den Schreck einer Entführung fand sie einen Schluck Alkohol zur Entspannung ganz angebracht.
    Tristan sah sie entgeistert an, als hätte er ihre Frage nicht richtig verstanden, doch schließlich schüttelte er seinen Kopf: »Nein, aber wie wäre es mit Saft?«
    »Ich hasse Saft.«
    Er lächelte. »Hassen? Gleich so radikal?« Dann zuckte er mit den Schultern und macht ihr ein anderes Angebot: »Cola?«
    »Ja, gerne.«
    Ächzend raffte Tristan sich aus dem Sessel hoch und ging zu einem kleinen Sideboard, welches sich als Kühlschrank entpuppte.
    »Kann ich nicht doch einen Whiskey haben?«
    Er warf ihr einen langen, warnenden Blick über die Schulter hinweg zu. »Nein, ganz sicher nicht.« Mit diesen Worten zog er eine Cola-Flasche hervor und warf sie Sofia zu, die reflexartig ihre Hände ausbreitete und das kalte Plastik geschickt auffing.
    »Deine Reaktionen sind wieder im Normalbereich. Wie schön, das heißt, ich muss nicht länger den Babysitter spielen.«
    Argwöhnisch über sein Zuvorkommen inspizierte sie die Flasche genauer. »Ist sie sauber?«
    Für diese Aussage erntete sie ein schallendes Gelächter. »Kleine, wie redest du denn? Aber wenn es dich beruhigt, sie ist sauber.«
    »Keine Drogen oder so?«, hakte sie misstrauisch nach, denn sie hatte schließlich schon andere Erfahrungen gemacht.
    Er lächelte matt. »Nachdem was gerade passiert ist? Ich kann mir Schöneres vorstellen als ein kotzendes Mädchen. Also es sind keine Drogen in dem Getränk, du kannst es unbesorgt trinken.«
    Seine fiese Anspielung ignorierend drehte Sofia den Verschluss auf und nippte vorsichtig an der eiskalten Flüssigkeit. Als der Geschmack der Cola dem üblichen Zuckergetränk ähnelte, trank sie die Flasche zügig leer. Ihre trockene Kehle dankte es ihr.
    Sie stellte die Flasche ab und widmete ihre Aufmerksamkeit, jetzt wo sie ihren Durst gestillt hatte, ihrem Entführer: »Für einen einfachen Besorger und Dienstleister haben wir aber viel miteinander zu tun. Ich dachte, du sollst die Ware abliefern und verschwindest dann? Ist dein Auftrag immer noch nicht zu Ende?«
    Tristan führte das Glas an seine Lippen und runzelte seine Stirn. »Warum sollte ich dir deine Fragen beantworten?« Er nahm einen großen Schluck und wartete auf ihre Reaktion.
    »Weil es sonst eine eintönige Unterhaltung wird?«, meinte sie keck.
    Er konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen und setzte dafür eine besonders strenge Miene auf, die Sofia wenig beeindruckte. Er wollte etwas erwidern, aber sein Telefon klingelte.
    Sofia erkannte sofort die typische Melodie wieder. Er legte seinen Zeigefinger an seine Lippen und bedeutete Sofia, still zu sein, als er abnahm.
    »Ja? … Wir mussten sie aufwecken, es gab Komplikationen… Nein …oh… aber ich dachte …ja …ja …Entschuldigung. Und was machen wir mit dem Lord? ….gut ….ja….verstanden…. «
    Als er bemerkte, wie Sofia angestrengt lauschte, rollte er mit seinen Augen und verließ den Raum. Seine Stimme erklang jetzt nur noch undeutlich durch die Holzverkleidung.
    Er wirkte verändert, als er zurückkam. »Unsere Unterhaltung ist hiermit beendet.«
    »Aber Tristan«, wollte sie ihn umstimmen, denn sie fand, dass ihre Konversation gerade interessant geworden war. »Ich habe noch so viele Fragen. Bitte, rede mit mir.«
    Doch er blieb unbeirrt. »Nein.«
    Sie war über seinen plötzlichen Sinneswandel verwirrt. Wohin war der nette, freundliche Tristan verschwunden? Was hatte sie ihm getan, dass er jetzt wieder so abweisend und kalt zu ihr war? Sie hatte eine solche widersprüchliche Behandlung nicht verdient.
    »Du bist der Einzige, der auf meiner Seite steht, bitte Tristan, ich flehe dich an, lass mich nicht alleine.«
    Ihre Worte prallten wirkungslos an ihm ab, jedenfalls zeigte er keine Regung, sondern entsicherte nur das Funkgerät an seinem Gürtel und sprach hinein: »Die Ware ist bei mir und wach, ihr könnt sie abholen.«
    »Tristan«, flüsterte sie zum wiederholten Male, aber er schnitt ihr mit einer herrischen Geste das Wort ab. »Sei still. Ich bin nicht auf deiner Seite, noch bin ich dein Beschützer. Und um auf deine Frage einzugehen, ich bin nur noch hier, weil die Zustellung der Ware bis zur Haustür erfolgt. Solange werde ich auf dich aufpassen, aber mir geht es nicht um dein Wohlergehen, sondern nur um meins.«
    Das hatte gesessen. Völlig überrumpelt von seiner Kaltherzigkeit stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie mit einer zornigen Handbewegung aus

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