Die Entfuehrung der Wochentage
allein zurück, der sie weiterhin in der Position festhielt. Sie war unfähig, sich zu rühren, einzig ihr Kopf ließ sich soweit drehen, dass sie einen kurzen Blick auf seine ernsten, traurigen Augen erhaschen konnte.
»Pass auf, Kleine«, begann er sehr leise, zu erzählen. »Ich war vor vielen Jahren in der gleichen Situation wie du. Dir dürfte ja nicht entgangen sein, wie Ron mich betitelt hat, oder?«
Sie verlor sich in der Melancholie seiner Stimme und nickte beklommen. »Ja.« Sie hatte schließlich deutlich gehört, wie der Blonde ihn als Sklavenstück beschimpft hatte.
Der Diener lockerte seinen Griff und gab ihren Armen ein klein wenig mehr Spielraum zurück. »Ich weiß, wie es ist, wenn andere plötzlich über einen bestimmen wollen. Es ist erniedrigend. Ich habe damals, genau wie du, gegen meinen Herrn rebelliert, aber sie haben meinen Widerstand schnell gebrochen.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, bevor er fortfuhr: »Samir wird dich auch brechen, wenn es sein muss. Und es wird schlimmer und erniedrigender sein, als wenn du jetzt einfach aufgibst. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung.«
Sie kniff ihre Lider zusammen, bis kleine Funken vor ihren Pupillen tanzten, dann öffnete sie ihre Augen wieder. Entschlossenheit schwang in ihrem Tonfall mit, denn sie wollte nicht kapitulieren: »Es wird euch nicht gelingen, mich zum Trinken zu bringen.«
Hinter ihr erscholl ein enttäuschtes Schnauben. »Du wirst den Kampf verlieren, ehe er begonnen hat. Bitte, hör doch auf mich.«
Den letzten Satz hatte er beinahe flehentlich ausgesprochen. Wenn es Sofia nicht besser wüsste, würde sie annehmen, dass Tristan wirklich in Sorge um sie war. Aber auch wenn der Diener es ernst meinte, blieb immer noch die Bedrohung durch Ron. Der Blonde würde wieder über sie herfallen, sie benutzen, wie es ihm beliebte, weil sie nichts weiter als eine Sklavin auf diesem Schiff war.
Sie durfte sich nicht von Tristans schmeichelnden Worten einlullen lassen.
»Nein«, krächzte sie aus trockener Kehle und das aufsteigende Durstgefühl quälte sie. »Ich werde standhaft bleiben.«
Wieder ein langgezogenes Seufzen hinter ihrem Rücken, dann seine fragende Stimme: »Ist das dein letztes Wort dazu?«
»Ja.«
Ihre zurückgewonnene Bewegungsfreiheit wurde ihr augenblicklich genommen und der Diener zog sie grob an seinen Oberkörper. Der Druck auf ihrer Brust raubte ihr den Atem, so quetschte er sie.
»Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«, raunte er in ihr Ohr, ehe er nach Samir rief, der mit einem wissenden Ausdruck eintrat: »Du konntest sie nicht überzeugen, ihren sinnlosen Widerstand aufzugeben, stimmt‘s?«
»Nein«, ertönte es dunkel.
Der Arzt machte daraufhin ein selbstgefälliges Gesicht. »Wie ich es dir prophezeit habe. Aber dann machen wir es eben auf meine Art und Weise.« Er senkte seinen Blick auf Sofia herab und lächelte: »Warte, Süße, ich bin gleich bei dir, ich muss nur noch schnell etwas holen.«
Bei dem Anblick seines teuflischen Grinsens wurde Sofia ganz anders. Mit wachsender Nervosität verfolgte sie, wie der Riese in den Nebenraum ging und dort geschäftig hantierte. Sie hörte ihn dabei zufrieden Summen.
Ihr wurde speiübel. Was hatte der schwarzhaarige Bastard vor?
Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust, als der Arzt mit einer sehr, sehr großen Spritze ohne Nadel, einem Schlauch sowie einer Schüssel mit einem wässrigen Brei und einem Papierstreifen wiederkam. Die ganzen Utensilien balancierte er auf einem Tablett heran.
Verwirrt und auch ratlos musterte sie die Dinge, die er auf dem Bett ausbreitete, bevor er sich ebenfalls auf der Matratze niederließ.
Obwohl sie nie zuvor zum Essen gezwungen worden war, ahnte sie plötzlich, was er vorhatte. Sie schrie zornig auf, zappelte ungestüm in dem Griff des Dieners, der sie sofort fester hielt und ihr keine Gelegenheit gab, sich ernsthaft zu wehren.
Sein heißer Atem streifte ihre Wange, als er sie zu beruhigen versuchte: »Es tut nicht weh. Schtt. Ruhig, meine Kleine.«
»Ich will nicht«, brüllte sie mit knallrotem Kopf. Es ging ihren Entführern nicht um eine potentielle Lebenserhaltung, sondern nur um eine Machtdemonstration. Sie wollten ihr beweisen, dass ihr nicht einmal ein kümmerlicher Rest Selbstbestimmtheit geblieben war.
Das durfte sie nicht zulassen, sie würde um ihre Würde kämpfen. Sie sträubte sich daher aus Leibeskräften gegen die Prozedur. Aber bald musste sie einsehen, dass Tristan zu stark und sie im Gegenzug
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