Die Entfuehrung der Wochentage
blieb alleine mit einem unguten Gefühl zurück. Der Kerl war eindeutig total durchgeknallt. Sie seufzte. Alle auf diesem Schiff waren Irre.
Die Tür, die Tristan angelehnt hatte, lenkte sie von ihrer Grübelei ab und erregte ihre Aufmerksamkeit. Neugierig näherte sie sich der Kabinentür und lugte um die Ecke.
Niemand war zu sehen.
Ob sie es wagen sollte? Es konnte nicht schaden, wenn sie sich ein wenig umsah, bevor er zurückkam. Fliehen war auf dem Schiff keine Option, aber vielleicht fand sie etwas, was sie als Waffe benutzen konnte. Sie huschte zurück ins Zimmer, angelte sich hastig das geborgte Nachthemd von Tristan und streifte es über. Dann rannte sie zur Kommode, riss die Schubladen auf und fand eine Boxer Short, die ihr dank Gummizug einigermaßen passte. So mit Stoff bedeckt fühlte sie sich gewappnet für einen kurzen Ausflug. Erst beim Gehen bemerkte sie, dass die Baumwolle an ihren frischen Striemen rieb, aber sie wollte lieber das Kratzen ertragen, als entblößt durch die Gegend zu streifen.
Sie schlich zur Tür, steckte ihren Kopf heraus und lauschte. Nichts zu hören. Der Flur lag ruhig und leer vor ihr. Mit klopfenden Herzen machte sie einen unsicheren Schritt aus ihrem improvisierten Gefängnis hinaus.
Die Zeit war knapp. Sie musste sich entscheiden, was sie tun wollte. Den Gang zur Treppe hinauf kannte sie schon. Dort befanden sich Kombüse, Maschinenraum und zwei kleine Zimmer. Sie vermutete, dass das Vorrats- oder Abstellzimmer seien könnten.
Die andere Richtung war ihr fremd, barg aber auch mehr Gefahren. Nach einem kurzen Zögern und der Gewissheit, dass Tristan nicht ewig verschwunden blieb, traf sie die Entscheidung, in das erstbeste Zimmer zu schleichen, das entgegengesetzt zur Treppe lag.
Sie huschte auf den Flur und zur nächsten Tür, die zu ihrer Enttäuschung verschlossen war. Probeweise rüttelte sie an der Türklinke.
Nächste Tür.
Das andere Zimmer war tatsächlich unverschlossen. Sie schlüpfte hinein und fand sich in einem geräumigen Wohnzimmer wieder. Der Raum wirkte großzügig und hell eingerichtet. Ein weißes Sofa und eine große TV-Anlage sowie ein gut ausgestattetes DVD Regal gehörten zum Inventar. Interessiert inspizierte sie den Schrank mit den Filmen, aus eigener Erfahrung wusste sie, dass dies oft ein beliebtes Versteck war. Sie verbog ihren Arm und tastete den Boden hinter den Videos ab, aber zu ihrer Enttäuschung fand sie nichts weiter als Staub, der zäh an ihren verschwitzten Fingern klebte.
Sie sprang gehetzt auf. Das war ein wahrer Reinfall gewesen, sie musste ihre Erkundungstour abbrechen, denn Tristan konnte jeden Augenblick zurückkommen und es war ihrer Gesundheit bestimmt abträglich, wenn er sie dann nicht in seiner Kajüte vorfand. Frustriert über die Ergebnislosigkeit ihres riskanten Verhaltens drehte sie sich zur Tür um und erstarrte.
Tom van Darkson stand im Türstock. »Nett, dass du für mich Staub wischt, aber ich erinnere mich nicht daran, dich damit beauftragt zu haben.«
Seine gescherzten Worte klangen bitterböse. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und packte sie am Handgelenk. »Also, was tust du hier in meinem Zimmer?!«
Das war sein Raum? Warum zum Teufel musste sie ausgerechnet in seine Kajüte stolpern? Sie hätte jetzt gerne ihren Kopf aus Verzweiflung und Dummheit gegen die Wand geschlagen, aber zwischen ihr und den Steinen stand leider – und das recht bedrohlich – Tom van Darkson.
»Mir war langweilig«, erklärte Sofia möglichst neutral. »Und ich wollte mich auf dem Schiff umsehen.«
»Langweilig?«, kam es ungläubig aus Toms Mund und er betrachtete sie skeptisch.
»Ja. Tristan war nicht da und ich dachte, dass … «
»Tristan hat dich alleine gelassen?«, unterbrach er sie überrascht.
»Mhm. Er wollte mich bestrafen, hat es aber dann nicht geschafft und ist weggerannt.«
Die Miene des Herrschers spiegelte eine Palette an Ausdrücken wider und aus dem vorigen Unglauben wurde pure Fassungslosigkeit. »Er hat es nicht fertiggebracht, dich zu maßregeln und ist dann verschwunden??!!«
»Ja, er wollte mich züchtigen, aber …«
»Stopp«, rief Darkson entsetzt aus, während er mit der freien Hand seine Stirn rieb. »Bitte, rede nicht weiter. Jedes, weiteres Wort bereitet mir unerträgliche Kopfschmerzen. Lassen wir das.«
Sie blinzelte ihn aus unschuldigen Augen an.
»Ich muss mich setzen«, ächzte der Herrscher und zog Sofia mit sich aufs Sofa.
Sie stöhnte kurz auf, als die Striemen auf ihrem
Weitere Kostenlose Bücher