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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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sich wohl geirrt.
    Tom lehnte sich lässig zurück: »Du kannst Christine haben. Sie ist ein tolles Mädchen und um einiges hübscher. Falls du ihrer überdrüssig wirst, hat sie einen guten Wiederverkaufswert.«
    Der Sklave runzelte angewidert seine Stirn. Sein Herr war eiskalt, wenn es ums Geschäft ging. Nichts Menschliches haftete ihm an, und wenn er nicht wie alle Lebewesen Luft holen würde, hätte man ihn auch für den Teufel höchstpersönlich halten können.
    Aber der Diener wollte sich nicht geschlagen geben, sondern kämpfte um seinen Wunsch, das Mädchen sein Eigen nennen zu dürfen. »Ich möchte nicht Chris, ich will Sofia.«
    »Nein«, entschied Tom und ehe er Widerspruch einlegen konnte, hob der Herr seine Hand. »Ich denke, die Wunden deiner letzten Bestrafung schmerzen noch, wenn du deine Qualen nicht steigern willst, bist du jetzt ruhig und erinnerst dich wieder daran, wessen Sklave du bist!«
    Tristan ließ sein Haupt sinken. »Ja. Herr.«
    »Setz dich zu mir«, befahl Tom und strich dem Angesprochenen über die Wange, »und leiste mir Gesellschaft.«
    Der Sklave fühlte einen unbändigen, innerlichen Schmerz als er sich neben Tom niederließ, der zuvor auf dem Sofa Platz genommen hatte, und seinen Diener bedeutungsvoll musterte. »Vielleicht finden wir ja einen Kompromiss, hm?«
    Ein dicker Kloß bildete sich in Tristans Hals und er nickte kaum merklich, ehe er wie hypnotisiert auf den Boden starrte. Er fühlte sich gefangen. Die Gegenwart und unglaubliche Präsenz des Herrschers erschreckte und beengte ihn.
    »Du meidest mich immer noch – nach so vielen Jahren«, notierte Darkson nüchtern. »Dabei habe ich dir nie Übles getan.«
    Was für ein Zynismus . Die Peitschenhiebe auf seiner Haut zeugten vom Gegenteil, trotzdem musste Tristan sich eingestehen, dass er dem Herrscher sein Leben verdankte. Ohne ihn wäre er schon längst den blutrünstigen Neigungen seines Besitzers zum Opfer gefallen. Darkson hatte ihn gerade noch rechtzeitig aus dem Bordell freigekauft, seine Wunden versorgt und ihn anschließend zum Studieren auf die hauseigene Universität geschickt.
    Er stand in seiner Schuld. Für immer.
    »Du schweigst? Auch gut«, brummte Darkson resigniert und legte sein Arm um Tristans Schultern. »Dann bleiben wir beide stumm.«
    Die Wanduhr tickte in die Stille hinein und machte die Situation noch unerträglicher. Tristan saß in der Umarmung von Tom und wagte es nicht, sich zu regen. Der Arm des Herrschers lastete schwer auf seinen Schultern.
    Er wusste genau, dass Darkson ihn damit quälen wollte. Es war seine Art, ihn zu bestrafen, denn er wusste, wie sehr ihn die Nähe von Männern marterte.
    Tristan brach das unfreiwillige Duell ab. »Ich meide dich nicht … «
    Toms Arm schmiegte sich fester um seinen Nacken. »Aha.«
    »Wirklich nicht … «, bestätigte der Diener wenig überzeugend.
    Darksons Mundwinkel wanderten süffisant nach oben, als er seine andere Hand auf Tristans Oberschenkel platzierte und ihn fragte: »Na, wie weit soll ich gehen, bis du mir die Wahrheit sagst?«
    Seine Hand schob sich an dem Schenkel des Sklaven hoch, der sichtlich errötete.
    »Ich habe Angst.« Tristan wandte den Blick ab. »Vor dir.«
    »Angst?«, echote der Herr ungehalten. »Solche Gefühle solltest du ablegen! Angst, Mitleid, Scham, Gnade. Das sind Emotion für Verlierer.«
    Seine Hand und sein Arm glitten synchron von dem Körper des Dieners. »Nein, das habe ich dich nicht gelehrt.« Er stand auf und murmelte enttäuscht: »Zehn Stockschläge und fünf Peitschenhiebe für deine Aussage, Junge. Du kannst sie dir morgen früh abholen und jetzt geh!«
    Tristan erhob sich ebenfalls und nickte ergeben. Wie es sich für einen guten Sklaven gehörte, wiederholte er die Worte seines Herrn. »Ja, zehn Stock- und fünf Peitschenhiebe morgen früh.«
    Langsam schlurfte er zur Tür, kurz bevor er den Ausgang erreichte, drehte er sich noch einmal entschlossen um: »Ich biete 20.000 für Sofia.«
    Tom lächelte: »Geld ist nicht alles im Leben eines Mannes. Meine Entscheidung ist gefallen, Tris. Sie gehört mir, wenn ich mit ihr fertig bin, dann kannst du sie haben.«
    Der junge Diener ging durch die Tür und zog sie hinter sich zu. Er war sich nicht sicher, ob er die Sofia haben wollte, die von Tom gebrochen worden war. Er hatte insgesamt schon sechs Frauen für seinen Herrn beschafft, keine von diesen hatte er je wiedererkannt. Es waren fremde Menschen, in Körpern gefangen, die noch dieselben waren, aber

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