Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
Vom Netzwerk:
Bildschirm fixierte, der Sofias Zelle abbildete. »Es war nicht sehr schwer, sie zu überzeugen, dass ich das kleinere Übel von uns beiden bin. Deine Strafe und Härte haben sie weich und manipulierbar gemacht.«
    »Ja«, sagte der Herr leise, aber in diesem einzigen Wort lag eine Palette an Emotionen. Irgendwas schien van Darkson zu beschäftigen.
    Tristan trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Er hatte Bedenken, dass sein Herr vielleicht nicht so zufrieden mit seiner Leistung war, wie er es vorgab. Aber plötzlich veränderte sich Toms Ausdruck und seine Miene erhellte sich. »Du hast es wirklich gut gemacht.«
    »Danke«, hauchte Tristan erleichtert und die Anspannung fiel von seinen Gliedern. Trotzdem irritierte ihn das seltsame Verhalten seines Herrn. Um sich abzulenken, widmete er sich wieder Sofia, die er dort sitzen und essen sah. Sie hatte nach der Banane auch noch den Apfel brav angenommen.
    Sein Magen krampfte sich augenblicklich zusammen, als er das Ergebnis seines Tuns studierte. Innerlich widerte es ihn an, aber er war bedacht, es den Herrn nicht merken zu lassen. Seine Augen brannten, da er kaum blinzelte, während er Sonntag musterte. Er war jedes Mal erstaunt, wie einfach es war, Menschen gefügig und dankbar zu machen. Sie spielten immer wieder dieselben Spiele vom guten und bösen Mann. Nur die Darsteller variierten in ihrer Rolle und Funktion, außer van Darkson, der immer den bösen Part innehatte, schließlich sollten ihm die Gören aus der Hand fressen, aber der Akt des Helden wurde immer wieder aufs Neue vergeben, manchmal war es Samir, dann wieder Rene und ja sogar Ron durfte den Retter spielen.
    Dieses Mal war er wieder an der Reihe gewesen, die verletzlichen Seelenteile einzusammeln und an sich zu binden.
    Sie würde ihm blind vertrauen, seine Zuneigung ersehnen und ihn nicht enttäuschen wollen. Ja, und früher oder später würde sie ihn sogar in ihre Fluchtpläne einweihen. Tristan konnte ein leises Aufseufzen nicht unterdrücken. Ja, es war wahrlich immer das Gleiche. Menschen verhielten sich unter Druck und Zuwendung stets berechenbar und manipulierbar.
    »Armes, kleines Mädchen«, raunte er.
    »Hast du was gesagt, Tris?«, wollte der Herrscher wissen.
    »Nein.«

Kennenlernen
    Vogelgezwitscher weckte Sofia und sie stand benommen auf. Ratlos stellte sie sich ans Fenster und blickte hinaus. Wieder kam ihr der Garten wie ein verlockendes Ziel vor, das es zu erreichen galt. Sie musste dafür nur artig sein. Augenblicklich schüttelte sie den Gedanken, den sie gerade gehegt hatte, ab.
    Mit einer grimmigen Entschlossenheit wandte sie sich um und starrte mit einem gewissen Trotz auf die gegenüberliegende Tür, worauf das unselige Namensschild prangte.
    Sie wusste nicht genau, wie lange sie dort regungslos verharrt und die Gravur betrachtete hatte, als sie Schritte hörte, die sich der Tür näherten. Wenig später trat Tristan ein.
    »Gute Morgen«, begrüßte er sie und zeigte sein entwaffnendes Lächeln, das ihren Zorn verpuffen ließ.
    »Morgen«, murmelte sie zurück und schielte auf das Armband in seinen Händen. Ihr war dieses entscheidende Schmuckstück nicht entgangen und sie hatte auch nicht vergessen, wozu es diente. Jetzt war es also soweit, sie würde ihre Hoffnung auf Flucht begraben und sich ihrem Schicksal ergeben müssen.
    »Wie ich sehe, weißt du, warum ich hier bin.«
    Sie nickte. »Ja.«
    »Wirst du Schwierigkeiten machen?« Er blickte sie fragend an.
    Obwohl ihr Körper unwillkürlich zurückwich, als Tristan einen Schritt auf sie zu machte, schüttelte sie ihren Kopf. Es wäre sinnlos und eine reine Kraftverschwendung, wenn sie sich jetzt in einen aussichtlosen Kampf mit dem Sklaven stürzen würde.
    »Oh«, kam es überrascht aus seinem Mund. »Prima. Dann bringen wir es hinter uns.«
    Er deutete auf ihr linkes Handgelenk und sie reichte ihm wortlos den Arm. Mit einem geschickten Handgriff legte er ihr den Armreif um, ließ es eng einrasten und verschloss es mit einem kleinen Schloss. Das Silikonmaterial, das den Reif ummantelte, fühlte sich weich und im ersten Moment kühl an. Sie konnte unter der zarten Haut der Plastikschicht aber deutlich die Metallspitzen spüren, die sich bei einer ruckartigen Bewegung durch die Hülle fressen und den Stromkontakt herstellen würden.
    Tristan betrachtete zufrieden sein Werk und überprüfe noch einmal den richtigen Sitz des Reifs, bevor er sie warnte: »Pass auf, dass du keine zu heftigen Armbewegungen machst und nicht

Weitere Kostenlose Bücher