Die Entfuehrung der Wochentage
medizinisches Geschenk ausgeplaudert.
Tristan lächelte und legte seine Hand auf ihr Bein. »Du und Selbstbeherrschung?«
»Ja, so was habe ich«, gab sie zickig zurück, kuschelte sich aber zeitgleich dichter an Tristan, jedoch ohne seinen Körper zu berühren. Die Kluft zwischen ihnen war immer noch eine Handbreit vorhanden, auch wenn sie sich ihm ganz nah fühlte.
Er drehte sich ihr zu. Ihre Schultern fanden zusammen. »Hast du geweint?«, wollte er liebevoll wissen und verbannte eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, sodass ihre Augen frei lagen. »Natürlich hast du geweint«, seufzte er, als er ihre geröteten Pupillen betrachtete. »Was für eine dumme Frage von mir.«
Er wälzte sich herum und stand wieder auf, was Sofia einen Stich versetzte. Im ersten Augenblick nahm sie an, dass er sie für ihre Schwäche verurteilte, aber stattdessen schob er ein Tablett mit Essen und Trinken in ihr Sichtfeld.
»Möchtest du gemeinsam mit uns essen oder hier alleine?«
»Mit euch?«, fragte sie mit belegter Stimme.
»Mit den anderen sechs Wochentagen, mir, Samir, Rene und Tom.«
»Machen wir jetzt auf große Familie, oder was?«, schnaufte sie ärgerlich bei seinen Worten und blaffte kurz danach. »Ich esse lieber alleine als mit euch Irren. Danke.«
Tristan nestelte an der Obstschale, die auf dem Tablett stand, und rückte sie umständlich neben das Wasserglas. »Gut. Aber morgen wirst du mit uns gemeinsam speisen.«
Sie verspürte nicht die geringste Lust, auch wenn das Abendessen bedeutete, Tristans Anwesenheit genießen zu dürfen.
Er griff zu einem scharfen Messer und begann das Obst zu schälen und anschließend zu teilen. Wie er den Apfel vor ihren Augen zerkleinerte machte sie ganz kirre. Es war eine erneute Demonstration seiner Macht und ihrer Hilflosigkeit, nicht einmal das Essen durfte sie selbstzubereiten. Wenn es nur ein klitzeklein wenig erfolgsversprechend gewesen wäre, dann hätte sie ihm das doofe Messer aus der Hand geschlagen. So aber schluckte sie mühsam und quälte sich ein „Dankeschön“ über die Lippen, als er ihr die saftigen Stücke reichte.
Lustlos kaute sie darauf herum und schüttelte den Kopf, als er ihr eine weitere Portion reichen wollte, doch er ließ nicht locker. »Hier gibt es einen Kalorienplan, Süße. Du wirst am Tag die Menge essen, die für dich zusammengestellt wurde. Ihr Wochentage sollt schlank, aber nicht mager sein.«
Sie stieß ein tiefes Knurren aus. Sie verabscheute das System, das nicht nur darauf ausgelegt war, sie zu demütigen, sondern auch jeden Bereich ihres Lebens vollkommen zu kontrollieren, aus tiefsten Herzen.
Er reichte ihr eine halbierte Birne, der Saft lief über seine Finger, am Handgelenk entlang und tropfte an seinem Unterarm hinunter. Sie ignorierte das Obststück, woraufhin der Sklave ungehalten, aber immer noch freundlich nachfragte: »Was hast du denn meine Süße? Soll ich dir lieber Gemüse bringen? Isst du das lieber?«
Sie schob seine Hand samt Obst beiseite. »Ich hab keinen Hunger.«
Er zuckte verdrossen mit den Schultern. »Schade. Dann halt nicht.«
Er pfefferte das Birnenteil auf den Teller, wischte sich die Hände an ihrem Bettlaken trocken und meinte verheißungsvoll: »Vielleicht hast du heute Nacht mehr Hunger, wenn ich ausreichend Zeit für dich habe. Aber jetzt muss ich den Essentisch für nicht so zimperliche Gäste decken. Ich komm später auf dich zurück.«
Sofia hätte ihm die Birne nun doch am liebsten aus der Hand gefressen, aber der Sklave hatte das Tablett schon gepackt und wandte sich mit einem geräuschvollen Aufseufzen dem Gehen zu.
»Warte«, rief sie hysterisch. »Ich esse.«
Er drehte sich langsam auf dem Absatz herum. »So? Hat van Darksons harte Bestrafung doch Wirkung gezeigt?«
Sofia dachte an die Qual mit den Elektroden und dem Strom zurück. Ja, wahrscheinlich hatte es das. Sie schlug die Augenlider nieder. »Mhm.«
»Heute Nacht«, wiederholte Tristan seine Worte und lächelte. »Komm ich. Dann wirst du essen.«
Die Tür fiel leise ins Schloss und Sofia blieb gezwungenermaßen alleine im stillen Raum zurück. Sie hob die Eisenkette auf, die eine Länge von knapp drei Metern hatte und fest in der Wand verankert war, und ließ sie durch ihre Finger gleiten. Kein einziges, rissiges Glied oder Schwachstelle wollte ihr im Material auffallen. Hoffnungslos öffnete sie ihre Hände und die Kette fiel heraus. Solange sie hier angebunden war, konnte sie nicht fliehen, sie musste endlich lernen ihren Stolz
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