Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando

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der Menge verschluckt, aber ihre nächste Frage klang in Allisons Ohren nach. »Und warum?« schrie sie, »warum haben Sie dann ausgerechnet zu dem Zeitpunkt Wahlkampf in Florida gemacht, als dieser Fall in Nashville vor dem großen Durchbruch stand?«
    Allison hatte fast den Flugsteig erreicht. Eine Wand aus Sicherheitskräften hielt die Presseleute davon ab, weiter vorzudringen. Allison verschwand im langen Tunnel, der zu ihrem Flugzeug führte. Immer noch hatte sie diese einzelne Stimme aus dem Gewirr im Ohr.
    Dann hörte sie sie wieder. »Warum sind Sie in Florida gewesen?«
    Ihre Begleiter schoben Allison an Bord. Der Flugbegleiter schloss die Tür. Die Motoren heulten auf. Aber die letzte Frage hallte in ihren Ohren nach. Was hatte sie in Florida gemacht?
    Sie sah aus dem ovalen Fenster hinaus auf die Startbahn. Sie wusste die Antwort selbst nicht mehr.
    Zwischen lauter Smokingträgern wirkte General Howe in seinem blauen Anzug unpassend gekleidet, als er das historische Biltmore Hotel in Coral Gables, Florida, verließ. Er wusste, dass es sich um eine Veranstaltung handelte, bei der Abendkleidung erwünscht war, aber Buck LaBelle hatte sich besorgt gefragt, wie wohl der durchschnittliche Wähler zwei Tage vor der Wahl auf einen Kandidaten in einer derart aristokratischen Kleidung reagieren würde. Seiner Meinung nach war es besser, in irgendeinem Protzhotel fehl am Platz zu sein, als Millionen von Zuschauern zu brüskieren, die ihn vielleicht im Fernsehen sehen konnten.
    Draußen vor dem unteren Eingang zur Vorhalle warteten unter einem roten Stoffvordach mit glänzenden Messingstangen die Medienvertreter Schulter an Schulter. In dem Moment, als die Tür geöffnet wurde, drängten sie nach vorn mit dem kollektiven Aufschrei: »Da ist er!«
    Der General setzte ein ernstes, geradezu finsteres Gesicht auf, das den angemessenen Grad seiner Besorgnis über die verpatzte FBI-Aktion, vor allem über das Eindringen in ein falsches Haus, zum Ausdruck bringen sollte.
    »General Howe«, fragte jemand, »sind Sie verärgert über die Nachrichten aus Nashville?«
    Howe antwortete, ohne stehenzubleiben. »Natürlich bin ich verärgert. Die gesamte Nation sollte verärgert sein.«
    »Verärgert über wen, Sir?«
    Als Howe den Bordstein erreichte, ging die Wagentür auf. »Ich gehe davon aus, dass diese Aktion von Ms. Leahy persönlich genehmigt worden ist. Aus eigennützigen Motiven hat sie während der ganzen Zeit darauf bestanden, die Ermittlungen selbst zu leiten. Das Ergebnis ist der miserabelste Angriffsplan seit der Invasion in der Schweinebucht. Offensichtlich besteht ihr einziges Ziel darin, diese Tragödie am Vorabend der Wahl zu einem explosiven Abschluss zu bringen, in der Hoffnung, damit ins Weiße Haus katapultiert zu werden.«
    Ein weiterer Reporter setzte nach. »Wir haben eben erfahren, dass sie die volle Verantwortung für die heutigen Ereignisse übernommen hat. Wie lautet Ihre Meinung dazu, Sir?«
    »Ich meine dazu, es reicht nicht, dass die Justizministerin einfach nur sagt, sie würde die volle Verantwortung übernehmen. Wer verantwortliche Positionen einnimmt, darf nicht nur mit Worten reagieren, sondern muss ihnen Taten folgen lassen.«
    »General, fordern Sie, dass Ms. Leahy die Leitung der Ermittlungen niederlegt?«
    Er ließ sich einen Moment Zeit, seine Worte abzuwägen. »Wenn Ms. Leahy sich nicht aus diesen Ermittlungen zurückzieht, werde ich den Präsidenten auffordern, sie dazu zu zwingen.«
    Es folgte eine Flut weiterer Fragen. Der General winkte und nickte nur, als er sich auf den Rücksitz fallen ließ. Die Tür schlug zu, und die Limousine schoss Richtung Flughafen davon.
    Allisons Maschine landete kurz nach 22:00 Uhr auf dem Washington National Airport. Eine Limousine stand für sie bereit, aber es war nicht ihr üblicher Wagen und auch nicht derselbe Fahrer. Präsident Sires hatte sie während des Flugs angerufen und zu einer Krisensitzung zitiert. Sie brachten den Weg vom Flughafen zur Pennsylvania Avenue in Rekordzeit hinter sich, da ein Wagen des Weißen Hauses überall Vorfahrt hatte. Beamte des Secret Service begleiteten sie direkt ins Oval Office, was ihr merkwürdig vorkam. In Anbetracht der späten Stunde hätte sie erwartet, dass die Sitzung im Wohnbereich des Weißen Hauses stattfinden würde. Offensichtlich wollte der Präsident einen offiziellen Rahmen, der seine Macht repräsentierte.
    Sires sah aus dem Fenster und hatte ihr, als sie eintrat, den Rücken zugewandt. Seine