Die Entfuehrung
auf ein Paar kleine, schmutzige Turnschuhe hinter der Tür - Kristens Schuhe, die da lagen, wo sie sie immer liegen ließ, trotz des Meckerns ihrer Mutter.
Tanya nahm einen der Schuhe auf und umklammerte ihn. Ihre Schultern begannen sich zu heben. Sie sank an der Tür zusammen, und die Tränen liefen in Strömen.
Allison hatte den Fernsehauftritt des Generals in ihrem Stadthaus in Georgetown verfolgt. Sofort griff sie zum Telefon, um herauszufinden, ob David Wilcox oder sonst einer von ihren Leuten irgend etwas von der Lösegeldforderung wussten. Wenn die undichte Stelle in ihrem Team zu finden war, wollte sie sofort Bescheid wissen. Sie überließ es ihrem Wahlkampfhelfer, eine Versammlung im Wahlkampfbüro am Vormittag zu organisieren, und zog sich in ihre Bibliothek zurück, um ihre Reaktion auf den Fernsehauftritt des Generals vorzubereiten.
Kurz nach 22:00 Uhr klingelte es an ihrer Tür. Ihr Dienstmädchen öffnete in Begleitung eines Agenten des Secret Service. Allison war gerade unterwegs in die Küche, um sich Kaffee zu holen, als sie Harley Abrams in der Diele stehen sah.
»Kommen Sie rein«, sagte sie.
Harley gab dem Dienstmädchen seinen Mantel und folgte Allison in die Bibliothek. »Möchten Sie Kaffee?« »Nein danke.«
Sie nahmen in zwei Ledersesseln Platz. Harley sah sich im Raum um und bewunderte die mit Schnitzereien verzierte Wandvertäfelung aus Mahagoni und den Kamin aus Marmor. Oder vielleicht war er auch schon durchgedreht und suchte nach verborgenen Mikrofonen.
Sie schlug die Beine übereinander und rührte ihren Kaffee um. »Ich fühle mich irgendwie zerrissen nach unserem Treffen heute in Ihrem Büro. Das letzte, was ich mit dem Abspielen von Emilys Tönen bei Ihnen erreichen wollte, war Ihr Mitgefühl. Die Kassette ist mir heilig, es war, als hätte ich Ihnen meine Seele gezeigt. Aber man wollte mich auf unfaire Weise kaltstellen. Mir war klar, dass ich Ihr Vertrauen nur gewinnen konnte, indem ich Ihnen auf dramatische Weise zeige, dass ich mich gut in die Lage von Tanya Howe versetzen kann.«
»Ich muss sagen, es war sehr beeindruckend.«
»Ist es das, was Sie heute hierherführt? Oder handelt es sich um einen Teil der Nachforschungen, die General Howe in seiner Rede angekündigt hat?«
»Nachforschungen?«
»Allerdings. Er sagte, es werde Nachforschungen geben, um festzustellen, ob irgendwer aus meinem Stab vertrauliche Einzelheiten nach außen habe durchsickern lassen - besonders die Lösegeldforderung.«
»Sie können meinen Besuch in diesem Zusammenhang sehen, ja.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Könnten Sie sich bitte etwas deutlicher ausdrücken?«
Nach kurzem Zögern sagte er: »Unter uns gesagt, ich halte diese Beschuldigung für völligen Blödsinn.«
»Oh«, sagte sie mit einem schmalen Lächeln. »Das ist doch schon mal was.« Ihr Lächeln verschwand. »Ich nehme an, das Band hat Ihren Meinungsumschwung bewirkt.«
»Zum Teil. Das und die simple Tatsache, dass Sie es gar nicht nach außen sickern lassen konnten. Sie wussten überhaupt nichts von der Lösegeldforderung. Und ich habe Ihnen nichts davon erzählt.«
»Sie denken, General Howe war die undichte Stelle?«
»Glauben Sie das?«
Sie nippte nachdenklich an ihrem Kaffee. »Ich habe darüber nachgedacht und versucht, mir vorzustellen, was er damit beabsichtigen könnte. Er ist zweifellos kein reicher Mann. Ich bin sicher, dass er keine Million Dollar zu Hause herumliegen hat. Vielleicht hat er gedacht, dass die Bekanntgabe der Lösegeldforderung private Geldgeber animieren könnte, die Summe aufzubringen. Und dann hat er es mir angehängt, damit die Entführer ihren Ärger nicht gegen die Familie Howe wenden und an Kristen auslassen. «
»Na gut, im Zweifel für den Angeklagten«, sagte Abrams
»Aber einige Dinge werfen schon die Frage auf, ob seine Motive wirklich so rein sind.«
Ihre Neugier war geweckt. »Welche?«
»Zum ersten diese ganze Fernsehshow. Seine Kriegserklärung. Dieses Machogehabe gibt es in Actionfilmen, aber nicht im wirklichen Leben. Ich frage mich, ob ein Mann, dessen Enkelin in Lebensgefahr schwebt, wirklich so reagieren würde.«
»Er ist ein alter Soldat. Das ist seine einzige Möglichkeit, zu reagieren.«
»Stimmt schon«, sagte Harley. »Aber sein Angriff auf Sie ist ebenso merkwürdig. Die Entführer haben Tanya befohlen, sich nicht an die Bullen zu wenden, also wohl erst recht nicht ans FBI. Dann beschuldigt Howe Sie, die Lösegeldforderung an die Presse lanciert zu
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