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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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zum jetzigen Zeitpunkt keinen Kommentar zur Strategie der Ermittlungen ab.«
    Repo war außer Atem, als er aus der Kälte hereingerannt kam. Er schlug die Küchentür hinter sich zu. Er lehnte sich gegen sie und umklammerte die Tüte mit den Lebensmitteln. Er hatte Kristen nicht länger als notwendig mit Tony und Johnny allein lassen wollen, deshalb war er zu dem Supermarkt an der Ecke gerannt und wieder zurück. Er sah zur Uhr auf dem Ofen. Der ganze Ausflug hatte nicht länger als vierzehn Minuten gedauert.
    Dreimal solange, wie die Idioten gebraucht hatten, Reggie Miles umzubringen.
    Plötzlich durchfuhr ihn ein Schreck. Er legte die Tüte mit den Lebensmitteln auf den Tisch und zog Jacke, Hut und Handschuhe aus.
    »Was hast du gekauft?« fragte Tony, als er hereinkam.
    Repo schob die Tüte aus Tonys Reichweite. »Nur ein paar Sachen.«
    »Lass mal sehen.« Er griff nach der Tüte, warf einen Blick hinein und zog ein Gesicht. »Froot Loops? Ey, Johnny, sieh dir das an. Repo ist losgegangen und hat uns Froot Loops geholt.«
    Johnny stolzierte um die Ecke und grinste. Er trug Jeans und ein Achselhemd. »Froot Loops? Verdammt, ich stehe aber auf Choco Pops.«
    »Die sind für das Kind, du Arsch«, erwiderte Repo.
    »Für das Kind? Du rennst raus in die verdammte Eiseskälte, um Cornflakes für das Kind zu kaufen? Was soll das, soll sie dir den Schwanz lutschen, oder was?«
    »Lass die blöden Witze.«
    »Oder hast du Schiß, dass Tony und ich dir zuvorkommen?«
    Repo packte ihn und schob ihn gegen den Kühlschrank. »Ich habe gesagt, du sollst es lassen.«
    »Schluss da!« rief Tony und brachte sie auseinander.
    Johnny trat einen Schritt zurück und schüttelte Repo ab, der vor Wut schäumte.
    Tony warf die Schachtel auf die Anrichte. Nach einem Blick auf Johnny starrte er Repo an. »Du warst heute Nacht bei ihr da unten. Ich hab' dich die Treppe runtergehen hören.«
    »Ja und?«
    »Und jetzt gehst du los und holst ihre Lieblingsflakes.«
    »Sie muss was essen.«
    Tony legte die Hand auf Repos Schulter. Seine Stimme bekam einen väterlichen, aber drohenden Tonfall, als wäre er der Pate. »Du enttäuschst mich, Repo. Ich habe immer zu allen gesagt, dass Repo ein Bursche ist, den man im Auge behalten sollte. Jung, aber zuverlässig. Sehr vielversprechend. Ich habe dich für diesen Job ausgesucht, weil du für mich wie Johnny bist, wie mein eigener Bruder - weil du zur Familie gehörst. Wir sind wie eine kleine Familie, wir drei. Nur dass Johnny und ich die einzigen in dieser Familie sind, die getötet haben. Das heißt, dass wir mehr Dreck am Stecken haben als du. Und du fängst an, dich mit diesem Mädchen anzufreunden. Das macht mich ziemlich nervös. Ich frage mich allmählich, ob Repo vielleicht gerade dabei ist, die Familie den Bach runtergehen zu lassen.«
    »Ich lasse niemanden den Bach runtergehen.«
    Tony schüttelte den Kopf. »Du hast unser Vertrauen verspielt.
    Repo trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Was willst du damit sagen?«
    »Du musst es dir erst wieder verdienen.«
    »Und wie?«
    Tonys Gesichtsausdruck änderte sich. Er biss die Zähne aufeinander. Die Augen verwandelten sich in dunkle, bedrohliche Schlitze. »Sobald wir das Geld haben, stirbt das Mädchen. Und du wirst derjenige sein, der sie tötet.«
25
    Die Innenstadt von Washington schien in grauen Schatten zu schwimmen. Der düstere Himmel war die perfekte Ergänzung zu den Gebäuden aus Kalkstein und den Monumenten aus Marmor. Die Bäume waren kahl am Lafayette Square, dem gepflegten Landschaftspark nördlich vom Weißen Haus, direkt gegenüber der Pennsylvania Avenue. Als die Limousine die Auffahrt zum Weißen Haus verließ, bemerkte Lincoln Howe eine Gruppe von Demonstranten auf dem Platz. Auf ihren Spruchbändern verurteilten sie die Ausbeutung von Kinderarbeit in fremden Ländern durch die Vereinigten Staaten. Er dachte an die Art, wie Präsident Sires regelrecht besessen schien von seinem Vermächtnis, und dann an seine eigene Fernsehansprache von gestern Abend, in der er härtere Maßnahmen gegen Kindesentführer gefordert hatte. Plötzlich fiel der Groschen. Er musste erst noch gewählt werden, aber sein eigenes Vermächtnis stand schon fest: Lincoln Howe, der Präsident der Kinder. Der Gedanke gefiel ihm.
    »Wie war die Unterredung?« fragte LaBelle. Er saß auf dem Rücksitz, dem General gegenüber
    »Sehr gut.« Der knappe Tonfall machte deutlich, dass er nicht darüber reden wollte.
    Die Limousine hielt an, um die

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