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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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irre?«
    »Würde ein Irrer wissen, dass auf der Rückseite der Lösegeldforderung Kristens Schülerausweis klebte?«
    Tanya erschauderte, als sie begriff - er war es. Intuitiv schaltete sie den Anrufbeantworter ein, um das Gespräch aufzunehmen. »Bitte«, sagte sie mit zitternder Stimme, »tun Sie meiner Tochter nichts. Sie können haben, was Sie wollen. Aber lassen Sie sie frei.«
    »Sie wissen, was ich will. Eine Million Dollar. Bis morgen früh. Und keine Bullen.« »Ich will es Ihnen ja geben. Wirklich.
    »Das ist aber nicht das, was Ihr Vater gestern Abend im Fernsehen gesagt hat.«
    Sie zuckte zusammen und verfluchte innerlich ihren Vater. »Hören Sie nicht auf ihn. Verhandeln Sie nur mit mir, einverstanden? Ich werde Ihnen Ihr Geld besorgen, und ich werde die Bullen außen vor lassen. Ich verspreche es. Aber tun Sie Kristen nichts.«
    »Was soll das heißen, Sie werden das Geld besorgen? Haben Sie's, oder haben Sie's nicht?«
    »Ich habe es nicht, aber ich kann es besorgen. Aber ich brauche ein bisschen Zeit.«
    »Sie haben Zeit bis morgen früh.«
    »Ich brauche mehr Zeit.«
    »Scheiße. Keine Verzögerung.«
    Der harsche Tonfall war trotz der Verzerrung zu vernehmen. Tanyas Hand zitterte plötzlich. »Ich verzögere nichts. Eine Million Dollar sind ein Haufen Geld.«
    »Ich habe gesagt, morgen früh.«
    »Ich - ich weiß nicht.« Sie konnte kaum noch sprechen. »In Ordnung. Morgen früh. Ich habe es dann.«
    »Sie lügen.«
    Sie verschluckte sich fast. »Was?«
    »Sie können das Geld nicht bis morgen früh besorgen. Nicht ohne die Hilfe ihres Alten.«
    »Nein, ich kann es. Wirklich. Ich kann es.« Sie wartete, aber es kam keine Antwort. Verzweiflung überkam sie. »Haben Sie mich nicht gehört?« Ihr versagte die Stimme. »Ich habe gesagt, dass ich es besorgen werde. Wirklich. Bei Gott, ja, ich werde es besorgen.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie es können.« Die Antwort war so ruhig gesprochen, dass sie fröstelte. »Und wissen Sie was, Tanya? Ich traue Ihnen nicht. Auch nicht Ihrem Vater oder sonst irgendwem in Ihrer ganzen verdammten Familie. Ihr geizigen schwarzen Bastarde, behaltet doch eure Million Dollar. Die Wahrheit ist, die Welt wird ein wesentlich angenehmerer Ort sein, wenn es einen Howe weniger gibt.«
    »Nein, warten Sie!«
    Die Verbindung wurde unterbrochen, und sie hörte nur noch das Freizeichen.
26
    Lincoln Howe hatte für den Nachmittag seine wichtigsten Entscheidungsträger zu einer Unterredung über die Wahlkampfstrategie einberufen. Howe und sein Wahlkampfmanager Buck LaBelle fuhren gemeinsam in einer Limousine zum Washington National Airport. Da einige der Teilnehmer auf dem Luftweg anreisen und andere anschließend sofort abreisen würden, fand das Treffen auf dem Flughafen statt. Als Howe und LaBelle ankamen, stand die aufpolierte Boeing 727 schon am Flugsteig bereit. Auf dem strahlend weißen Rumpf prangte in leuchtend roten und blauen Buchstaben die Wahlkampfbotschaft: »Howe-Endicott 2000«.
    Dwight Endicott war der erste, den Howe beim Betreten der Maschine sah. Der Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten war eben erst nach zweitägigem Wahlkampf im Schlüsselstaat Ohio aus Cleveland angereist. Endicott war nie in der Armee gewesen, hatte aber die breiten Schultern, die imposante Erscheinung und den knallharten Gesichtsausdruck eines Ex-Marine. Er hatte sich als sehr engagierter Leiter des Drogendezernats einen Namen gemacht. Er hatte einen Bestseller geschrieben und mehrere Jahre lang höchst einträgliche Vortragsreisen unternommen, wodurch es ihm gelungen war, sein Engagement gegen Drogen in den größeren Zusammenhang einer moralischen Wende zu stellen. Sein Wahlkampf-Markenzeichen war das demonstrative V-Zeichen, wie bei Churchill oder Franklin D. Roosevelt -nur dass das V bei Endicott nicht für Victory wie Sieg stand, sondern für Values wie Werte. Die Republikaner hatten ihn als Vertreter des rechten Flügels aufgestellt, um die Fundamentalisten und Abtreibungsgegner zu besänftigen, die General Howes gemäßigte Positionen zur Sozialpolitik mit Sorge, wenn nicht sogar mit Schrecken betrachteten.
    »Wie war die Reise?« fragte Howe seinen Mitkandidaten.
    »Ohio haben wir in der Tasche«, sagte Endicott lächelnd. Die Kandidaten gingen zum Besprechungsabteil, einem kleinen Raum direkt vor der Bordküche. Die üblichen Reihen von Flugzeugsitzen waren durch angeschraubte Sofas, Ledersessel und einen Resopal-Arbeitstisch ersetzt worden. Howe und Endicott nahmen auf

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