Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
Vom Netzwerk:
allem wollte sie es nicht glauben. Bisher schien alles in eine Richtung zu führen, vielleicht sogar zu Emily. Ein politisches Szenario, das Lincoln Howe helfen sollte, die Wahl zu gewinnen, war eine völlig andere Spur
    »Etwas würde ich gerne wissen«, sagte sie. »Haben Sie denn überhaupt Kontakt mit Mark? Ich meine, seit der Entführung?«
    Tanya senkte den Kopf. »Mark ist tot.«
    »Das tut mir leid. Wann ist er gestorben?«
    »Bevor Kristen zur Welt kam. Bevor wir heiraten konnten. Ein Autounfall.«
    Allison war in Gedanken versunken.
    Tanya saß stocksteif da. »In den letzten Tagen habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich meinem Vater unrecht tue. Einerseits will ich einfach nicht glauben, dass er wirklich zulassen könnte, dass Kristen etwas passiert, nur damit er gewählt wird. Aber immer, wenn ich diese Zweifel bekomme, stelle ich mir dieselbe Frage, die ich mir seit zwölf Jahren stelle.«
    »Und welche ist das?« fragte Allison.
    »Ob Marks Unfall wirklich ein Unfall gewesen ist.«
    Allison wich Tanyas Blick nicht aus. »Ich glaube nicht, dass wir darauf vor Montag eine Antwort finden.«
    »Montag?« fragte Tanya ziemlich überrascht. »Soll das heißen, Sie wollen das Lösegeld immer noch zahlen?«
    »Ja, ich will es immer noch zahlen«, erwiderte sie und drückte Tanyas Hand. Und ich werde immer noch hoffen, dachte sie, obwohl ihr Emilys Hand weiter weg schien denn je.
29
    Repo lag am späten Freitagabend auf der Couch und zappte mit der Fernbedienung durch die Fernsehprogramme. Er blieb an einer Schwarz-Weiß-Wiederholung der »Dick Van Dyke Show« hängen, verstand aber kein Wort, da die Delgados sich in der Küche mit Tequila betranken und dabei zum vierten Mal hintereinander in voller Lautstärke dieselbe alte Pearl-Jam-CD hörten.
    Repo hing seinen Gedanken nach und versuchte herauszufinden, warum die Delgados dermaßen in Partylaune waren. Er hatte die Abendnachrichten verfolgt, um zu sehen, ob General Howe möglicherweise seine Meinung in Bezug auf die Zahlung des Lösegelds geändert hatte. Den Fernsehberichten zufolge hatte sich jedoch nichts geändert, seit der General am Mittwochabend auf dem Bildschirm erschienen war. Trotzdem wurde Repo irgendwie das Gefühl nicht los, dass seine Partner mit irgend etwas hinter dem Berg hielten.
    Die Musik wurde noch lauter. Repo wandte den Kopf. Johnny kippte sich gerade noch einen Tequila rein und verzog das Gesicht von dem scharfen Schnaps mit Zitrone.
    Beunruhigt sah Repo weg. Das Mädchen musste starr sein vor Angst. Beim Abendessen hatte sie gezittert und kaum etwas gegessen. Für jemand im Keller musste sich die dröhnende Musik aus der Küche anhören wie eine Horrorshow. An Schlaf war bei diesem Krach erst recht nicht zu denken.
    Repo warf noch einen Blick in die Küche. Die Delgados fielen praktisch übereinander und lachten ausgelassen. Repo erhob sich von der Couch und ging den Flur entlang. Er bewegte sich schnell und leise, in der Hoffnung, ohne einen Zwischenfall an ihnen vorbeizukommen. Sie waren zu bedröhnt von den Grunge-Klängen und dem Schnaps, um ihn zu bemerken.
    Repo öffnete die Kellertür und huschte die Stufen hinunter. Er brauchte keine Taschenlampe, weil er das Licht beim letzten Mal angelassen hatte. Er wusste von irgendwoher, dass brennende Glühbirnen Wärme verströmen, und hatte sich gedacht, dass jedes bisschen in dem kalten Keller nützen würde.
    Kristen bewegte sich auf der Matratze, als er näher kam.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Ich bin's.«
    Sie entspannte sich etwas - aber nur ein bisschen. Sie hatte kein Klebeband mehr auf dem Mund, und Repo hatte auch ihr Fußgelenk nicht mehr angebunden, so dass sie sich zumindest herum rollen konnte. Handfesseln und Augenbinde waren noch an Ort und Stelle - damit Tony nicht denken würde, er ginge zu sanft mit ihr um.
    Er setzte sich neben sie auf den Stuhl. »Du hast nicht viel gegessen heute Abend. Ich habe gedacht, ich seh mal nach, ob du Hunger hast.«
    Schweigend schüttelte sie den Kopf.
    Um sie zu besänftigen, sprach er mit leiser Stimme. »Vielleicht ist ja das Menü das Problem. Ich vermute mal, dass du nicht unbedingt dreimal am Tag Froot Loops essen wolltest, als du sie dir gewünscht hast.«
    Keine Reaktion - nicht einmal ein Zucken. Sie sagte gar nichts mehr, es war noch schlimmer als beim Abendessen. Er beugte sich vor und sagte ruhig: »Hör zu, irgendwas wird bald passieren.«
    Sie lag bewegungslos da. Verängstigt sagte sie: »Die wollen mich

Weitere Kostenlose Bücher