Die Entfuehrung
eine Richtung sehen - genau zu Johnny hin. Tony löste die Augenbinde. Langsam glitt sie am Gesicht hinunter.
Kristen blinzelte heftig, um ihre Augen an das Licht zu gewöhnen.
»Dreh deinen Kopf nicht weg«, befahl Tony ihr. »Sieh genau geradeaus.«
Sie starrte in Richtung Küche. Johnny Delgado war genau in ihrem Blickfeld und sah sie direkt an. Grinsend trat er näher und hielt sein Gesicht genau vor ihres. Seine Nase berührte fast die ihre.
»Sieh genau hin, du freche kleine Schlampe. Sieh ganz genau hin.«
»Kristen, sieh weg!« schrie Repo.
»Viel zu spät«, sagte Johnny selbstgefällig. Tony befestigte ihre Augenbinde wieder
»Ihr Arschlöcher«, sagte Repo. »Sie hat dein Gesicht gesehen. «
»Stimmt«, sagte Tony. »Sie hat es gesehen. Und du weißt ja, welche Konsequenzen das für Reggie Miles gehabt hat.«
Kristen zuckte zusammen. Sie wusste nicht, ob das ein grausames Spiel war oder ein ernsthafter Machtkampf.
Repo war außer sich vor Wut. »Das war völlig unnötig.«
Tony zog die Augenbinde fest. »Jetzt gibt es kein Zurück mehr, Repo. Jetzt weißt du, was du zu tun hast, sonst muss Johnny es für dich tun.«
»Klar doch«, höhnte Johnny, »und wenn ich sie erledige, dann kannst du sicher sein, dass sie nicht als Jungfrau stirbt.«
Repo stürzte sich auf ihn und stieß ihn quer durch den Raum. Johnny knallte gegen die Anrichte. Die beiden Männer keuchten heftig und starrten sich an. Repo warf einen Blick auf das Messer, das in der Anrichte steckte - das große Küchenmesser, mit dem die Cornflakes-Packung aufgespießt war.
Johnny grinste ihn herausfordernd an. »Mach schon, Repo. Willst du ein Stückchen von mir? Jetzt hast du Gelegenheit dazu.«
In der Küche herrschte gespannte Stille. Repo lauerte auf einen Sprung zum Messer. Johnny stützte sich mit einem Fuß nach hinten ab, wie ein Sprinter in den Startlöchern. Tony bugsierte langsam das Mädchen von der Küche in den Flur. Sein Gesicht glühte vor Vorfreude, wie bei einem Boxfan am Ring. Schließlich durchbrach er die Stille.
»Mach ihn fertig, Johnny!«
Johnny schoss durch den Raum und packte das Messer am Griff. Repo sprang vorwärts und erwischte ihn in der Seite. Sie knallten gegen die Küchenschränke, stolperten und rollten über den Boden im Kampf um das Messer, dessen lange Klinge im Licht blinkte. »Mach ihn fertig!« schrie Tony.
Johnny gewann die Oberhand und hielt Repo rücklings auf den Boden gedrückt. Er hielt das Messer mit der rechten Hand, aber Repo umklammerte sein Handgelenk. Mit einem Ruck machte Johnny seine Hand frei und zielte mit aller Kraft auf Repos Kehle. Instinktiv stieß sich Repo mit dem Fuß von der Ofentür ab und schleuderte Johnny hoch und nach vorn. Die Klinge steckte im Linoleumboden, sie hätte Repo beinahe skalpiert. Repo trat noch einmal zu, diesmal härter, und schleuderte Johnny kopfüber gegen den Kühlschrank. Der Aufprall betäubte ihn. Das Messer fiel auf den Boden. Repo nahm es und richtete es gegen seinen Widersacher. »Johnny!« schrie sein Bruder. »Schluss jetzt!« rief Repo.
Johnny stürzte sich direkt auf ihn. Repo fiel nach hinten, während Johnny ihn mit seinem vollen Gewicht ansprang und dabei wild mit den Armen ruderte. Sie landeten mit einem Aufprall auf dem Boden, Repo unten, Johnny oben. Johnny stöhnte, dann sackte er weg. Repo lag regungslos da, betäubt von dem warmen und feuchten Gefühl auf seinen Händen und seinem Bauch. Johnny bewegte sich immer noch nicht. Repo stieß ihn hinunter und rollte ihn auf den Rücken. Johnnys Arme schlackerten wie bei einer Vogelscheuche. Sein Hemd war zerrissen und blutüberströmt. Das Messer steckte bis zum Heft in seiner Brust, genau zwischen den Rippen.
Tony kam angerannt und ließ Kristen im Flur. »Johnny! O Scheiße!«
Repo sprang vom Boden auf und stürzte sich auf Tony. Wie wild knallte er ihn gegen den Küchenschrank, packte den Toaster und schlug ihn Tony gegen den Kopf. Halb bewusstlos ging Tony direkt neben seinem Bruder zu Boden. Repo hetzte in den Flur und schnappte sich Kristen.
»Weg hier!«
Er riss ihr die Augenbinde herunter, packte sie am Arm und rannte mit ihr zur Haustür hinaus. In Windeseile war er die Eingangsstufen hinunter, fischte mit der einen Hand die Autoschlüssel aus der Tasche und zog mit der anderen Kristen hinter sich her. Er riss die Wagentür auf und schob Kristen auf den Rücksitz.
»Duck dich!« rief er. Er sprang auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Er sah Tony die Veranda
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