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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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davon gewußt?«
    Sie sah, wie Tracey gequält zusammenzuckte. Tina ging zu ihr und legte beschützend einen Arm um sie. Mandy hatte es vermutet und war jetzt sicher, daß es sich bei den Mädchen um ein Liebespaar handelte.
    »Nichts haben wir gewußt«, stieß Tina erregt aus. Sie dachte nicht an sich, sondern nur an Tracey. »Er ist eines Tages damit angekommen und hat es mir als Geschenk überreicht. Er muß wohl besonders zufrieden mit uns gewesen sein. Außerdem hat er gern den Gönnerhaften gespielt … Wir haben nie etwas gestohlen.«
    »Wenn ihr es nicht getan habt, dann war es vielleicht er?« suggerierte Mandy.
    Tina war aufrichtig empört. »Er? Er soll diesen Tand gestohlen haben? Der Mann ist reich … hat Geld wie Heu. Stehlen hat der nicht nötig.«
    »Nun, irgendwie muß das Armband ja in seinen Besitz gelangt sein.«
    Tina zuckte mit den Schultern. »Und wenn schon. Was hat das mit uns zu tun? Wollen Sie uns Angst einjagen?«
    »Keineswegs«, antwortete Mandy ruhig. Dire Augen blickten hart und unnachgiebig. Tina unterdrückte eine Beleidigung, die ihr schon auf der Zunge gelegen hatte. »Du hast dich geweigert, gegen Joe Patrick auszusagen, nicht wahr? Du hast zugesehen, wie er deine Freundin halb totgeschlagen hat, bist aber zu feige, um Anzeige zu erstatten. Ich will dir keine Vorwürfe machen. Ich kann deine Angst verstehen, Tina. An deiner Stelle hätte ich auch Angst gehabt. Jetzt aber bietet sich dir und Tracey eine Chance, diesen Mann ein für allemal hinter Gitter zu bringen.«
    »Wegen eines Diebstahls?« höhnte Tina.
    »Wegen eines Diebstahls«, bestätigte Mandy. »Das Armband gehörte einer sechsundsiebzig Jahre alten Witwe, die ausgeraubt, vergewaltigt und erschlagen worden ist.« Sie schob den Ärmel ihres Mantels zurück und sah auf ihre Uhr. »Es geht um Mord, Tina. Die Kriminalpolizei wird gleich hier eintreffen. Hoffentlich ist euer Gedächtnis gut. Ihr werdet ihnen einige Fragen beantworten müssen.«
    Sie stand auf und ging zum Fenster. Durch die brüchige Gardine hindurch sah sie, wie ein Streifenwagen vor dem Haus hielt. Joe Patrick. Sie hatten inzwischen einiges über ihn herausgefunden. Ein ehemaliger Zuhälter, der es in der Ganovenwelt zu etwas gebracht hatte und nach außen als erfolgreicher Geschäftsmann auftrat. Er war glatt wie ein Aal, nie hatte man ihm etwas nachweisen können. Vielleicht würde er diesen jähzornigen Ausbruch gegenüber seinen Mädchen noch bereuen. Sie jedoch hatte ihren Teil erfüllt. Nun kam die Mordkommission an die Reihe. Sie drehte sich zu den Mädchen um. Sie saßen nebeneinander und starrten sie an. Unten wurde heftig an der Tür geklopft.
    »Ich gehe jetzt«, verkündete Mandy und wandte sich zur Tür. Sie vernahm bereits die Schritte, die die Treppe heraufgeeilt kamen.
    »Ich kann dich hier nicht allein lassen«, beharrte Ben. Seine Tochter sah zu ihm auf. Sie war blaß und elend, schien sich aber unter Kontrolle zu haben.
    »Biddy ist doch da«, wandte sie ein. »Sie kümmert sich um mich.« Die Studentin, mit der Lucy zusammenwohnte, hatte sich hilfsbereit und anteilnahmevoll gezeigt. Aber sie konnte ihren Vorlesungen nicht fernbleiben, nur um Lucy Gesellschaft zu leisten.
    »Ich weiß«, sagte Ben sanft. »Sie ist ein nettes Mädchen, aber tagsüber leider unabkömmlich. Hör zu, Lucy, du bist immer noch schwach. Und es wird eine Zeit dauern, bis du dieses Erlebnis verarbeitet hast. Ich möchte mich um dich kümmern. Nur für eine Weile. Bitte.«
    Körperlich hatte Lucy sich so weit erholt, daß die Arzte sie hatten entlassen können. Sie meinten, daß es ihr nur guttun würde, wieder in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. Das traurige Ereignis der Beerdigung lag ebenfalls hinter ihnen, aber Ben weigerte sich, nach London zurückzukehren. Er mochte Lucy nicht sich selbst überlassen. Mit ihrer Mutter hatte er inzwischen gesprochen. Bei dem Telefonat war es ihm so vorgekommen, als sei seine Ex-Frau insgeheim froh, daß sich Lucys Problem auf diese Weise gelöst hatte. Offensichtlich erleichtert zeigte sie sich darüber, daß sie den Aufenthalt bei der über achtzigjährigen Schwiegermutter nicht abbrechen mußte, da es der alten Dame im Moment sehr schlecht ging. Ben versprach, daß er bei Lucy bleiben und sich um sie kümmern würde.
    Zum ersten Mal hatte er auch mit dem Mann seiner geschiedenen Frau gesprochen. Er dankte Ben für seine Hilfsbereitschaft und ließ Lucy grüßen.
    Ich bin nicht nur hilfsbereit, dachte Ben. Ich trage

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