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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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körperlich gesehen, gut«, erwiderte er. »Wie sie seelisch damit fertig wird, bleibt abzuwarten. Es war ein Junge.«
    »Es tut mir so leid«, wiederholte Julia. »Wo bist du im Augenblick? Kann ich Lucy ein paar Blumen schicken?«
    »Nicht ins Krankenhaus. Ich möchte sie dort so schnell wie möglich herausholen. Darling, ich werde ein paar Tage bei ihr bleiben. Ihre Mutter ist verreist, und ich möchte Lucy in diesem Zustand nicht allein lassen. Vielleicht bringe ich sie mit nach London. Mit dem Büro kläre ich das gleich ab.«
    »Nicht nötig.« Julia traf eine schnelle Entscheidung. Dies war nicht der Moment, um Ben mit der schlechten Nachricht zu behelligen. Er klang niedergeschlagen genug. »Ich erledige das für dich. Und heute abend rufe ich wieder an. Wann ist es am günstigsten?«
    »Sagen wir um acht. Vielleicht wird Lucy ja heute schon entlassen, ich weiß es nicht. Versuch es gegen acht … Danke, Liebling. Wenn du nur bei mir wärst … nein, versteh mich nicht falsch. Du weißt, was ich meine … Und wie geht es dir?«
    »Ich vermisse dich«, antwortete sie ausweichend. Hoffentlich kam er nicht auf das Thema ihrer letzten Auseinandersetzung zu sprechen. »Du bist nicht bei Western gewesen, oder?«
    »Nein. Er ist in Brasilien.«
    »Gut. Unternimm nichts, bis ich zurück bin. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, entgegnete Julia zärtlich. »Bis heute abend.«
    Mit einem Stadtplan getarnt, wartete er in der Nähe des Apartmenthauses und behielt den Eingangsbereich im Auge. Endlich kam sie heraus. Die Beschreibung paßte genau. Rotes Haar, greller Farbton, mittlere Größe, gute Figur, schlanke Beine, hübsches Gesicht, entschlossenes Auftreten. Auch der schwarze BMW, der auf einem Parkplatz vor dem Haus stand, fehlte nicht. Er notierte sich die Nummer des Kennzeichens auf seinem Stadtplan. Die Frau stieg in den Wagen ein und fuhr davon. Er notierte die genaue Uhrzeit. Danach verstaute er den Plan in seiner Tasche und machte sich auf die Suche nach einem Taxi. Er wollte sich Hamiltons Arbeitsplatz ansehen, bevor er sich entschied, wo er zuschlagen würde. Das Apartmenthaus erschien ihm zwar recht geeignet – ihm gefiel die außen angebrachte Feuerleiter, die einen idealen Fluchtweg abgab –, aber eine Tiefgarage stellte vielleicht einen noch günstigeren Tatort dar.
    Vor dem Bürogebäude angekommen, entließ er den Taxifahrer. Er zog erneut den Stadtplan hervor und musterte den Eingang zu dem riesigen Komplex. Für Außenlifts hatte er nichts übrig. Skeptisch sah er den Glaskabinen nach, die wie große Ameisen an der Front des Gebäudes entlangglitten. Die Türen zu der Eingangshalle öffneten sich automatisch.
    Ein Wachmann trat auf ihn zu. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich suche den Parkplatz.«
    »Draußen links um die Ecke. Dort sehen Sie ein Schild.«
    »Ich danke Ihnen.« Mike begegnete dem mißtrauischen Blick des Wachmanns mit einem entwaffnenden Lächeln. Dann verließ er eilig das Gebäude.
    Der Parkplatz erstreckte sich über zwei Ebenen, von denen die eine unterirdisch lag. Die Zufahrt zu der Anlage wurde durch eine automatische Schranke gesichert. Außerdem befand sich direkt hinter der Schranke eine Glaskabine, in der ein weiterer Wachmann saß. Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachtete Mike, wie zwei Fahrzeuge zu dem Parkgelände einbogen. Nacheinander führten die Fahrer Parkausweise in den Schlitz eines Automaten ein, woraufhin sich die Schranke hob. Während die Wagen an der Glaskabine vorbeirollten, beugte sich der Wachmann vor, musterte die Insassen und hob grüßend die Hand. Die Tiefgarage kam also nicht in Betracht. Weder von der Straße noch von dem Gebäude aus konnte er sich unbemerkt Zutritt zu ihr verschaffen. Die Wachmänner würden ihn nicht passieren lassen, ohne daß er sich auswies. Und gerade in seinem Job war Identifikation nicht üblich. Er hielt erneut ein Taxi an. Wenn er einen Auftrag auszufuhren hatte, nahm er sich nie einen Mietwagen. Eine solche Aktion, die zumindest die Vorlage eines Führerscheins und eines Versicherungsnachweises erforderte, hinterließ zu viele Spuren. Auch mit gefälschten Papieren ging er äußerst sparsam um und setzte sie nur ein, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Den Rest des Tages verbrachte er mit Einkäufen. Da der Dollarkurs im Moment sehr günstig stand, suchte er für seine Frau gleich zwei Kaschmirpullover aus. In der Spielwarenabteilung von Harrods erstand er – nachdem er sich lange

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