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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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sie würde sich mit Felix treffen. Wenn sie mit ihm sprach, würde sie vielleicht wieder einen etwas klareren Kopf bekommen. Sie tröstete die Katze mit einem Schälchen Milch, zog sich um und bürstete ihr dichtes Haar.
    Danach sprach sie eine Nachricht für Ben auf den Anrufbeantworter, falls er sich meldete, bevor sie zurück war. »Bin mit Felix etwas trinken gegangen. Hoffentlich bist du richtig eifersüchtig. Bin gegen neun zurück. Ruf' dich dann an. Küßchen, Darling.«
    Natürlich verspätete sich Felix um zwanzig Minuten. Als er unten klingelte, rief sie in die Sprechanlage: »Warte bitte. Ich komme sofort runter.« Sie verschloß ihre Wohnung und eilte nach draußen. Der Mann mit dem Stadtplan drückte sich in eine Ecke und beobachtete, wie sie mit ihrem Begleiter wegging.

Kapitel 10
    »Er hat nichts weiter gesagt, als daß er ausgeht?« Oberinspektor Roy Bingham bemühte sich, ruhig und gelassen zu bleiben. Das Mädchen, das zusammengeschlagen worden war, wirkte schüchtern und nachgiebig. Die andere Lesbe stellte einen schwierigeren Fall dar. Sie war intelligent, mißtrauisch und vorsichtig. Sie würde auch einen Mörder decken, nur um sich und ihre Freundin zu schützen. Roy Bingham hatte für Mädchen ihrer Sorte nichts übrig, ließ sich aber von seiner Verachtung nichts anmerken. Sein Vernehmungsstil war nüchtern und sachlich. In Gegenwart seines Assistenten und einer weiteren Beamtin wurden alle Aussagen auf Band aufgenommen. Sie hatten den zwei Frauen Kaffee und belegte Brote angeboten. »Mehr hat er nicht gesagt?« wiederholte Bingham seine Frage.
    »Nein«, bestätigte Tina mürrisch. »Ich gehe noch aus … genau das hat er gesagt.« Sie erinnerte sich zähneknirschend an die Beleidigung, die gefolgt war: ›Ihr zwei Teerpuppen wartet auf mich … wenn ich zurückkomme, möchte ich etwas Spaß haben …‹ Auch Traceys beunruhigtes Gesicht hatte sie noch genau vor Augen. ›Was ist eigentlich los? Wo will er hin …?‹ – ›Er wird sich irgendeinen armen Schlucker vorknöpfen … Danach ist er immer besonders angeturnt‹, hatte sie Tracey geantwortet. Die Witwe aus Midhurst hatte er sich besonders gründlich vorgenommen.
    »Und als er zurückgekommen ist?« bohrte Bingham weiter. »Was ist dann passiert?«
    Tina warf ihm einen finsteren Blick zu. »Habe ich doch bereits gesagt. Wir haben einen flotten Dreier abgezogen … wollen Sie die Details hören?«
    »Nein, danke«, wehrte er ab. »Kein Bedarf. Hat er durch irgendeine Bemerkung angedeutet, wo er war oder was er gemacht hat?«
    »Nein«, murmelte Tracey. »Darüber hat er nie gesprochen.«
    »Haben Sie ihn denn nie gefragt?« mischte sich der Assistent in das Verhör ein.
    Tracey sah ihn verständnislos an. »Sie machen Witze. Er hätte uns windelweich geschlagen. Fragen konnte er überhaupt nicht leiden.«
    »Hat er Sie oft geschlagen?« Der Assistent konzentrierte sich auf das schwächere Mädchen. Sein Boß mochte sich mit der Widerspenstigen herumschlagen.
    »Hin und wieder«, gab Tracey zu. »Wenn ihm danach war.«
    »Waren Sie ihm deswegen nicht böse?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Meistens ist er gut zu uns gewesen. Er mochte Tina lieber als mich. Wahrscheinlich hat er sich hintergangen gefühlt, als sie mir sein Armband geliehen hat …«
    »Wann hat er Ihnen das Armband geschenkt?« wandte sich der Chef wieder an Tina.
    »Am nächsten Tag. Als Belohnung für unsere Dienste, sozusagen.«
    »Haben Sie nach seiner Rückkehr Verletzungen an ihm bemerkt? Blutergüsse, Kratzer, wunde Knöchel … irgend etwas?«
    »Nein«, fiel Tracey ein. »Wenn er einen Job zu erledigen hatte, trug er immer Handschuhe. Er war sehr auf sich bedacht.«
    Tina warf ihr einen warnenden Bück zu, aber sie hatte sich bereits verplappert.
    »Von was für Jobs sprechen Sie?«
    Bingham rückte näher an Tracey heran. Er spürte, daß sie dem Durchbruch ganz nahe waren. Das Mädchen wurde nervös. Unruhig blickte sie von einem zum anderen und biß sich auf ihre Lippe.
    »Wenn er jemandem einen Denkzettel verpassen mußte. Bei den Mädchen hat er immer ein Messer benutzt, uns beide natürlich ausgenommen. Uns hat er immer nur mit den Händen bestraft.«
    »Und mit den Füßen«, erinnerte Roy sie. »Er hat Sie so brutal getreten, daß er Ihnen drei Rippen gebrochen hat. Die alte Dame, der das Armband gehört hat, ist auch getreten worden. Und geschlagen. Ich habe ein paar Fotos von ihr. Vielleicht schauen Sie sich mal an, was ihr angetan

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