Die Entlarvung
eines Tages heimzahlen würde. Komm, laß uns schlafen gehen. Uns kann nichts passieren, solange wir nur zusammen sind.«
Felix lud Julia in ein Weinlokal auf der Jermyn Street ein. Sie nahmen an einem Tisch in einem Erker Platz. Das Lokal wirkte vornehm und teuer.
»Ganz wie in alten Zeiten«, meinte Felix.
»Außer daß früher immer ich zahlen mußte«, bemerkte Julia spröde. Felix sollte ihr nur nicht auf die sentimentale Tour kommen. Ihre Beziehung gehörte ein für allemal der Vergangenheit an. »Finanziell scheint es dir ja gutzugehen, wenn du in Kreisen wie diesen verkehrst.«
Felix lächelte unbekümmert. »Du weißt, daß ich ein Genießer bin. Und ich habe es inzwischen tatsächlich zu etwas gebracht. Warburton hat mich zu seinem Assistenten gemacht. Du würdest staunen, mit wie vielen wichtigen Politikern ich mittlerweile per du bin.«
»Na los, klär mich auf. Du kannst ja kaum noch an dich halten.«
Felix würde sich nie ändern. Immer noch der alte Wichtigtuer und Prahlhans. Sie beschloß, sich nicht daran zu stören und ihren Wein zu genießen. Er zahlte einige Namen auf, unter anderem auch den eines einflußreichen Ministers. »Ich werde zu großen Empfangen eingeladen, darf an informellen Gesprächen teilnehmen … Es ist einfach großartig. Obwohl man sich kaum vorstellen kann, was für einen Unsinn diese Leute verzapfen, egal zu welcher Couleur sie gehören.« Er leerte seinen Gin Tonic und bestellte sofort einen weiteren. »Was hast du jetzt vor?« erkundigte er sich und fügte ein wenig boshaft hinzu: »Vielleicht solltest du die Seiten wechseln. Lauf zu King über und biete ihm deine Dienste an. An ein paar Insiderinformationen über unseren noblen Lord wäre er sicher sehr interessiert …«
»Laß diesen Blödsinn, Felix«, unterbrach Julia ihn ärgerlich. »An so etwas Hinterhältiges würde ich nicht einmal im Traum denken!«
»War ja nur ein Vorschlag«, verteidigte er sich. »Du hast zu viele Skrupel, meine Liebe. Das ist dein Problem.«
»Deines ist, daß du das Wort Skrupel überhaupt nicht kennst«, konterte sie.
»Ich kann gut damit leben«, entgegnete er. »Bestell dir noch ein Glas Wein und laß uns aufhören zu streiten. Im Ernst, wie geht es jetzt bei dir weiter? Mit der King-Geschichte ist es ja nun vorbei, oder?«
»Ganz im Gegenteil. Jetzt geht es erst richtig los.«
Er sah sie von der Seite her an. »Nimmst du dir nicht ein bißchen viel vor? Was sagt Harris dazu?«
»Er weiß von alldem noch gar nichts. Er hat im Moment genug Sorgen – mit seiner Tochter gab es einigen Kummer. Aber über King denkt er genau wie ich. Felix, hättest du etwas dagegen, wenn ich dir meine Theorie zu dem Fall darlegen würde? Es würde mir helfen, die Dinge klarer zu sehen.«
»Ob ich etwas dagegen habe? Ich fühle mich geschmeichelt. Schieß los!«
Julia vergaß die Zeit und alles andere um sich herum. Nachdem sie fertig war, rief Felix: »Was für eine Geschichte! Ein Rätsel im Rätsel. Wenn Westerns Frau die Wahrheit gesagt hat, kannst du wieder von vorne anfangen. Glaubst du ihr?«
»Ihr als Person schon, nur ihre Behauptungen halte ich für falsch. Ich weiß, daß vier Männer sterben mußten und einer – William Western – verwundet wurde. Harold King ist dafür verantwortlich. Aber wie soll ich das beweisen? Was habe ich übersehen?«
»Das weiß der Himmel.« Felix zuckte ratlos mit den Schultern. »Man müßte King noch einmal zum Trinken bringen …«
Julia starrte ihn an.
»Felix … Felix«, brachte sie langsam hervor. »Kannst du mich nach Hause fahren?«
»Ich wollte dich eigentlich zum Essen einladen. Wie wäre es mit einer Pizza?« schlug er vor. »Julia … was ist los? Du siehst irgendwie seltsam aus.«
»Es ist alles in Ordnung«, erwiderte sie und nahm ihre Tasche. »Ich habe keinen Hunger, trotzdem danke. Bringst du mich nach Hause?«
»Ja, natürlich. Ich kümmere mich um die Rechnung. Offiziell bist du heute abend ein Liberaler. Läuft alles über Spesen.«
Sie traten hinaus in die eisige Winternacht. Julia erschauerte – nicht vor Kälte, sondern vor zunehmender Aufregung. Felix hatte sie in seiner flippigen Art auf eine Idee gebracht, die bedeutsamer war, als er selbst ahnte. Sie erspähte ein Taxi, das auf sie zukam. Kurz entschlossen wandte sie sich an Felix.
»Mach dir keine Umstände, ich nehme das Taxi dort. Danke für die Einladung. Und fürs Zuhören.«
»Keine Ursache.« Felix war es recht, daß ihm der Umweg über Chelsea
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