Die Entlarvung
worden ist.«
»Nein, nein. Ich kann so etwas nicht sehen.« Tracey begann zu weinen.
Tina stand auf und lief zu ihr. »Ihr Schweine!« schrie sie. »Laßt sie in Ruhe …«
»Wenn Sie eine vernünftige Aussage machen und sie auch unterschreiben, können Sie sofort nach Hause gehen«, bemerkte der Assistent.
»Ach ja?« Tina wandte sich zu ihm hin. »Um auf seine netten Schläger zu warten, die uns bestimmt sofort einen Besuch abstatten würden …? Rutschen Sie uns den Buckel runter. Wir sagen überhaupt nichts mehr.«
Der Oberinspektor erhob sich. Er nahm das Mikrofon und sprach hinein: »Ende des Verhörs um 17 Uhr 20, Donnerstag, den 9. Dezember.« Dann schaltete er den Rekorder ab. Sein Tonfall änderte sich. »Okay, die zwei hier werden jetzt getrennt. Joan, bringen Sie Osborne in ein anderes Zimmer. Mervyn bleibt hier.« Als Tina sich nicht rührte, fuhr er sie an: »Na los, Osborne. Bewegen Sie sich!«
»Ich gehe nicht«, sagte Tina laut. »Ich lasse Tracey nicht allein. Mich bekommen Sie hier nicht weg.«
Ihre Stimme klang hoch und schrill. Bingham hörte eine Spur von Panik heraus.
»Ach, wollen wir wetten? Joan, rufen Sie Verstärkung herbei, und schaffen Sie mir diese Frau hier raus. Ich möchte mich in Ruhe mit ihrer Freundin unterhalten.«
Tina wurde stocksteif. Die Polizistin murmelte ins Telefon: »Schickt jemanden zu uns hoch. Wir haben Schwierigkeiten.«
Sie würden sie fesseln und hinausschleifen. Aber sie durfte Tracey nicht diesem Mistkerl überlassen. Für ein hartes Verhör war sie zu schwach und angeschlagen. Außerdem standen ihr bald weitere Operationen am Kiefer, an der Nase und den Wangenknochen bevor. Die ganze Zeit schon schlief sie schlecht und geriet in Panik, wenn Tina einmal zu lange wegblieb.
Auch jetzt klammerte sich Tracey an sie und rief verzweifelt: »Tina, Tina … bitte geh nicht …«
In dem Moment wußte Roy Bingham, daß er gewonnen hatte. Tinas Widerstandskraft war gebrochen. Er sah es an ihrer Körperhaltung, die auf einmal erschlaffte.
»Also gut«, sagte sie resigniert. »Ich mache eine Aussage. Aber schön ruhig bleiben, ja?«
Bingham nickte der Polizistin zu. Sie griff zum Telefon und gab durch, daß die angeforderte Verstärkung nicht mehr benötigt wurde. Dann schaltete Bingham den Rekorder ein, um mit dem Verhör fortzufahren.
»Also, Tina, jetzt wollen wir noch mal ganz von vorne anfangen. Das Armband wurde eindeutig als das Eigentum einer gewissen Mrs. Jean Adams identifiziert. Besagte Mrs. Adams ist im Verlaufe eines Einbruchs in ihr Haus ermordet worden …«
Mit monotoner Stimme erläuterte Bingham die Einzelheiten des Falls. Danach folgte die eigentliche Vernehmung.
»Erkennen Sie in diesem Schmuckstück das Armband wieder, das Joe Patrick Ihnen am siebenundzwanzigsten September gegeben hat?«
»Ja«, bestätigte Tina.
»Wann genau hat er am Abend vorher das Apartment verlassen?«
»Gegen neun Uhr«, antwortete Tina. Es gab kein Zurück mehr.
»Hat er gesagt, wohin er gehen wollte?«
Sie zögerte. Dann holte sie tief Luft. »Er hatte einen Job zu erledigen.«
Bingham starrte sie an. »Das hat er gesagt? Daß er einen Job zu erledigen hatte?«
Er wußte, daß sie log. Er wandte sich an das andere Mädchen. »Haben Sie das auch gehört?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Sie war nicht im Zimmer. Er hat es nur mir erzählt«, fiel Tina ein.
»Verstehe.« Bingham nickte. Er schaltete den Rekorder ab. »Sie haben sich entschlossen, ihn über die Klinge springen zu lassen, nicht wahr?«
Tina hielt seinem Blick stand. »Nachdem Sie mich mehr oder weniger dazu gezwungen haben …«
Er schwieg einen Moment. Dann fingerte er in seiner Tasche und holte eine Schachtel Zigaretten hervor. Er hatte mehrmals versucht, sich das Rauchen abzugewöhnen, war aber jedesmal gescheitert. Seine Nerven spielten leider nicht mit.
»Okay«, sagte er schließlich. »Ich denke, wir haben uns eine Kaffeepause verdient. Danach geht es weiter.«
Eine Zivilstreife brachte Tina und Tracey zu ihrer Unterkunft zurück. Das Haus stand leer. Die Bewohnerin und ihr Mann trieben sich häufig in der Drogenszene herum. Tracey betrachtete Tina ängstlich. »Was wird jetzt aus uns?« stieß sie leise hervor.
»Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut«, beruhigte Tina sie. »Morgen bringen sie uns weg von hier. Und wir bekommen Polizeischutz. Ich bin froh, daß ich den Mund aufgemacht habe, Tracey. Nach alldem, was der Kerl dir angetan hat. Ich wußte, daß ich es ihm
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