Die Entlarvung
seiner Hand gesehen …«
»Hast du der Polizei davon erzählt?«
»Versucht habe ich es, aber sie haben mich nicht ganz ernst genommen. O Gott, es war alles so schrecklich. Das schlimmste ist, daß Pussy verschwunden ist.«
»Das ist nun wirklich das geringste Problem«, meinte Felix. »Wahrscheinlich hat sich die Katze zu Tode erschreckt und hält sich irgendwo versteckt. Glaubst du wirklich, daß dich der Mann töten wollte?«
»Ja«, erwiderte sie langsam. »Ich bin mir ganz sicher. Der Mann war kein gewöhnlicher Einbrecher. Er hatte alles viel zu genau geplant. Das Ganze erinnert mich sehr an Jean Adams.« Sie schauderte. »Vielleicht stand derselbe Täter vor meiner Tür …«
»Hör zu«, sagte er. »Für den Rest der Nacht schlägst du dir das alles aus dem Kopf. Hast du eine Schlaftablette? Nein? Schade! Geh trotzdem ins Bett und versuch zu schlafen. Ich lege mich hier aufs Sofa und bleibe bei dir. Gleich morgen früh rufen wir Harris an. Er wird wahrscheinlich auf einer neuen Bleibe für dich bestehen. Ich würde dir gern meine Wohnung anbieten, aber ich habe nur ein Zimmer.«
Sie sah ihn an. »Danke, Felix. Danke, daß du gekommen bist. Du hilfst mir sehr …«
»Keine Ursache.« Er lächelte spitzbübisch. »Dafür sind Ex-Freunde schließlich da, wenn du dich beinahe umbringen läßt. Jetzt aber ab ins Bett! Und mach dir keine Sorge um die Katze. Sie wird schon wieder auftauchen.«
Joe Patrick war unter seiner Adresse nicht anzutreffen. Das Büro hatte er geschlossen, die Luxuswohnung stand leer. Seit über vierzehn Tagen war er nicht mehr gesehen worden. Niemand wußte, wo er sich aufhielt. Anfragen und Suchmeldungen zirkulierten unter den zwielichtigen Gestalten aus dem Halbweltmilieu. Die Nachricht hatte sich schnell herumgesprochen: Sucht Patrick. Eine Belohnung winkt.
Die Öffentlichkeit war nicht informiert worden. Offiziell galt das Verbrechen an Jean Adams weiterhin als ungeklärt. Joe Patrick sollte nicht unnötig alarmiert werden. Tina und Tracey befanden sich an einem sicheren Ort und wurden rund um die Uhr bewacht. Bisher hatte es allerdings keinen Hinweis auf Patricks Verbleib gegeben.
»Das verzeihe ich mir nie«, sagte Ben Harris immer wieder. »Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen.«
»Darling, rede nicht so einen Unsinn. Natürlich mußtest du dich um Lucy kümmern … Es war ein Schock für mich, ja. Aber jetzt geht es mir wieder gut.«
»Nein, geht es dir nicht«, widersprach er. »Du siehst wirklich schlecht aus. Wir packen jetzt unsere Sachen zusammen und ziehen mit Lucy in ein Hotel. Ich kann diese Wohnung sowieso nicht mehr ertragen. Western, diese Mistkerl, soll sie sich an den Hut stecken. Morgen kommt er zurück. Ich habe im Büro angerufen und mir gleich einen Termin geben lassen. Es wird ihm nicht sehr gefallen, was ich zu sagen habe.«
Julia umarmte ihn fest. Sie wollte nicht mit ihm streiten. Der Vorfall hatte ihn furchtbar aufgeregt, und er machte sich heftige Vorwürfe, weil er nicht zur Stelle gewesen war. Die Tatsache, daß er seinen Job verloren hatte, schien ihn dagegen nicht im geringsten zu bekümmern. Seine Gedanken kreisten nur um sie. Julia wußte, daß er nun von ihr verlangen würde, den Fall aufzugeben. Er würde darauf bestehen, daß sie sich öffentlich von der Kampagne gegen Harold King distanzierte. Sie jedoch war entschlossen, trotz des Mordanschlags weiterzumachen, auch wenn sie Ben zunächst nichts davon sagen durfte. Behutsam wechselte sie das Thema. »Gott sei Dank, wir haben Pussy wiedergefunden. Ich hatte schon befürchtet, daß sie nie mehr auftauchen würde.«
Die Katze war am Tag nach dem Überfall im Putzschrank des Hausmeisters gefunden worden. Sie hatte sich dort zwischen diversen Reinigungsutensilien versteckt gehalten. Niemand konnte sich erklären, wie sie in den Schrank gelangt war. Sie jedoch hatte unbemerkt hineinschlüpfen können, als die Polizei das Haus durchsucht und die Tür zu der Kammer für einen Moment offengestanden hatte.
»Pussy hat dir das Leben gerettet«, sagte Ben langsam. »Wenn ich darüber nachdenke, wird mir ganz schlecht.«
Nein, entschied Julia. Dies war wirklich nicht der geeignete Augenblick, um über Harold King zu sprechen. Sie wußte, was sie zu tun hatte, und zwar allein, ohne Ben. Später würde sie es ihm erklären. Und er würde einsehen, daß es für sie keine andere Wahl gegeben hatte.
»Es tut mir leid, Harry. Sehr leid. Er hat seine Aufträge bisher immer zu unserer
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