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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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während der letzten Monate geändert. Früher hat sie nichts anderes im Sinn gehabt als ihre Karriere, ihr berufliches Fortkommen. Wir haben sie kaum zu Gesicht bekommen … Ich werde ihr gründlich den Kopf waschen, wenn sie zurückkommt. So zu lügen und einfach zu verschwinden – was für ein Benehmen ist das? Ich hoffe, dieser unselige Job ist dies alles wert.«
    »Ich glaube kaum, daß sie sich groß Gedanken darüber gemacht hat«, entgegnete Ben bitter. »Und unsere Beziehung ist wahrscheinlich sowieso nicht mehr zu retten. Ich denke, ich sollte nach London zurückfahren. Ich muß mich nach einem neuen Job umsehen. Man wird schnell vergessen, wenn man allzu lange von der Bildfläche verschwindet. Ich werde Lucy wecken und unsere Sachen packen. Wir kommen dann gleich herunter.«
    Nachdem sie abgereist waren, ging Hugh zu May und legte einen Arm um ihre Schultern.
    »Er ist so gekränkt«, sagte sie. »Und wie schlecht er ausgesehen hat. Ich verstehe meine eigene Tochter nicht.«
    »Nun, das mußt du auch nicht«, erwiderte Hugh bestimmt. »Ich sage nur eines – sie wird es bereuen. Harris ist ein guter Mann, er hätte sie glücklich gemacht … Nein, Darling, heute wird nicht gekocht. Ich habe mit Tom telefoniert. Er möchte, daß wir zu ihnen kommen. Unsere Enkelkinder werden uns aufheitern, meinst du nicht?«
    »Oh, wie anheimelnd.« Naserümpfend sah Leo Derwent sich in dem muffigen Aufenthaltsraum der Pension um. »Sind Sie der einzige Gast hier?«
    »Nein«, antwortete Julia. »Es wohnen noch zwei Paare und eine Frau hier. Sie ist Engländerin, verbringt die Tage auf den Pisten und geht abends früh zu Bett. Ich glaube, sie hat mir einmal einen guten Morgen gewünscht. Aber wie Sie wissen, bin ich nicht hier, um mich zu vergnügen.«
    Seine herablassende Art reizte sie. Wenn sie nervös war, regte sie sich schnell auf und ließ sich leicht aus der Fassung bringen. Ben hatte sie immer mit ihrem feurigen Temperament aufgezogen. Ben … Sie wagte gar nicht, an ihn zu denken. Leo bestellte einen Whisky, sie bat um ein Glas Wein.
    »King hat sich erst mal gesträubt«, berichtete Leo. »Ich sollte zu ihm in die Villa kommen. Gloria hat ihn zum Glück umstimmen können. Sie denkt, daß ich um ihre Hand anhalten will.«
    Er lächelte selbstzufrieden. Julia betrachtete ihn mißbilligend. »Sie haben ihr keine Versprechungen gemacht, oder?«
    »Nein, aber eine Ehe zwischen uns ist vielleicht gar keine schlechte Idee. Wir werden sehen. Sie hat mir übrigens gezeigt, wie ich das Lieblingsgetränk ihres Vaters mixen muß. Er ist da sehr eigen – die Mischung muß hundertprozentig stimmen.« Er sah sie mit seinen blaßen Augen an. »Wir brauchen Grenadine, Perrierwasser und frisch ausgepreßten Zitronensaft.«
    »Er wird nichts merken?« fragte sie langsam.
    Leo schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe den Mix mit und ohne Alkohol ausprobiert. Es kommt so viel Zitronensaft hinein, daß man den Wodka nicht herausschmeckt. Ich habe mich gegen halb sieben mit ihm verabredet. Sie kommen also am besten um sieben. Bis dahin werde ich ihm hoffentlich zwei Drinks eingeflößt haben. Er hat einen kräftigen Zug. Neulich in seiner Villa habe ich beobachtet, in welcher Windeseile er das Zeug hinuntergekippt hat. Ich bin gespannt, wie er reagiert, wenn Sie plötzlich zur Tür hereingeschneit kommen. Sind Sie gar nicht nervös?«
    »Nervös nicht. Aber mir ist genauso mulmig wie Ihnen. Hier ist übrigens das Diktiergerät.«
    Es war so klein, das es in eine Hand paßte. Julia hatte bereits eine Kassette eingelegt.
    »Die Bedienung ist ganz einfach«, erklärte sie. »Sie schalten nur auf Aufnahme. Das Gerät stellt sich dann von selbst ein, sobald gesprochen wird. Am besten verstecken Sie es irgendwo auf einem Tisch. Das Band reicht für zwei Stunden.«
    »Erstaunlich, wie klein diese Dinger sind«, meinte Leo.
    »Es gibt sie sogar noch kleiner«, erklärte Julia. »Aber mit der Größe nimmt auch die Qualität der Aufnahme ab. Und bei uns kommt es schließlich auf jedes Wort an.«
    »Was für ein schmutziges Geschäft der Journalismus doch ist«, bemerkte er. »Fast genauso schlimm wie die Politik.«
    »In bezug auf die Politik kann ich Ihnen nur zustimmen«, entgegnete Julia. »Ich komme also kurz vor sieben. Was ist, wenn er bis dahin keinen Tropfen getrunken hat?«
    »Die Rezeption wird Sie bei mir anmelden. Falls irgend etwas nicht nach Plan läuft, lasse ich Ihnen bestellen, daß wir uns in der Bar treffen. Machen Sie

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