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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Tasche, steckte sie ins Schloss und schirmte das Werkzeug mit dem Klemmbrett vor eventuellen Blicken ab. In weniger als fünf Sekunden hatte er die Tür geöffnet. Der andere Mann hängte den Hörer ein, und sie betraten die Vorhalle. Sie gingen an den Aufzügen vorbei und stiegen die Treppe bis in den dritten Stock hinauf.
    Bevor sie das Treppenhaus verließen, warfen sie einen kurzen Blick auf den Gang hinaus. Das Einzige, was sie jetzt noch aufhalten konnte, war ein neugieriger Nachbar. Sie hatten keine Ahnung, wer ihr Auftraggeber war. Das Geschäft war durch einen einfachen Telefonanruf abgewickelt worden; sie hatten lediglich einen kurzen Hinweis erhalten, worum es ging und wo sie den Umschlag abholen sollten, der einige Angaben zur Zielperson und eine Liste der Dinge, die der Auftraggeber von ihnen haben wollte, enthielt. Außerdem fanden sie in dem Umschlag zehntausend Dollar in druckfrischen Hundert-Dollar-Noten. Das war das Doppelte ihres herkömmlichen Honorars, und wenn man bedachte, um wen es sich bei der Zielperson handelte, war der Betrag durchaus gerechtfertigt. Sie wussten, wer die Frau war; sie hatten sie des Öfteren im Fernsehen gesehen. Wenn man bedachte, was sie für einen Job ausübte, so konnte man sich auch denken, worum es bei dem Auftrag ging. Wahrscheinlich war irgendein steinreicher Typ nicht allzu erfreut über eine Geschichte, an der sie arbeitete – und so wollte er sich eine kleine Versicherung verschaffen, damit die Sache nicht brenzlig werden konnte.
    Sie hatten solche Jobs schon öfter erledigt. Schließlich hatte fast jeder irgendetwas zu verbergen.
    Die Chancen, dass sie demnächst nach Hause kommen würde, waren gering – und wenn es doch so sein sollte, gab es immer noch ein paar Leute in der Nähe des Weißen Hauses, die sie warnen würden. Sie verließen das Treppenhaus und schlichen auf leisen Sohlen den Korridor entlang. Als sie zur Wohnungstür kamen, machte sich der kleinere der beiden wieder an die Arbeit. Diesmal benötigte er acht Sekunden, um die Tür zu öffnen. Die beiden Männer betraten die Wohnung und schlossen die Tür hinter sich. Der größere der beiden legte die Sicherheitskette an und spähte durch das Guckloch, um zu sehen, ob vielleicht irgendein Nachbar auf sie aufmerksam geworden war. Nach zehn Sekunden zog er zufrieden ein kleines Funkgerät hervor und teilte dem Mann unten im Wagen mit, dass sie in der Wohnung waren. Der Fahrer stellte den Wagen an einem Platz ab, von wo er die Straße und den Hauseingang im Auge behalten konnte.
    Die beiden Männer begannen die Wohnung systematisch abzusuchen. Auf dem Nachttisch im Schlafzimmer lag eine Zeitschrift, von der jede Seite fotografiert wurde. In jedem Zimmer wurden Wanzen angebracht und auf einer raschen Skizze eingezeichnet. Sie sollten ihrem Auftraggeber unter anderem auch einen Plan von der Wohnung mit der exakten Position der Wanzen liefern.
    Auf einem kleinen Tisch im Wohnzimmer fanden sie schließlich einen Großteil der Informationen, die sie suchten: Rechnungen, Briefe und – das Wichtigste überhaupt – ihren Laptop-Computer, dessen Dateien sie binnen fünf Minuten kopiert hatten. Danach wurden auch die E-Mail-Accounts mit den entsprechenden Passwörtern notiert. Ab jetzt konnten alle möglichen Bereiche von Anna Riellys Leben überwacht werden – auch wenn die beiden Männer keine Ahnung hatten, zu welchem Zweck dies geschah. Nicht dass ihnen das wichtig gewesen wäre. Ihr Job, ja sogar ihr Leben hing davon ab, dass sie möglichst wenig Fragen stellten. Sie würden die Informationen überbringen und verschwinden. In weniger als eineinhalb Stunden hatten sie alles erledigt und verließen die Wohnung, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.
     
    Cameron fuhr seinen nagelneuen Lexus SC 400 rückwärts aus der schmalen Garage heraus. Der 290-PS-Sportwagen war ein Luxus, den er sich leistete. Der stolze Preis von fünfzigtausend Dollar stellte für Cameron kein Problem mehr dar; er verdiente endlich einmal wirklich gutes Geld.
    Der Professor hatte es heute Morgen nicht eilig. Er hatte um elf Uhr eine Vorlesung zu halten, doch ansonsten hatte er keine offiziellen Verpflichtungen. Cameron hatte nicht gut geschlafen; nach dem Treffen mit Senator Clark war er einfach zu aufgedreht gewesen. Er hatte wirklich einen Glückstreffer gelandet, als er diesem Mann begegnet war. Seit er den Senator kannte, ging es auch mit ihm selbst steil bergauf. Hank Clark war der zukünftige Präsident der Vereinigten

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