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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ein paar Leute, die Sie gesehen haben.«
    »Waren Sie von der Firma?«
    »Nicht direkt … aber die Firma hat sie geschickt.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das glauben soll.«
    Rapp wechselte das Handy vom linken zum rechten Ohr. »Hören Sie, ich weiß, dass Sie im Moment in einer schwierigen Situation sind. Mir ist es noch vor ein paar Tagen auch nicht anders gegangen. Wenn Sie sich nicht mit mir treffen wollen, so verstehe ich das. Aber ich muss wissen, wer Sie engagiert hat.« Rapp saß da und wartete auf eine Antwort. Er konnte gut nachvollziehen, wie Villaume sich fühlen musste. Der Mann konnte absolut niemandem trauen. Nach einigen Sekunden des angespannten Schweigens fügte er hinzu: »Mario hat mir einmal das Leben gerettet. Ich schulde ihm etwas. Sagen Sie mir, wer Sie engagiert hat, und ich versichere Ihnen, der Kerl wird für das bezahlen, was er Mario angetan hat.«
    Villaume fand den Vorschlag durchaus verlockend. Iron Man wäre tatsächlich ein mächtiger Verbündeter. Der Professor würde sich in die Hosen machen, wenn er wüsste, dass Iron Man hinter ihm her wäre. Es wäre die einfachste Art, sich an dem Kerl zu rächen, wenn er ihm Iron Man auf den Hals hetzen würde. Aber vielleicht war die ganze Sache ein wenig zu einfach; es kam fast ein wenig zu gelegen. Villaume musste erst einmal darüber nachdenken.
    »Wir telefonieren schon zu lange. Ich überlege es mir und melde mich dann bei Ihnen.«
    »Also … ich verstehe wirklich, dass Sie zögern. Wenn ich in Ihrer Situation wäre, würde ich mich auch mit niemandem treffen wollen. Ich will auch nichts anderes von Ihnen, als dass Sie mir sagen, wohin ich mich wenden muss.«
    »Ich werd’s mir überlegen.«
    Rapp wollte noch etwas sagen, doch die Verbindung war bereits unterbrochen. »Verdammt«, stieß er hervor und wandte sich Coleman zu. »Ich hoffe nur, er lebt noch lange genug, dass er uns sagen kann, was er weiß.«
     
    Irene Kennedy saß allein in ihrem Büro und dachte über Rapp und den Verräter in den eigenen Reihen nach, der ihn beinahe auf dem Gewissen hätte. Der stellvertretende CIA-Direktor hatte ihr zuvor einen Besuch abgestattet und sie mit Fragen zu ihrer Aussage vor dem Geheimdienstausschuss bombardiert. Es fiel ihr überraschend leicht, Jonathan Brown zu belügen, obwohl er ein ehemaliger Bundesrichter war. Sie hatte wirklich einiges von Stansfield gelernt. Wenn man einmal imstande war, seine Gefühle zu beherrschen, war es für einen Gegner praktisch unmöglich zu erkennen, wenn man eventuell von der Wahrheit abwich. So wie beim Pokern ging es auch hier darum, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, egal ob man einen Royal Flush in der Hand hatte oder nur ein Pärchen. Unter Stansfields Anleitung hatte es Irene Kennedy in dieser Kunst zur Meisterschaft gebracht. Der einzige Mensch auf der Welt, der es immer schaffte, ihr irgendeine Emotion zu entlocken, war ihr Sohn Tommy. Nicht einmal ihrem Exmann war das gelungen. Er hatte sich wohl alle Mühe gegeben – doch am Ende war er kläglich gescheitert. Irene Kennedy war ihm nicht einmal böse. Wenn sie auf ihre Ehe zurückblickte, so war es absehbar gewesen, dass sie scheitern musste – und zwar von dem Augenblick an, als sie den Posten als Leiterin der Anti-Terror-Zentrale übernahm. Der Tag hatte einfach nicht genug Stunden, dass sie neben ihrer Tätigkeit bei der CIA auch noch eine gute Mutter und Ehefrau hätte sein können.
    Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte leise, und im nächsten Augenblick meldete sich eine Stimme über die Sprechanlage. »Irene, Abgeordneter O’Rourke ist hier, um Sie zu sprechen.«
    Ohne aufzublicken, antwortete Irene: »Bitten Sie ihn herein.«
    O’Rourke betrat Irene Kennedys Büro mit einem besorgten Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Hallo, Irene«, sagte er und nahm auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch Platz. Er trug einen braunen Anzug und ein weißes Hemd mit Krawatte.
    »Guten Tag, Michael.«
    O’Rourke war kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredete. »Es tut mir Leid, was heute Morgen passiert ist, Irene«, sagte er bedauernd. »Abgeordneter Rudin ist ein richtiger Idiot.«
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich mich dazu lieber nicht äußere.«
    »Ja … das verstehe ich.« O’Rourke zögerte einen Augenblick. »Was ist mit dem Namen, den ich heute Morgen erwähnt habe?«
    Irene Kennedy hatte nicht die Absicht, es ihm leicht zu machen. Sie sah O’Rourke ausdruckslos an und wartete darauf, dass er

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