Die Entscheidung
Möglichkeit, dass Iron Man für den Professor arbeitete, doch Villaume glaubte es eigentlich nicht. Der Killer, den er in Paris in Aktion gesehen hatte, würde sich kaum mit einem Amateur wie dem Professor einlassen. Nein, Villaume kam zu dem Schluss, dass Iron Man den Professor genauso gern in die Hände bekommen wollte wie er selbst, vielleicht sogar noch mehr.
Und es wäre wirklich ausgleichende Gerechtigkeit, Rapp auf die Fährte dieses eingebildeten Schurken zu bringen. Wenn er merkte, dass Iron Man hinter ihm her war, würde er sich bestimmt in die Hosen machen.
Villaume stieg in der New York Avenue in einen City-Bus ein und setzte sich auf einen Platz ganz hinten – in einiger Entfernung von den sieben anderen Fahrgästen. Als sich der Bus in Bewegung setzte, wählte Villaume die Nummer auf seinem Handy. Es klingelte dreimal, ehe sich eine tiefe Stimme meldete.
»Iron Man?«, fragte Villaume.
»Ja?«
»Haben Sie etwas zu schreiben dabei?«
»Ja.«
Villaume beugte sich vor und sprach mit leiser Stimme. »Der Mann wird Professor genannt. Er ist ungefähr eins achtzig groß und wiegt bestimmt über hundert Kilo. Braune Augen, schwarze Haare, Vollbart. Ich schätze, er muss so um die fünfzig sein. Von seinem Akzent her würde ich sagen, dass er in der Umgebung von Washington aufgewachsen sein dürfte.«
»Was wissen Sie sonst noch?«
»Ich habe eine Telefonnummer.« Villaume gab Rapp die Nummer, unter der er mit dem Professor Kontakt aufnehmen konnte.
»Sonst noch etwas?«
Villaume dachte kurz nach. »Es kam mir in Colorado irgendwie so vor, als hätte er sich bis dahin noch nie die Hände schmutzig gemacht – aber dort bestand er darauf, die beiden persönlich umzulegen.«
Rapp zögerte einen Augenblick. »Von wie weit?«, fragte er schließlich.
»Ungefähr zweihundert Meter. Er hatte eine wirklich außergewöhnliche Waffe.«
»Was für eine?«
Villaume blickte sich um. Keiner der Fahrgäste achtete auf ihn. »Ein Stoner SR-25.«
»Können Sie mir sonst noch etwas über ihn sagen?«
»Leider nein.«
»Denken Sie nach! Es muss doch noch irgendetwas geben.«
»Tut mir Leid, aber mehr habe ich wirklich nicht. Glauben Sie mir, ich würde selbst gern mehr über ihn wissen.«
»Wann können wir uns treffen?«
»Überhaupt nicht.«
»Kommen Sie, Gus, ich brauche Ihre Hilfe.«
»Tut mir Leid, aber ich muss für eine Weile verschwinden.«
»Sie können mir vertrauen. Wir beide wollen doch ab jetzt das Gleiche«, versuchte Rapp ihn zu überreden.
»Das ist ja das Problem mit diesem Job, mein Freund. Jeder sagt dir, dass du ihm vertrauen kannst – bis er dir eines Tages eine Kugel in den Kopf jagt.«
Rapp überlegte, in was für einer Situation sich Villaume befinden musste. Wenn er an Villaumes Stelle wäre, würde er sich auch aus dem Staub machen und ganz sicher niemandem mehr trauen. »Gus, ich verstehe Sie«, sagte er schließlich. »Kümmern Sie sich erst einmal um sich selbst und rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
»Das mache ich. Und viel Glück. Ich hoffe, Sie erwischen ihn«, fügte Villaume hinzu und beendete das Gespräch. Er kam sich wie ein Feigling vor, aber er wusste, dass er das Richtige getan hatte. Wenn Iron Man die Wahrheit sagte, dann zweifelte Villaume nicht daran, dass der Professor in nicht allzu ferner Zukunft seinem Freund Mario ins Jenseits folgen würde.
Die beiden Männer sahen Rapp an und warteten, dass er etwas sagte. Er legte das Handy beiseite und reichte Scott Coleman den Notizblock mit den Informationen, die Villaume ihm gegeben hatte. Dann wandte er sich Marcus Dumond zu, der immer noch an seinem Schreibtisch saß.
»Könntest du ihn aufspüren, wenn er noch einmal anruft?«, fragte er.
»Villaume?«
»Ja.«
Dumond verzog das Gesicht. »Das glaube ich nicht. Ich könnte dir vielleicht sagen, aus welchem Stadtteil er angerufen hat, aber das ist auch schon alles.« Dumond hielt inne und überlegte kurz. »Was meinst du, wie vorsichtig ist er?«
»Im Moment würde ich sagen, sehr vorsichtig.«
»Es würde vielleicht helfen, wenn das Gespräch an die zehn Minuten dauern würde.«
Rapp überlegte, was er mit Villaume bereden könnte, um ihn zu einem solchen Risiko zu verleiten. »Unmöglich. Wenn ich Glück habe, spricht er fünf Minuten mit mir.«
»Dann kann ich ihn sicher nicht aufspüren.«
»Kannst du mir nicht wenigstens die Nummer verschaffen, von der er anruft?«
»Das wird schwierig. Ich werd’s versuchen, aber
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