Die Entscheidung
und nach Colemans Einschätzung musste sein Auftraggeber eine einflussreiche Persönlichkeit sein. Er warf den Notizblock auf den Tisch. »Wir sollten ein paar Sicherheitsvorkehrungen treffen«, sagte er schließlich. »Am besten wäre es, die ganze Operation von einem sicheren Platz aus durchzuziehen.«
»Marcus meint, dass es von hier aus okay ist. Was beunruhigt dich so?«
»Dieser Professor arbeitet für irgendjemanden. Wer immer es ist – er muss jedenfalls über die richtigen Helfer verfügen, sonst hätte er nie von deiner kleinen Operation in Deutschland erfahren können. Das ist es, was mich beunruhigt.«
Rapp hatte sich über diese Dinge noch keine Gedanken gemacht. Das überließ er Irene Kennedy und Thomas Stansfield. »Also, ich vertraue Marcus«, sagte er schließlich. »Wenn er meint, dass wir hier sicher sind, dann glaube ich ihm das.«
Coleman blickte zu Dumond hinüber. »Es ist jetzt nicht der richtige Moment für falsche Eitelkeit. Ich will die Wahrheit hören. Kann Big Brother diesen Anruf aufspüren oder nicht?«
Dumond zögerte. »Ich glaube nicht«, sagte er schließlich, »aber um ganz sicherzugehen, sollte das Gespräch nicht länger als zwei Minuten dauern.«
»Ganz sicher?«
»Bei zwei Minuten bin ich mir sicher.«
»Zufrieden?«, fragte Rapp zu Coleman gewandt.
Coleman nickte langsam. »Ja, aber ich meine trotzdem, dass es nicht schaden könnte, wenn wir noch ein paar Leute an Bord holen.«
»An wen hast du gedacht?«
»Zwei meiner Männer. Du hast schon mit ihnen zusammengearbeitet.«
»Okay.«
»Wovon redet ihr beiden eigentlich?«, warf Dumond ein.
»Wir holen uns Verstärkung – für alle Fälle«, antwortete Rapp.
Dumonds säuerliche Miene ließ erkennen, dass er davon nicht allzu viel hielt.
»Du musst das positiv sehen, Marcus. Es ist ja auch zu deiner Sicherheit«, sagte Rapp und zeigte auf den Computer. »Ist alles bereit für den Anruf?«
»In einer Minute bin ich so weit.«
»Gut.« Rapp wandte sich Coleman zu. »Was macht dir solche Sorgen?«
»Ich weiß nicht, ob es besonders klug ist, wenn wir ihn jetzt schon wissen lassen, dass wir hinter ihm her sind. Ich würde lieber noch ein paar Informationen sammeln.«
»Ich hoffe eher darauf, dass er in seiner Angst irgendeinen Fehler macht. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass ich den Kerl kenne. Hol deine Jungs her und bereite alles vor. Dann rufen wir ihn an.«
29
Peter Cameron saß in seinem kleinen Büro in der George Washington University und las eine Seminararbeit, die einer seiner Studenten geschrieben hatte. Cameron hielt eine Vorlesung über die CIA, in der ganz sicher nichts Weltbewegendes zutage gefördert wurde, sondern in der es lediglich um einen Einblick in die Funktionsweise der Agency im Vergleich zu den anderen Behörden mit Geheimdienst-Aufgaben ging. Während er die Arbeit las, fragte er sich, warum er nicht schon früher daran gedacht hatte zu unterrichten. Er arbeitete im Schnitt zehn Stunden die Woche, hatte reichlich Freizeit und verdiente vierzigtausend Dollar im Jahr. Der Job war für ihn ein Kinderspiel. Es war schon faszinierend, mit welchem Respekt man ihn an der Universität empfangen hatte. Aber er hatte ja auch wirklich einiges aus der Praxis zu berichten. Cameron stellte sich vor, dass er auch noch mit siebzig und darüber hinaus hier unterrichten konnte. Es war genau der richtige Posten, wenn Präsident Clark ihn möglicherweise eines Tages in sein Team berief.
Cameron legte die Arbeit beiseite und starrte nachdenklich an die Wand vor ihm. Wäre es zu vermessen, an den Posten des nationalen Sicherheitsberaters zu denken? Der Gedanke erschien ihm durchaus nicht unrealistisch. Er hatte die praktische Erfahrung und jetzt auch noch den akademischen Titel. Wenn ihm jemand dazu verhelfen konnte, dann Clark. Er wurde etwas unsanft aus seinen Tagträumen gerissen, als eines seiner Telefone klingelte. Er wusste sofort, dass es nicht sein Bürotelefon war, das einen ganz anderen Klingelton hatte. Doch seine beiden Handys konnte er nicht wirklich auseinander halten. Eines davon war sein offizielles Handy, das er unter seinem richtigen Namen gekauft hatte. Das andere hatte er sich unter einem falschen Namen besorgt.
Die beiden Handys steckten in seiner ledernen Aktentasche. Cameron griff mit beiden Händen hinein und holte sie beide hervor. Auf dem Handy,
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