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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Außenministerium sein könnte.«
    »Auf welcher Ebene?«
    Anstatt auf die Frage einzugehen, sagte Stansfield: »Irene hat mir von Ihrem Treffen mit dem deutschen Botschafter erzählt.«
    Hayes lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Und?«
    »Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zu Außenminister Midleton?«
    Der Präsident zögerte einen Moment, bevor er antwortete. »Ich glaube, er hat immer noch nicht kapiert, dass ich der Boss bin.«
    »Er tut immer noch so, als wären Sie beide Kollegen im Senat.«
    »Ja. Haben Sie so etwas früher schon mal beobachtet?«
    »Ziemlich oft sogar. Aus irgendeinem Grund hält sich der Außenminister oft für das wichtigste Mitglied der Regierung.«
    »Ich hätte es von Anfang an wissen müssen. Charles hat sich schon immer viel auf seine noble Herkunft eingebildet. Als ich die Wahl gewann, schuldete ich ihm was. Er hat viel Geld für den Wahlkampf aufgetrieben, darum habe ich ihm diesen Posten angeboten.«
    »Sie sind nicht der Erste, bei dem das so gelaufen ist, Sir.«
    »Und ich werde bestimmt nicht der Letzte sein.«
    »Das stimmt.«
    »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte der Präsident noch einmal.
    Stansfield hatte sich diesen Punkt gut überlegt und war fest entschlossen, seinen Weg voranzuschreiten. Wie alle großen Strategen war er imstande, sich mit den kleinsten Details eines Problems zu beschäftigen, ohne jemals das Ganze aus den Augen zu verlieren. Seit einigen Tagen begann sich für ihn allmählich ein etwas klareres Bild von der Situation zu formen. Er begann zu erkennen, welche Ziele der Feind verfolgte.
    »Sir, ich bin der Überzeugung, dass es zu Ihrem eigenen Besten ist, wenn ich Ihnen nicht erzähle, was ich bisher herausgefunden habe und was meiner Ansicht nach im Laufe der nächsten Woche passieren wird.«
    Präsident Hayes machte ein etwas säuerliches Gesicht. »Ich weiß nicht, ob ich das so gut finde.«
    »Das verstehe ich, Sir, aber es ist wirklich zu Ihrem Besten. Wenn etwas schief läuft, dann müssen Sie in der Lage sein, alles glaubhaft zurückweisen zu können.«
    »Ich fürchte, das ist ohnehin nicht mehr möglich.«
    »Doch, das ist möglich. Sie werden mir die ganze Schuld zuschieben können. Ich werde die entsprechenden Dokumente vorbereiten und sie Irene geben.«
    Präsident Hayes sah Stansfield überrascht an. »Warum tun Sie das?«, fragte er schließlich.
    »Ich werde bald sterben, Sir. Ich habe Ihnen geraten, diesen Weg einzuschlagen – und deshalb werde ich auch die Schuld auf mich nehmen, wenn es erforderlich ist.«
    »Also, das gefällt mir gar nicht, Thomas.«
    »Es ist der einzige Weg, Sir. Ich fürchte, die Sache wird noch ziemlich unangenehm werden.«
    »Wie unangenehm?«
    Stansfield überlegte einige Augenblicke, ehe er antwortete. »Mitch Rapp versucht gerade herauszufinden, wer es in Deutschland auf ihn abgesehen hatte – und er ist schon ein gutes Stück weitergekommen.«
    »Und?«
    »Ich habe ihm die Anweisung gegeben, die Spur zu verfolgen – egal, wie hoch hinauf sie führt.«
    Der Präsident räusperte sich. »Welche Anweisung hat er, falls er mit seiner Suche Erfolg hat?«
    »Sir, Sie sollten das wirklich nicht wissen.«
    Hayes beugte sich vor und sagte im Flüsterton: »Thomas, wenn die ganze Sache bis zu Charles Midleton führt, dann können Sie doch nicht einfach Mitch Rapp sagen, dass er ihn töten soll.«
    »Sir, ich hoffe doch sehr, dass diese Spur nicht so hoch hinauf führt.«
     
    Neun Blocks vom Weißen Haus entfernt fuhr ein Taxi beim Four Seasons Hotel in der Pennsylvania Avenue vor. Ein von Kopf bis Fuß schwarz gekleideter Türsteher öffnete die hintere Wagentür und reichte dem Fahrgast seine behandschuhte weiße Hand. Eine Frau mit glänzendem kastanienbraunem Haar stieg aus dem Fond und zog sogleich bewundernde Blicke auf sich. Donatella Rahn konnte ihre Schönheit nun einmal nicht verbergen, auch wenn sie, wie an diesem Tag, nur einen schlichten schwarzen Armani-Hosenanzug trug – nichts Aufregendes, doch genau das Richtige für eine über dreizehnstündige Reise. Donatella hatte Mailand kurz nach Mittag verlassen. Der achtstündige Flug endete am Nachmittag um halb drei Uhr Ortszeit auf dem JFK-Flughafen in New York. Sie brauchte eine Stunde beim Zoll und eine weitere Stunde, um in die Stadt zu kommen. Donatella schaute kurz bei einigen Bekannten aus der Modebranche vorbei, besorgte sich einige notwendige Dinge und fuhr zur Grand Central Station weiter. Um halb neun Uhr abends fuhr ihr Zug

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