Die Entscheidung
schließlich: »Was machen wir jetzt?«
»Wir warten«, antwortete Pelachuk.
»Worauf?«
»Ich habe keinen Schlüssel«, sagte er in möglichst unschuldigem Ton.
»Nun, ich habe einen.«
Pelachuk sah seinen Kollegen an. »Was meinst du?«
»Wie lange werden wir denn warten?«, fragte Salem.
»Keine Ahnung. Eine Stunde … vielleicht zwei.«
»Dann würde ich sagen, warten wir drinnen, wenn sie einen Schlüssel hat.«
Pelachuk drehte sich zu Anna Rielly um. »Möchten Sie hineingehen?«
»Ja«, sagte Anna und wollte schon die Wagentür öffnen.
»Einen Augenblick. Ich sehe mich erst einmal um, dann gehen wir hinein.« Er wandte sich wieder seinem Kollegen zu. »Wenn irgendetwas passiert, bring sie hier weg und kümmere dich nicht um mich.«
Special Agent Pelachuk stieg aus dem Wagen und schloss die Tür. Dann zog er seine Waffe und verschwand um die Ecke. Als er zur hinteren Terrasse kam, blickte er kurz zum Strand hinunter und steckte dann die Pistole ein. Er wusste, dass niemand hier war. Sie beobachteten das Haus schon seit Montag. Er zog sein Digitaltelefon hervor, tippte eine Nummer ein und hielt das Handy ans Ohr.
Es klingelte dreimal, ehe sich eine Stimme meldete. »Hallo.«
»Wir sind mit dem Mädchen beim Treffpunkt.«
»Ahnt sie irgendwas?«
»Nein. Sie hat sogar vorgeschlagen, dass wir ins Haus gehen sollen. Genau wie du vermutet hast.«
»Gut. Rührt nichts an, wenn ihr drinnen seid. Wir haben keine Ahnung, ob er nicht irgendwelche Überraschungen auf Lager hat.«
»Alles klar. Sonst noch was?«
»Was unternehmt ihr wegen ihrem Telefon?«
»Wir haben einen Störsender im Kofferraum – ihr Handy ist damit aus dem Spiel.«
»Gut. Meldet euch, wenn sich etwas tut.«
»Okay.« Der Mann, der sich als FBI-Agent ausgab, beendete das Gespräch und steckte das Handy ein. Wenn sie diese Reporterin und ihren Freund ausgeschaltet hatten, würde er noch einmal mit dem Professor sprechen müssen, damit er sich um diesen Gus Villaume kümmern konnte. Jeff Duser blickte in die Dunkelheit hinaus und dachte daran, wie gewinnträchtig die Zusammenarbeit mit dem Professor war. Er beschloss, dass er Villaume umsonst erledigen würde. Nur so zum Vergnügen.
33
Peter Cameron saß auf der langen braunen Ledercouch in Senator Clarks Arbeitszimmer. Er klappte sein Handy zu und legte es auf den Couchtisch. Mit einem breiten Grinsen auf dem bärtigen Gesicht lehnte er sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Sie haben Anna Rielly, und sie ahnt nichts.«
Clark blickte zu Cameron auf. Der Senator trug eine Lesebrille und Latex-Handschuhe und hatte Anna Riellys Tagebuch vor sich auf dem Schreibtisch liegen. Vor ein paar Tagen hatte er sich schon gefragt, ob es eine göttliche Fügung war, dass Rapp in Deutschland seinem Henker entwischt war. Jetzt fügte sich alles noch viel besser, als er es sich je hätte träumen lassen. Die jüngsten Entwicklungen übertrafen seinen ursprünglichen Plan bei weitem.
»Sind sie bei Rapps Haus?«
»Ja, und sie lässt sie sogar hinein, so wie Sie vermutet haben.«
»Gut.«
»Verraten Sie mir jetzt den Rest des Plans?«
Clark klappte das Tagebuch zu und steckte es wieder in den Beutel. Er zog die Handschuhe aus und legte sie auf den Schreibtisch. Mit dem Drink in der Hand ging er zu Cameron hinüber und setzte sich auf den Ledersessel ihm gegenüber. »Was will Mitch Rapp in diesem Augenblick mehr als alles andere?«
»Anna Rielly.«
»Falsch. Er weiß ja noch nicht, dass wir sie haben.«
Cameron dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Clark zeigte mit seinem Glas auf den Professor. »Er will Sie, Peter.«
Cameron leckte sich über die Lippen. »Äh, ja … und wie sieht Ihr Plan aus?«
»Er ist ganz einfach. Sie sind der Köder und gleichzeitig die Falle. Rapp will Sie treffen, nicht wahr?«
»Ja, aber nur, weil er an Sie rankommen will.«
»Das hat er gesagt, aber glauben Sie mir, er will Sie genauso gerne töten wie mich.«
»Aber nur deshalb, weil er nicht weiß, wer Sie sind. Wenn er wüsste, dass Sie es sind, Senator … der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Senat …« Cameron verdrehte die Augen. »Dann wären Sie sicher ganz oben auf seiner Liste.«
»Er wird aber nie erfahren, dass ich hinter alldem stecke, nicht wahr, Peter?«
»Nein … nein, Sir, das wird er nicht.«
»Und warum nicht?«
Cameron wusste nicht recht, was er antworten
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