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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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wenigen Minuten würde sie fündig; Nelson DeMilles neuester Roman stand zusammen mit den früheren Büchern im Regal. Sie holte sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank und ging wieder auf die Veranda hinaus. Sie war genau in der richtigen Stimmung für einen der typischen klugscheißerisch-witzigen Helden von DeMille.
    Dieses Buch war bestimmt ideal, um ihre Gedanken von Mitch und von dem, was er gerade machte, abschweifen zu lassen. Er hatte ihr versprochen, dass das sein letzter Auftrag sein würde. Danach würden sie ein ganz normales Leben führen. Anna blickte hinaus auf die ruhigen Wasser der Chesapeake Bay und sprach ein kurzes Gebet für Mitch – dass er wohlauf sein möge und morgen früh zu ihr zurückkehren würde. Anna schlug das Buch auf und begann zu lesen – fest entschlossen, sich in die Geschichte zu versenken.
     
    Die Verkehrsschilder hatten ihn bewogen, seinen Plan noch einmal zu überdenken. Man konnte in diesem Geschäft unmöglich Erfolg haben, wenn man kein Risiko einging, aber das Kunststück war, es nie zu übertreiben. Wenn er an Hannover vorbei war, gab es kein Zurück mehr. Dann war er bestimmt zweieinhalb Stunden auf der Autobahn unterwegs, ehe er den Wagen in Essen loswerden konnte. Wenn die Fahndung begann, während er noch auf der Autobahn war, dann saß er praktisch in der Falle. Zur Rechten tauchte ein weiteres Schild auf, das darauf hinwies, dass die Ausfahrt zum Flughafen Hannover nur noch einen Kilometer entfernt war.
    Rapp war es gewohnt, allein zu operieren und seine Strategien nie mit irgendjemandem zu diskutieren. Rasch ging er im Geist alle Möglichkeiten durch – ungefähr so wie ein Navy-Pilot, der unterwegs einen Triebwerksschaden erlitt, während er noch hundert Kilometer von seinem Flugzeugträger entfernt war. Es gab keinen Grund zur Panik – es war einfach nur ein Problem, das es zu bewältigen galt und das so rasch und effizient wie möglich. Rapp blickte in den Spiegel und betätigte den Blinker. Während er von der Autobahn herunterfuhr, zog er die Krempe seines Huts noch ein Stück weiter nach unten. Auf Flughäfen gab es immer jede Menge Überwachungskameras, und wenn sie erst einmal den Wagen gefunden hatten, würden sich die besten Anti-Terror-Experten des Landes damit beschäftigen, das Bildmaterial auszuwerten.
    In der vergangenen halben Stunde hatte sich seine Atmung allmählich beruhigt. Rapp war sich ziemlich sicher, dass seine Rippen nur geprellt waren. Wäre etwas gebrochen gewesen, hätte er nur unter großen Schmerzen atmen können. Er folgte den Schildern, die auf das Parkhaus hinwiesen, und hielt vor der Zufahrt an. Bevor er das Fenster hinunterließ, um sich den Parkschein zu nehmen, sah er zu seiner Rechten eine Überwachungskamera, die seine Ankunft aufzeichnete. Als die Schranke nach oben ging, legte er den ersten Gang ein und fuhr die spiralförmig angelegte Rampe hinauf. Er ließ das erste und zweite Geschoss hinter sich und fuhr schließlich auf die dritte Ebene. Während er langsam zwischen den Reihen der geparkten Autos auf und ab fuhr, hielt er nach weiteren Kameras Ausschau und war erleichtert, nirgends welche zu sehen. Rapp parkte den Wagen schließlich zwischen zwei anderen Mercedes ein und ließ das Fenster auf der Fahrerseite einige Zentimeter herunter. Dann legte er die Schlüssel auf den Boden vor dem Fahrersitz, stieg aus und ließ den Wagen unversperrt zurück. Mit etwas Glück würde der Wagen gestohlen, bevor ihn die Polizei fand – doch daran glaubte er selbst nicht so recht. Rapp folgte den Hinweisschildern zum Flughafen-Terminal. Er hinkte absichtlich und machte einen leichten Buckel. Die Hutkrempe tief ins Gesicht gezogen, hielt er nach weiteren Kameras Ausschau.
    Als er das Flughafengebäude betrat, fielen ihm fast augenblicklich mehrere Kameras auf. Sie waren genau an den Stellen montiert, wo man es erwarten konnte; von hoch oben blickten sie auf die Menschenmenge herunter. Leider war in diesem Moment, eine Viertelstunde nach Mitternacht, keine Menschenmenge vorhanden. Wenn sie den Wagen fanden, würden sie ihn wenig später auf dem Bildmaterial der Kameras entdecken. Das war der Grund, warum er hinkte und einen Buckel machte. Außerdem legte er den rechten Arm quer über den Oberkörper und ließ den linken Arm schlaff herabhängen. Das hatte den doppelten Zweck, einerseits seine wahre Körpergröße zu verschleiern und andererseits eine Verletzung vorzutäuschen. Vielleicht würden sie einen Teil ihrer

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