Die Entscheidung
zu verbergen.
Doch nun würde er doch anfangen müssen, Fragen zu stellen – ob es ihm nun passte oder nicht. Mitch Rapp war viel mehr als der Inhaber einer Computer-Beratungsfirma – das stand jedenfalls fest. Die Tatsache, dass er wusste, dass eine Beziehung zwischen seinem Großvater und Scott Coleman bestand, bewies, dass er Zugang zu streng geheimen Informationen hatte.
O’Rourke fuhr auf halbem Weg zwischen Bowie und Annapolis von der Route 50 ab. Er dachte nur ungern daran, wie seine Frau dreingeschaut hatte, als er weggefahren war. Sie war im sechsten Monat schwanger – und nun musste so etwas passieren. Stress war absolut schädlich für sie, das hatten ihnen die Ärzte immer wieder gesagt. Er hatte nur zu deutlich die Angst in ihrem Gesicht gesehen. Bevor er wegfuhr, hatte er ihr noch seine 9-mm-Detonics gegeben, eine Pistole, die sehr handlich war und an die sie sich nach und nach gewöhnt hatte. Zu Beginn ihrer Beziehung hätte sich alles in ihr dagegen gesträubt, eine Waffe in die Hand zu nehmen – doch gewisse Umstände hatten sie veranlasst, ihre Einstellung zu ändern.
O’Rourke wusste, dass ihre Angst nicht ihr selbst galt. Liz war eine starke Frau, und sie befand sich außerdem in einem Haus, das mit einer sündteuren Alarmanlage gesichert war. Nein, sie hatte Angst um ihn. Sie hatten in Annas Wohnung und in Rapps Haus angerufen, und in beiden hatte sich nur der Anrufbeantworter gemeldet. Liz war dagegen gewesen, dass ihr Mann der Sache persönlich nachging; sie wollte lieber die Polizei verständigen. Michael erklärte ihr, warum das nicht ratsam war, und nach einer fünfminütigen hitzigen Debatte gab sie ihm schließlich Recht. Sie wollte aber mit ihm kommen, was eine erneute, noch heftigere Auseinandersetzung zur Folge hatte. Das Ganze endete damit, dass Liz plötzlich starke Unterleibskrämpfe bekam, was sie schließlich zur Einsicht brachte, dass sie Michael nur zur Last fallen würde.
Michael versprach ihr, dass er sie anrufen würde, bevor er bei Rapps Haus ankam, und dass er die ganze Zeit, während er dort war, mit ihr telefonisch verbunden bleiben würde. Er wollte gerade sein Versprechen einhalten und sie anrufen, als das Handy klingelte. O’Rourke griff nach dem Telefon und meldete sich.
»Wo bist du?«, fragte Liz.
»Ich bin fast da.«
»Du hast gesagt, du würdest anrufen.«
Michael ging nicht auf den Vorwurf ein und fragte stattdessen: »Wie fühlst du dich jetzt?«
»Besser. Ich hätte doch mitkommen sollen.«
Auch darauf ging er nicht ein, sondern fragte stattdessen, wie es dem Hund gehe, während er mit dem dunkelgrünen Wagen in die Straße einbog, an der Rapp wohnte.
»Duke geht es gut«, antwortete sie. »Er sitzt neben mir auf der Couch und frisst Popcorn.«
O’Rourke schüttelte den Kopf und hielt an, als er die Zufahrt zu Rapps Haus erreichte. Er war der Ansicht, dass Duke seinen Jagdinstinkt nicht ganz verlieren sollte – doch wie in so vielen anderen kleinen Auseinandersetzungen hatte er auch in diesem Fall den Kürzeren gezogen. O’Rourke hielt auf der von Bäumen gesäumten Straße Ausschau nach anderen Autos – doch es waren keine zu sehen. Als er in die Zufahrt einbog, begann es plötzlich stark zu regnen. O’Rourke klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter und schaltete den Scheibenwischer ein.
»Scheiße.«
»Was ist los?«
»Nichts. Es hat nur gerade starker Regen eingesetzt.« O’Rourke sah Anna Riellys Wagen. »Anna fährt doch einen kleinen BMW, nicht wahr?«, fragte er.
»Ja. Steht er da?«
»Ja. Wann hast du sie zum letzten Mal zu erreichen versucht?«
»Kurz bevor ich dich angerufen habe.«
O’Rourke blickte zu dem kleinen Haus hinüber. Der Himmel hatte sich verdunkelt, doch im Haus brannte nirgends Licht. Es sah nicht gut aus. »Liebling, ich muss jetzt aussteigen und nachsehen.«
»Michael, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist«, erwiderte Liz mit ängstlicher Stimme. »Ich finde, du solltest warten, bis die Polizei da ist.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich schaue nur durchs Fenster hinein. Wenn irgendwas passiert, rufst du die Polizei und danach die anderen Nummern, die ich dir gegeben habe.«
»Michael, sei bitte vorsichtig und mach keine Dummheiten.«
O’Rourke versprach, das eine zu tun und das andere nach Möglichkeit zu unterlassen, und lief dann zu der kleinen Veranda hinüber. Seine Haare und seine Jacke waren bereits durchnässt, als er das schützende Dach erreichte. Er schüttelte sich das
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