Die Entscheidung
Wasser aus den Haaren und zog seine Colt-Pistole Kaliber.45. Durch das kleine Fenster in der Haustür konnte er nichts erkennen, was darauf schließen ließ, dass Anna zu Hause war, und so drückte er mit dem Lauf der Pistole auf die Klingel. O’Rourke wartete ein paar Sekunden und klingelte dann noch einmal.
»Was siehst du?«
O’Rourke versuchte, durch eines der größeren Fenster rechts von der Tür zu blicken, doch die Jalousien waren heruntergelassen. »Nichts.«
»Siehst du vielleicht Glasscherben oder umgeworfene Möbel?«
O’Rourke guckte durch das kleine Fenster. »Nein.« Sein Gesicht war nur ein paar Zentimeter von der Glasscheibe entfernt, als er sah, wie sich etwas bewegte. Erschrocken ließ er das Handy fallen, sprang zurück und riss die Pistole mit beiden Händen hoch. O’Rourke ging mit pochendem Herzen neben der Tür in Position und überlegte, ob er das Handy aufheben oder sich eine bessere Deckung suchen sollte. Die ängstliche Stimme seiner Frau aus dem Telefon behielt die Oberhand; er bückte sich rasch, um das Handy aufzuheben – und in dem Moment ging die Tür auf.
12
Peter Cameron hatte schon seine Zweifel gehabt, ob er Villaume überhaupt anrufen sollte. Der Mann war ein wenig zu unabhängig für seinen Geschmack. Doch er hatte Recht, was Duser betraf. Der Mann und sein Team gingen stets schwer bewaffnet in ihre Einsätze – und sie hatten keinerlei Skrupel, von ihren Waffen reichlich Gebrauch zu machen. Villaume wiederum agierte zwar stets vorsichtig und unauffällig – dafür gab es mit ihm ein anderes Problem; es fehlte ihm eindeutig an Loyalität – und das nicht nur gegenüber seiner Wahlheimat, sondern auch gegenüber seinem früheren Arbeitgeber, der CIA.
Cameron blickte durch die Windschutzscheibe des gemieteten Vans hinaus auf die Straße. Es war Viertel vor fünf Uhr abends, und die hohen Gipfel warfen bereits ihre Schatten ins Tal. Der Van wurde auf dem Parkplatz des Buffalo Bill Motels abgestellt, einem netten kleinen Motel am Rand von Evergreen, Colorado. Evergreen war ein schönes Städtchen in den Bergen, rund vierzig Minuten westlich von Denver; es war von allen Seiten von riesigen Hügeln umgeben, die man überall anders als in den Rockies als Berge bezeichnet hätte. Ein halbes Dutzend Bäche liefen von den Hügeln herab und trafen sich im Zentrum der Stadt. In Evergreen spielte sich der gleiche Kampf ab wie in vielen anderen Städten im ganzen Land. Überall schossen teure Häuser und Golfplätze aus dem Boden, sodass die alteingesessenen Bewohner des Städtchens innerlich zerrissen waren zwischen dem wachsenden Wohlstand, den die Neuankömmlinge mit ihren Dollars brachten, und dem Verlust an Ruhe und Beschaulichkeit, den dies mit sich brachte.
Doch all das kümmerte Peter Cameron überhaupt nicht. Er wartete im Van, so wie Villaume es ihm gesagt hatte. Villaume hatte das Hotel allein betreten, um die Formalitäten zu erledigen. Er hatte Cameron mehr als einmal gesagt, dass er den Van unter keinen Umständen verlassen solle. Cameron hasste es, von diesem Kerl wie ein Anfänger behandelt zu werden, obwohl er schon fast so lange im Geheimdienst-Geschäft wie der Franzmann war. Gewiss, er hatte nicht die reiche Erfahrung an Einsätzen wie Villaume, aber er hatte auch einiges miterlebt.
Villaume hatte die Gruppe geteilt, als sie in Colorado Springs angekommen waren. Mithilfe von falschen Papieren hatten sie von National Car Rental einen Van und einen Jeep Cherokee gemietet. Er und Cameron waren im Van weitergefahren, während Mario Lukas und Mary Juarez den Jeep genommen hatten. Lukas und Juarez befanden sich im Moment in den Bergen, wo sie das Haus der Jansens überwachten. Wenn sie irgendetwas Ungewöhnliches sahen, würden sie es sofort melden; ansonsten sollten sie die Überwachungsgeräte installieren und danach essen gehen. Villaume wollte auf keinen Fall, dass irgendjemand die vier Mitglieder der Gruppe zusammen sah.
Die Maschine der Jansens würde erst um neun Uhr ankommen – also hatten sie genügend Zeit, um alles vorzubereiten. Villaume kam mit Schlüsseln in der Hand zum Van zurück und fuhr den Wagen an die Rückseite des Motels. Die beiden Männer nahmen Teile der Ausrüstung aus dem Wagen und trugen sie ins Zimmer hinauf. Cameron legte seine Sachen auf eines der Betten und blickte sich im Zimmer um. Der Fußboden war mit
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