Die Entscheidung
war einfach kläglich. Während er sich nun hinsetzte und Frischkäse auf seinen Bagel strich, überlegte er, wie weit er gehen konnte, ohne dass die beiden erkannten, was er im Schilde führte.
Clark hatte nicht die Absicht, den Außenminister zu fragen, warum er ihn zu diesem Treffen gebeten hatte. Der Senator kannte den Grund ohnehin. Seine Spione im Weißen Haus und im Außenministerium hatten ihm geflüstert, dass es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Präsidenten und dem wichtigsten Mitglied seines Kabinetts gekommen war. Der Vorfall, dessen Zeuge auch der deutsche Botschafter geworden war, musste für den Außenminister ziemlich peinlich gewesen sein.
Rudin löffelte seine Grape-Nuts und teilte Midleton dabei seine Gedanken über die Vorgänge in der Central Intelligence Agency mit. Schließlich beendete er seinen Vortrag und wandte seine Aufmerksamkeit dem Neuankömmling zu.
»Hank, haben Sie schon gehört, was gestern im Weißen Haus passiert ist?«
Clark stellte sich dumm und schüttelte den Kopf. In den folgenden vierzig Sekunden teilte ihm Rudin ziemlich aufgebracht mit, was sich im Oval Office zugetragen hatte. Midleton saß etwas geknickt da und schwieg. Clark wusste, dass er sich nicht zu sicher fühlen durfte. Rudin und Midleton stellten sich zwar oft ziemlich amateurhaft an, doch sie gehörten trotzdem zu den einflussreichsten Politikern in der Stadt. Und sie waren Demokraten, also politische Gegner. Wenn ihnen auch nur der kleinste Verdacht kam, dass er sie für seine Zwecke benutzte, war alles vorbei.
Als Rudin mit seiner Litanei fertig war, stellte Clark sein Fruchtsaftglas ab und wandte sich dem Außenminister zu. »Es tut mir Leid, was Ihnen widerfahren ist, Charles. Es gehört sich nicht, dass der Präsident Sie in der Öffentlichkeit bloßstellt. Trotzdem scheint er in der Sache nicht ganz Unrecht zu haben.«
Bevor Midleton etwas einwenden konnte, setzte sich Rudin erregt zur Wehr. Sein wettergegerbtes Gesicht verzerrte sich zur Grimasse. »Wie können Sie sagen, dass er nicht Unrecht gehabt hat? Haben Sie mir überhaupt zugehört, was ich Ihnen gerade erzählt habe?«
»Al, dieser Hagenmüller hat sich mit den falschen Leuten eingelassen.«
»Mit den falschen Leuten? Das behauptet die CIA, und wir wissen doch alle, was wir von solchen Geschichten zu halten haben.«
»Darüber haben wir doch schon diskutiert, Al. Wir haben eben unterschiedliche Auffassungen über den Wert der CIA.« Clark biss von seinem Bagel ab und wartete auf die unvermeidliche Tirade.
»Diese jämmerliche CIA ist die größte Geldvernichtungsmaschine, die es in diesem Land je gegeben hat. Ihre Aktivitäten sind größtenteils verfassungswidrig und bedrohen die Demokratie nicht nur in diesem Land, sondern überall auf der Welt.«
Clark lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht hierher gekommen, um mir eine Predigt über etwas anzuhören, worüber wir nie der gleichen Ansicht sein werden. Also, wenn Sie beide irgendetwas Konstruktives mit mir besprechen möchten – dann sollten wir jetzt anfangen. Ansonsten habe ich genug anderes zu tun.«
Rudin schüttelte frustriert den Kopf. Es machte ihn wütend, dass sein Freund aus Arizona einfach nicht einsehen wollte, was die CIA wirklich war.
Es war schließlich der stets diplomatische Midleton, der sich an Clark wandte. »Hank, was wissen Sie über den Gesundheitszustand von Thomas Stansfield?«
Clark musste sich das Lächeln verkneifen. Sie bewegten sich genau in die Richtung, wo er sie haben wollte. »Meine Quellen sagen mir, dass er höchstens noch zwei Monate zu leben hat – vielleicht nicht einmal so lange.«
Midleton nickte mit ernster Miene, so als würde er Stansfields nahen Tod zutiefst bedauern. »Machen Sie sich Sorgen wegen der Frage, wer sein Nachfolger werden könnte?«
»Natürlich mache ich mir deswegen Sorgen.«
»Haben Sie schon irgendwelche Namen gehört?«
»Nein«, antwortete Clark kopfschüttelnd. »Sie sitzen doch im Kabinett, nicht ich.«
»Na ja, als Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Senat haben Sie da auch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.«
»Nur wenn es darum geht, einen Kandidaten zu bestätigen. Ihr Präsident ist derjenige, der den Kandidaten vorschlägt. Wir stellen dem Betreffenden dann noch ein paar Fragen und entscheiden uns für oder gegen ihn.«
»Sie sind viel zu bescheiden«, erwiderte Midleton. Rudin schüttelte indessen nur den Kopf und versuchte mit einem
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